Das ATOS-Magazin
 
  zurück zum News-Archiv
Anfang zurück vorwärts Ende 

7.9.2000

Scanner am Atari und kompatiblen Systemen

Von Thomas Kerkloh

Atarianer haben es schon schwer: da bietet der "ich bin ja blöd"-Markt um die Ecke einen so günstigen DIN A4-Scanner für nur 80,00 DM an und man kann dabei nicht ruhigen Gewissens zugreifen. Gibt man der Versuchung trotzdem nach, so geht es bei der Inbetriebnahme am heimischen Atari oft mit Problemem los.

Dabei hätte er sich den weiteren Ärger ersparen können, er hätte nur diesen extra für solche Fälle geschriebenen Artikel der ATOS lesen müssen ...

Inhalt:

Klartext

Heutige (Billig-)Scanner für den Parallelport sind in aller Regel nicht am Atari nicht einsetzbar,

  • da es für die TOS-kompatiblen Systeme keine Treiber gibt.
    Grund:
    Es gibt keinen einheitlichen Standard für Parallelport-Scannersteuerung wie z.B. für SCSI, und die Firmen bringen immer wieder neue Scanner mit neuen Treibern auf den Markt. Es ist teilweise sehr schwer, Informationen über die Art der Ansteuerung von den Firmen zu bekommen (eine Möglichkeit ist das Linux-Paket sane, das recht viele Scannertreibersourcen enthält).
  • da den Ataris bzw. dem bidirektionalen Parallelport der Ataris einige Steuerleitungen fehlen. Beim Milan sieht das wieder anders aus, aber da greift zur Zeit Grund 1. Zur Zeit liegen keine Informationen über Scannertreiber für den Parallelport des Milan vor.

    Aus demselben Grund laufen auch nur einige Funktionen dieser Multifunktions-Geräte, die Fax, Scanner und Drucker in einem sind.

    Aus dem gleichen Grund gibt es auch keinen Anschluss eines Parallelport-ZIP-Drives am Parallelport eines Atari. Beim Milan sieht es wieder anders aus, er hat eine vollständige bidirektionale (ECP/EPP-fähige) Schnittstelle. Es fehlen da eigentlich nur noch die Treiber ... Via ROM-Port-Adapter von Woller und Link ist es allerdings möglich, ein solches Parallelport-Zip-Drive am Rom-Port des Atari anzuschließen.

Scanner, die nur am Parallelport eines intel-kompatiblen PCs angeschlossen werden können, sind in der Regel an dem entsprechenden Aufdruck auf dem Karton und am Preis zu erkennen (zumeist unter 150 DM, von vielen Händlern und insbesondere Großhandelsketten wie dem MediaMarkt werden diese Geräte schon ab 80 DM verkauft).

Alteingesessene Atarianer werden jetzt zu Recht einwerfen, das es sehr wohl am Atari möglich, ist einen Scanner am Parallelport zu betreiben und das es sehr wohl Treiber dafür gibt.

Es handelt sich dabei um die Scanner von ehemals PrintTechnik und um einige Epson GT-Modelle, welche größtenteils heute nicht mehr hergestellt werden und bei denen die fehlenden Leitungen über andere Ports teils nachgebildet wurden/werden (siehe Andere Anschlussmöglichkeiten).

USB-Scanner

USB-Scanner sind ebenfalls zur Zeit nicht am Atari einsetzbar,

  • da es bisher für die Atari-Rechner ST, STe, TT, F030 keine USB-Schnittstelle gibt.
  • da es für die theoretisch per Karte ausrüstbaren Atari-kompatiblen Rechner (Hades, Medusa, Milan I) keine Treiber gibt.

Der seit Ende 1999 angekündigte Milan II soll mit einem USB ausgerüstet werden — ob dann USB-Scanner dort unterstützt werden, hängt dann ebenfalls von der Verfügbarkeit von Treibern ab.

Die SCSI-Scanner und Treiber

Bei SCSI-Scannern sieht es schon besser aus, zumindest einige können am Atari dank existierender Treiber eingesetzt werden. Und einigen der Treiber ist es möglich, diese Scanner auch unter den Emulatoren MagiCMac und MagiCPC zu nutzen.

