Von Matthias Berger
Das Multimedia-Zeitalter schreitet im Bereich der Computerhard- und Software konsequent voran. Die Entwicklung von Prozessoren mit immer höherer Rechenleistung ist ein Zeichen hierfür. Immer neue Datenkompressionstechniken und Medien mit stetig anwachsendem Speicherplatz erlauben es, immer größere Datenmengen zu transferieren.
Ziel ist es, sämtliche Informationen, seien sie historischer Art, oder aus dem aktuellen Geschehen, in Text, Bild und Ton auf dem Computer verfügbar zu machen. Durch sogenannte Links werden die Daten in ihrem gegebenen Zusammenhang miteinander verbunden, und dadurch immer schneller verfügbar. Man klickt einfach auf einen dieser Links und schon gelangt man zu einem entsprechenden weiterführenden Hinweis, der ein ergänzender, weiter informierender Text, Videofilm und/oder eine Tonaufzeichnung sein kann. Ein System, welches diese genannten Darstellungsformen beherrscht, wird als multimediales Equipment bezeichnet.
Auf dem ATARI hat sich diese Form der Verknüpfung von Informationen über Links am stärksten durch Online-Hilfe-Systeme verbreitet. Am bekanntesten dürften hier die Programme 1STGUIDE von Guido Vollbeding und der sich am stärksten verbreitete ST-GUIDE von Holger Weets sein.
Ein Vorreiter der multimediafähigen Datenträger und der Anschluß eines CD-ROMs am ATARI soll Thema dieses Textes sein.
Dieser Text erschien vor zwei Jahren im damaligen Sienera Online Magazin für den FALCON, und erscheint jetzt in einer überarbeiteten Version in der ATOS. Da ich mich immer noch mit Fotografie und dem Kodak-Photo-CD-Format beschäftige, konnte ich einige Neuerungen im Text verwirklichen. Kodaks Photo-CD ist eine EBV-Anwendung (= Anwendung für elektronische Bildverarbeitung, d.Red.), die logischerweise am sinnvollsten auf TOS-Rechnern mit Grafikkarte ab 256 Farben, besser Millionen Farben zur Geltung kommt. Aber auch auf SW-Rechnern ist diese Anwendung durchaus nutzbar.
Doch zunächst brauchen wir etwas Hardware.
1995 erst bekam mein Falcon ein CD-ROM-Laufwerk der Marke Panasonic CR-504-B. Das XA-Laufwerk (eXtended Architecture; unterstützt Mode 1 und 2 CDi und z.B. Kodak PCD) arbeitet mit 4-fachem Speed und ist multisessionfähig (hierzu später noch mehr).
Die Photo-CD war und ist auch heute noch für mich das ideale Medium, um Bilddaten von meiner handelsüblichen Kleinbildkamera in den Computer zu bekommen. Hier kann ich die Bilder dann beliebig bearbeiten und z.B. in die Texte meiner Textverarbeitung einbinden.
Im Vordergrund steht bei der Photo-CD die Möglichkeit, Bilddateien auf lange Zeit sicher zu archivieren. Zudem enthält das Format PCD fünf bis sieben verschiedene Auflösungsstufen, welche auf die verschiedenen Bildschirmauflösungen VGA/TV/HDTV usw. abgestimmt sind. Ideal für eine schnelle Durchsicht eines Bildarchives sind die kleinen Auflösungen geeignet, da man bei den kleinsten Auflösungen des PCD-Formates erhebliche Ladezeit der einzelnen Bilder einspart (s.a. OVERVIEW.PCD). Um am ATARI ein CD-ROM-Laufwerk zu betreiben, sind spezielle Treiber notwendig.
Da auf der CD ein anderes Dateisystem verwendet wird (ISO 9660), welches die Daten nach einem anderen Schema ablegt, als es das GEMDOS macht, ist es notwendig, um diese Daten dem ATARI verständlich zu machen, die Betriebssystemerweiterung METADOS einzubinden. Aktuell ist hierbei die Version METADOS 2.7, vom 30. August 1996. METADOS wird als Autostartprogramm im AUTO-Ordner installiert. Die speziellen CD-ROM-Treiber, die hier auch ihren Platz finden, unterscheiden sich zudem noch in der Fähigkeit, Audiokommandos umsetzen zu können, was von herkömmlichen Fest- und Wechselplattentreibern in der Regel nicht erwartet wird.
Wo bekommt man nun die CD-ROM-Treiber her? Ein Paket gibt es sogar fast umsonst!
Es gibt noch die EGON CD-TOOLS, worüber mir aber leider zur Zeit keine aktuellen Informationen vorliegen.