Ermöglicht wird dieses durch den Treiber SCSI-Treiber von Steffen Engel.

Zur Zeit sind folgende Treiber für SCSI-Scanner am Atari bekannt:

Die ersten sechs Treiber sind auch auf aktuellen Systemen funktionsfähig, bei den restlichen ist es eher fraglich, ob sie z.B. unter MagiC oder N-AES überhaupt funktionieren.

Welcher Treiber mit welchem Scanner

Welcher Treiber mit welchem Scanner nun am Atari funktioniert, kann man dieser Kurzübersicht entnehmen:

  • ScanX bzw. ScanXPRO
    • Microtek:
      Scanmaker E3, E3+, E6, E6+, E330, E630, V300, V310, X6, 35t+, V300, V310
    • Umax:
      ASTRA 1200S, 1210S, 1220S, PowerLook II, VISTA SE6, VISTA, S12, Umax 610
      Der Treiber für 600S/610S wird wohl später angepasst.
  • Mustek Paragon Scanner Driver
    • Mustek:
      Paragon 6000/1200 CX, 600/1200 SP/SP II
  • HP Scanner Driver
    • HP:
      HP ScanJet IIcx, 3C, 4P/C, 5P
  • NovaScan
    • Mustek:
      MFS 6000/12000CX(3-Pass), 600/1200SP/SPII, 800SP
    • HP:
      SCANJET IICX, IIp, 3P/C, 4P/C
  • GT-Look II
    • Epson:
      Epson GT 4000, Epson GT 6000, Epson GT 6500, Epson GT 8000, Epson GT 8500, Epson GT 9000
  • Sandrine 4
    UMAX ASTRA 600S ( ScanOffice 600 ), UMAX ASTRA 610S (ScanOffice 610/FunScan 610), UMAX ASTRA 1220S (ScanOffice 1220/FunScan 1220)

Was man sonst noch benötigt

Neben dem Problem "welcher Treiber für welchen Scanner" muss man sich auch noch folgende Punkte vor Augen führen:

weitere Software

Neben dem reinen Treiber, der ja "nur" Daten vom Scanner in den Rechner holt, ist für die weitere Bearbeitung der Grafiken ein geeignetes Programm notwendig. Diese ist bei den neueren Atari-Treibern im Gegensatz zu Scannerpaketen auf anderen Systemen wie z.B. MacOS nicht mit dabei! Eine Möglichkeit, die Bilder auszudrucken, werden wohl die meisten Programme bieten, ansonsten benötigt man dazu ebenfalls noch geeignete Software.

Plattenkapazität

Je nach Größe der eingescannten Bilder sollte allein schon für die Grafikdateien ausreichend Platz auf dem Speichermedium sein. Bearbeitet man die Bilder weiter so wird mannöch mehr Platz benötigen da man zumeist mit Backups der Bilder arbeitet um das Original im Falle eines Falles nicht nochmals einscannen zu müssen.

Gleiches gilt beim Ausdruck z.B. via NVDI: NVDI benötigt je nach Größe und Farbtiefe zusätzlichen Platz auf der Festplatte. Was an Datenmengen anfallen kann, sieht man im Kapitel Datenmengen.

Speicher

"Speicher ist nur durch eines zu ersetzen: noch mehr Speicher" Das gilt insbesondere für den Bereich der Grafikbearbeitung bzw. dem Bereich der Elektronischen BildVerarbeitung. Auch hier sei auf das Kapitel Datenmengen verwiesen.

KnowHow

Warum sieht jetzt das gescannte Zeitungsbild so seltsam gemustert aus? Benötige ich für meinen 300-dpi-sw-Ausdruck Bilder in 600 dpi TrueColor? Wie hole ich das Optimale aus meinen Vorlagen beim Scannen heruas? Diese und andere Fragen werden in den fast schon unzähligen Büchern beantwortet die es zum Thema Scannen am (nicht nur) heimischen Computer gibt. Ein Einsteiger benötigt sie nicht unbedingt, der etwas ambitioniertere Anwender hätte die Fragen sicherlich gerne im Laufe seiner Scannernutzung beantwortet.