Mit diesen Treibern müßten sich alle gängigen SCSI-CD-ROM-Laufwerken an ATARI TT und FALCON mit SCSI-Bus und Mega ST/Es mit SCSI-Host-Adapter betreiben lassen, aber natürlich auch die unten erwähnten ACSI-Geräte.
Es folgt eine mir bekannte Auflistung von CD-ROM-Laufwerken, die am ATARI betrieben werden können.
GELLERMANN UND FELLMUTH
Frankenbergstraße 38
12589 Berlin
Welches Thema hatte ich angestrebt, ... Ach, ja!
Tja, da sind wir bei dem schon erwähnten Schlagwort "Multisession CD-ROMs" angelangt. In der Regel kann man heute sagen, daß alle CD-ROM-Laufwerke ab 4-fachem Speed multisessionfähig sind.
Eine Multisession-CD ist eine CD, die in mehreren Sitzungen beschrieben worden ist. Ältere CD-ROM-Laufwerke können hingegen nur CD-ROMs lesen, die in einem Durchgang beschrieben wurden bzw. bei Multisession-CDs nur die Daten, die bei der ersten Sitzung auf die CD gebrannt wurden.
Eine typische Multisession CD ist die Photo-CD von KODAK. Mit dieser CD besteht die Möglichkeit, in zeitlich unbestimmten Abständen Bilddaten von unterschiedlichen Negativfilmen in einer oder mehreren Sitzungen auf die CD zu überspielen. Die KODAK Photo-CD ist hierbei wohl eine der günstigsten Möglichkeiten, farbige hochauflösende Bilder in hoher Qualität in den Rechner zu bekommen. Dieses Verfahren ist sowohl für private als auch für professionelle Repro- u. DTP-Anwender sinnvoll.
Da diese CD in mehreren Sitzungen beschrieben wird, benötigt man, wie wir schon wissen, ein multisessionfähiges CD-ROM, die METADOS-Erweiterung und z.B. einen TOS-Rechner bzw. eines der Toskompatiblen Betriebssysteme MINT/NAES oder MULTITOS. Mit älteren TOS-Versionen (TOS 4.04 funktioniert z.B. auch ohne MiNT) ohne MiNT.Kernel läßt sich mit der METADOS-Erweiterung nur die erste Sitzung auf der CD lesen. Das heißt, die CD muß dann in einer einzigen Session beschrieben worden sein, um die volle Kapazität der CD ausschöpfen zu können!
KODAK hat sich ein eigenes Bildformat erstellt, in dem fünf bis sieben verschiedene Auflösungen enthalten sind. Diese Bilder werden im YCC-Format gespeichert und nicht im weit verbreiteten RGB-Format (Zum YCC-Format verweise ich auf den ST-GUIDE Hypertext Grafikformate von Georg Schwarz). Diese Datei wird als Image-Pack bezeichnet. Die drei kleinsten Auflösungen sind für den schnellen Zugriff unkomprimiert gespeichert. Die Dateiextension heißt PCD.
Die untere Tabelle ist eigentlich selbsterklärend, aber dennoch ein paar Hinweise:
Die folgenden Auflösungen können aus einer Photo-CD-PCD-Datei gewonnen werden:
Anwendung | Base | Auflösung | 24-Bit-Datei |
Thumbnail/ | |||
Indexprint | /16 | 192 x 128 | 0,019 MB |
Preview | / 4 | 384 x 256 | 0,074 MB |
TV/PC/VGA | Base | 768 x 512 | 0,294 MB |
HDTV | * 4 | 1536 x 1024 | komprimiert; ca. 2,0 MB |
Photo | *16 | 3072 x 2048 | komprimiert; ca. 4,8 MB |
Profess. Extens. | *64 | 6144 x 4096 | komprimiert; ca. 18,9 MB |
Zusätzlich können für professionelle und medizinische Anwendungen die folgenden Auflösungen in einer PCD-Datei enthalten sein:
Anwendung | Base | Auflösung | 24 Bit Datei |
256 Base | *256 | 12288 x 8192 | ca. 288,0 MB (unkompr.) |
Speziell die letzten Bildformate (Photo, Profess. Extens. und 256 Base-Format lassen sich hervorragend im DTP-Bereich verwenden. Für Home ATARIs ohne Speicherausbau ist die Darstellung eines solchen Bildes verständlicherweise nicht realisierbar. Mit spezieller Software, die allerdings meines Wissens nach auf dem ATARI noch nicht verfügbar ist, lassen sich allerdings auch Bildausschnitte laden.
Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Photo-CD-Typen, die je nach Anwendungszweck geordert werden können.