Support

  • ScanX bzw. ScanXPRO
    Support über: Homa System
    Weiterentwicklung: zur Zeit keine neue Version in Arbeit
  • Mustek Paragon Scanner Driver
    keine Angaben; es ist auch sicher sinnvoller, beim Neuerwerb NovaScan zu kaufen, da dort mehr Scanner unterstützt werden
  • HP Scanner Driver
    keine Angaben; es ist auch sicher sinnvoller, beim Neuerwerb NovaScan zu kaufen, da dort mehr Scanner unterstützt werden
  • NovaScan
    Wo nun die Rechte liegen, ob nun bei Computerinsel oder Axel Gehringer oder ganz woanders: es ist uns nicht bekannt und die verschiedenen Angaben wiedersprechen sich sogar teilweise.
    Support im weitesten Sinne gibt es wohl für das Produkt nicht mehr.
  • GT-Look II
    Support: keiner
    Weiterentwicklung: nein
    Der Autor Markus Juergens ist aber für Kommentare erreichbar:
    Markus Juergens
  • Sandrine 4
    Centek ist seit Juni 2000 aufgelöst
    keine Angaben
  • IDC-Microtek
    keine Angaben
  • Microtek-Scan
    keine Angaben
  • GT-Scan
    keine Angaben
  • GDPS-Scannertreiber
    keine Angaben
  • Tamarak-Scanner-Treiber
    keine Angaben

Scanner-Fazit

Verfügbarkeit von Treibern

Wenn man nicht ein komplettes Paket (bestehend aus Scanner und dazu passenden Treiber) bekommt, so ist das Risiko für einen Atarianer recht hoch, dass er seinen erworbenen Scanner mangels Treiber an seinem System nicht einsetzen kann.

Aktuell macht es nur Sinn, SCSI-Scanner zu erwerben, die via ScanX bzw. ScanXPRO, GT-Look II, NovaScan, Sandrine 4 oder Mustek Paragon Scanner Driver- bzw. HP Scanner Driver angesteuert werden können, und selbst dabei ist ein Komplettpaket zumeist die bessere Lösung. Wenn man nicht die Information hat, das der Scanner XYZ inkl. Treiber auf seinem System ohne Probleme funktioniert, so sollte man beim Kauf entweder eine Rückgabemöglichkeit aushandeln oder/und diesesn Scanner nebst Treiber zunächst an seinem eigenen System testen.

Sollte dieses nicht möglich sein, z.B. beim Neukauf im MediaMarkt, Saturn oder Vobis so könnte man notfalls zumindestens seinen Rechner mit zum Händler nehmen, um den Scanner dort zu testen. Die Versionen von ScanX bzw. ScanXPRO, NovaScan, Sandrine 4 oder Mustek Paragon Scanner Driver- bzw. HP Scanner Driver existieren als Demoversionen und GT-Look II ist frei erhältlich.

Emulatoren

Arbeitet man unter einem Emulator auf einem Apple Macintosh bzw. einem Clone oder unter einem Intel-kompatiblen System, so ist es ja kein Problem, den Scanner nebst Treiber passend zum Wirtssystem zu kaufen. Für Mac gibt es nur SCSI- und, seit Erscheinen des IMac, auch USB-Scanner, am Intel-kompatiblen System klappt es auch mit dem Parallelport. Die Treiber sind frei erhältlich, Updates können im Regelfall direkt von der Homepage des Herstellers heruntergeladen werden und Bildbearbeitungssoftware zum Nulltarif ist in den allermeisten Fällen mit dabei.

Leistungsfähigkeit

Eine andere Problematik neben der Verfügbarkeit von Treibern ist die Leistungsfähigkeit der Atari-Software. Jeder, der auf dem Wirtssystem Apple Macintosh z.B. das Programm Silverfast kennt, ist dann von den Möglichkeiten der Atarisoftware doch etwas enttäuscht.

Natürlich variieren Qualität bzw. die Möglichkeiten der Software, egal auf welchem System sie nun läuft, teils sehr erheblich. Doch einen Blick über den Tellerrand auf andere Software würde so manchem Autor sicherlich so einiges an Anregungen bringen, die dann allerdings noch in einer neuen Version umgesetzt werden müssten. Leider sieht es gerade mit diesem Punkt sehr schlecht aus. Selbst die relativ neuen Programme werden nach unseren Recherchen nicht mehr weiterentwickelt (siehe auch das Kapitel Support. Der Benutzer muss also mit dem Stand der Dinge zurechtkommen.

Es ist allerdings nicht so, dass es nichts Positives zu berichten gibt Da gibt es Autoren, die ihre Software zur Freeware erklären und Usern bei Fragen auch weiterhelfen, Autoren, die teils neue Konzepte für Scannertreiber für den Atari aus den Erfahrungen aus den Sourcen von Linux (sane ist dort das ultimaive Sourcenpaket für den Bereich Scanneransteuerung) in Arbeit haben, Autoren, die bereit wären ihr KnowHow an Treiberschreiber weiterzugeben, Autoren die einen systemübergreifenden Scannertreiber in Arbeit haben.

Interessant sind dabei die folgenden beiden Ideen/Projekte:

  • Atari-Treiber als Open-Source-Projekt in Anlehnung an Linux (sane)

    Dazu bedarf es einer konsequenten Definition der Schnittstellen (USB, SCSI, Firewire, Parallel) und deren Treiber, wobei zur Zeit nur Treiber für SCSI bereitstehen (SCSI-Driver).

    Gleichzeitig muss man auch überlegen, wie die Bilder vom Scan-Programm in das Bildverarbeitungsprogramm übernommen werden sollen, GDPS scheint (wegen Memory-Protection) nicht mehr sinnvoll zu sein. Es wird also ein GEM-Frontend benötigt, das über eine definierte Software-Schnittstelle mit dem Scanner-Backend kommuniziert, so dass nach und nach weitere Backends implementiert und dem Hauptprogramm entweder als Module bereitgestellt oder einfach dazugelinkt werden können.

    Kontakt: Diethard Janssen

  • auch Atari-Treiber über einen systemübergreifenden Scannertreiber ebenfalls in Anlehnung der sane-Sourcen

    Es gibt eine plattformunabhängige Klassenbibliothek Namens WxWindows (http://www.wxwindows.org/). Würde jemand einen Port für Atari-Systeme dazu programmieren, so wäre es kein großes Problem, dann auch eine Version für Atari-Systeme der dann noch zu programmierenen Scanner-Programme zu kompilieren (natürlich würde es dann auch möglich sein, andere Programme auf den Atari zu portieren).

    Kontakt: Markus Juergens

Leider war es nicht möglich, alle Treiber für diesen Artikel direkt selber zu testen bzw. sie intensiver zu in Augenschein zu nehmen, aber im Zeitalter von Multitaskingsystemen muss es aber z.B. nicht mehr sein, dass man die Steuerungsoberfläche der Treiber wie z.B. ScanX oder NovaScan in einen modalen Dialog legt, der das komplette System sperrt - das es anders geht, zeigt ja gerade GT-Look II. Auch die Möglichkeit, einen Teilbereich als Preview in der Scanauflösung vorzuscannen, ist eine Möglichkeit, die Treiber von anderen Welten bieten.

Schlussbemerkung

Dieser Artikel war anfänglich nur eine Zusammenfassung diverser Informationen zum Thema Scanner am Atari und sollte eine FAQ-Sammlung mit Antworten werden. Die nun in diesem Artikel eingeflossenen Informationen sind nach besten Wissen und Gewissen zusammengetragen worden, für ihre Richtigkeit kann aber kein Gewähr übernommen werden. sollte jemand weitere Informationen zu einzelnen Treibern und Scannern haben, so würde der Autor diese gerne zur Vervollständigung in die Datenbank einfügen.


Anfang zurück vorwärts Ende  Seitenanfang

Copyright und alle Rechte beim ATOS-Magazin. Nachdruck und Veröffentlichung von Inhalten nur mit schriftlicher Zustimmung der Redaktion.
Impressum - Rückmeldung via Mail oder Formular - Nachricht an webmaster