Spezielle Photo-CD-Typen
Photo-CD
Dies ist das bereits besprochene Format, daß die fünf bis sieben niedrigsten Auflösungen anbietet. Auf diese CD wird das 35 mm Negativbildformat, welches direkt aus der Kamera kommt, auf die CD überspielt. Auf diese CDs passen ca. 100 - 150 Bilder in den angegebenen Formaten.
Photo-CD Pro
Vor allem für DTPler ist dieses Format interessant. Diese CD ermöglicht das Speichern von größeren Negativen neben dem 35 mm Kleinbildformat. Es können mittlere Formate bis 4 x 5 inch gespeichert werden. Auf diese CD passen ca. 25 - 50 Bilder der *16 Base und / oder *64 Base Formate.
Es kann gewählt werden zwischen folgenden Formaten:
*16 Base - Format | 3072 x 2048 | |
*64 Base - Format | 6144 x 4096 | ca. 72 MB (unkompr.) |
Photo-CD Diagnostic
Speziell für medizinische Anwendungen, siehe 256 Base-Format.
Photo-CD Print
Professionelle Repro CD. Diese CD kann neben großen Bilddaten auch Texte aufnehmen und ist zum professionellen Austausch-Datenträger für die Weiterverarbeitung des CD-Inhalts zwischen verschiedenen Workstations und zur Archivierung geeignet.
Photo-CD Portfolio
Auf dieser CD sind die umfangreichsten Möglichkeiten vereint worden. Mit dem immer noch beliebten DOS-ATARI-PORTFOLIO hat das ganze übrigens nichts zu tun. Auf dieser CD lassen sich neben Bilddaten auch Musikdaten abspeichern. Also die absolute Multisession-CD schlechthin. Auf dieser CD können z.B. ganze Kataloge/Lexika mit Bild- und Toninformationen erstellt werden. COLOR Disk PCD ist ein kommerzielles Programm, welches die spezifischen ATARI PORTFOLIO CDs abspielen kann, s.u.
CDi
CDi (CD interaktiv) ist auch ein Anwendungsbeispiel für dieses Medium, welches ganze Spielfilme wiedergeben kann. Für originale ATARI Computer ergibt sich bisher leider keine Möglichkeit, solche CDis zu nutzen. Bei stärkerer Verbreitung der neuen ATARI Clones HADES 060/PHENIX 060 und Direc T60 wäre eine Anpassung auch für die TOS-Plattform denkbar, denn diese Rechner besitzen das PCI-Bussystem, woraufhin es schon die eine oder andere MPEG-PCI-Karte auf dem Markt geben dürfte, die man hier mit relativ geringem Aufwand anpassen könnte. Also den Home-Videorecorder weiter nutzen, daß ist übrigens immer noch billiger, denn CDis kosten zur Zeit noch um die 80,- DM!
Aus meiner subjektiven Sicht ist die PHOTO CD auch für den privaten User, sofern er eine Schwäche für die Fotografie hat, ein ideales Medium zur Langzeitarchivierung seiner Bilder und liegt in einem finanziell für jedermann vertretbaren Rahmen. Wenn er dann noch einen ATARI Computer oder andere Rechner wie einen PC oder APPLE usw. mit Grafikkarte und CD-ROM-Laufwerk in der Stube stehen hat, ist eine PHOTO-CD schon geradezu ein "Muß". Klar machen das auch die Preise für eine einfache PHOTO-CD.
Die Kosten (Stand 01.12.96) bei einem Bremer Discounter:
1 Stk. CD-Rohling | 15,- DM bis 18,- DM |
Transferkosten | 5,- DM pro Session |
pro Bild | 1,- DM bis 1,50 DM |
Diese Preise gelten für das Photo-CD-YCC Format "PCD" von KODAK, mit den niedrigen fünf Auflösungen. Die Preise können schwanken. Am günstigsten ist es natürlich, wenn man einen Schwung Negative mit ca. 100 Bildern in einer Session überspielen läßt, da man hier die Transferkosten einspart.
Was gibt es denn so an Photo-CD tauglicher Software auf dem ATARI?
Und damit ich auch morgen noch kraftvoll zu beißen kann:
Haftungsausschlußerklärung
So, und zum Schluß kommt natürlich die übliche Haftungsausschlußerklärung, daß die Angaben in diesem Text nicht der Vollständigkeit und vor allem nicht einer gewährten Richtigkeit entsprechen können. Da ich aber einige Mühe investiert habe, sollten die Informationen weitestgehend richtig sein. Dennoch übernehme ich keinerlei Haftung für Schäden, die aus der Nutzung dieses Textes entstanden sind oder gar noch entstehen werden! :-)
MausNet: Matthias Berger
Copyright & copy: 1997 Matthias Berger
Erstellt am 01. März 1997