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 Das ATOS-Magazin 3/98

Editorial



Editorial

In den letzten Monaten ist die Euphorie der großen Computerhersteller stark gedämpft worden. Ob es die vielzitierten Asien- und Rußlandkrisen sind oder ob der (potentielle) Kunde inzwischen nicht auch bemerkt hat, daß weniger manchmal mehr ist? Händler beklagen, daß sie kaum die neuen 350 und 400 MHz Typen des Pentium II absetzen, die "alten" mit 266 und 300 MHz aber knapp seien - kein Wunder, bieten die kleineren Typen doch mehr Leistung fürs Geld.

Früher gingen Softwarekomplexität und erhöhte Hardwareleistung, leicht versetzt, miteinander her. Kam ein neues, leistungsfähiges System auf den Markt, erhielt man bald neue Software dafür, die zwar einiges mehr leistete als die alte, aber trotz besserer Hardware nicht immer schneller war.

Doch der Spruch, daß Microsoft immer schneller langsamere Software programmiert und Intel im Gegenzug immer langsamer schnellere Prozessoren entwickelt, trifft inzwischen nicht mehr zu. Selbst der Billigheimer-Einstiegsrechner bietet Rechenleistung jenseits von gut und böse. Natürlich findet die Industrie immer ein Argument, dies zu relativieren, aber auch Begriffe wie Multimedia sind inzwischen etwas abgenutzt. Für die Durchschnittsanwendungen braucht es keine GigaFLOPs und tonnenweise SPECints zum Briefeschreiben, CDs verwalten, und Browserscrolling, sondern vielmehr ein durchdachtes, stimmiges System.

Zwei neue Konzepte sollen der inzwischen eher verhalten kaufenden Kundschaft den Griff zum Portemonnaie erleichtern: der Milan und der iMac. Man kann sich kaum zwei Heim-Rechner vorstellen, die unterschiedlicher sind - und doch haben sie etwas gemeinsam: sie wollen Einfachheit und Funktionalität auf den Schreibtisch bringen, jeder auf seine Art.



Der Milan, lange angekündigt, ist nun verfügbar. In dieser Ausgabe werfen wir einen ersten, subjektiven Blick auf den Milan, in der nächsten ATOS-Ausgabe folgen dann ausführliche Benchmarks und Leistungstests. Wessen originale Atari-Hardware nun altersbedingt auseinanderbröselt, für den ist der Milan auf jeden Fall eine Überlegung wert, bietet er doch einige Vorteile gegenüber den Atari-Emulatorsystemen: keinerlei Einarbeitung in ein neues System und (im Vergleich zum Mac mit MagiCMac) eine parallele Schnittstelle. Aufstellen, einschalten, funktioniert - so sollte es sein. Für den Notfall gibt es System-CDs, so daß man das System selbst nach einem Festplattencrash schnell wieder hochziehen kann. Softwarepakete wie Papyrus, Smurf, Draconis und Texel liegen in "leichten" Versionen bei. Hoffen wir, daß die zahlreichen angekündigten Erweiterungskarten bald verfügbar sind.

Der iMac von Apple stellt ähnliche Ansprüche an sich; nicht umsonst zielt die Werbekampagne besonders auf die Einfachheit des Rechners. Er vereint Monitor und Rechner, so daß man nur drei Kabel verlegen muß: die Spannungsversorgung, das Telefonkabel zum internen Modem und die Verbindung vom Rechner zur Tastatur. Nervendes Kabelwirrwar entfällt - endlich scheint auch in den Designzentren jemand bemerkt zu haben, daß bereits heute viele Kunden zu einem Laptop greifen, auch wenn sie nie damit verreisen: Hauptargument ist der geringere Platzverbrauch, der verminderte Kabelsalat sowie der "graue-08/15-Kisten-mag-ich-nicht"-Effekt - alles Themen, bei denen der iMac punkten kann. Das Konzept scheint aufzugehen: es wurden über 150.000 iMacs in der ersten Woche vorbestellt, Versandhändler in den USA kommen mit dem Ausliefern nicht nach.


Die Maus des iMac


Doch für viel Streit in den DFÜ-Diskussionsforen sorgte er mit Apples Entscheidung, ihm weder ein Diskettenlaufwerk noch eine SCSI-Schnittstelle mit auf den Weg zu geben. Während die einen darin blinde Sparwut und Geschäftemacherei mit externen Speicherlaufwerken sehen, meinen andere, daß gerade der Verzicht der Vorteil ist. Schließlich hatten auch die Ur-Macintoshs, in den achtziger Jahren kennzeichnend für eine neue Rechnergeneration, für damalige Verhältnisse eine sehr seltsame Schnittstellenausstattung, die proprietärer kaum sein konnte. Der iMac bietet für den Kontakt nach außen nur eine 10/100MBit Ethernet-Netzwerkkarte und zwei USB (Universal Serial Bus)-Anschlüsse. Vorhandene SCSI-Hardware kann man also nicht (ohne Adapter) weiterverwenden, doch die Zielgruppe des iMac, Computerneulinge, verfügen ja nicht über bereits vorhandene Geräte. Und ob man dann ein SCSI-Zip-Laufwerk oder ein USB-Zip-Laufwerk kauft, dürfte sich gleich bleiben.

Wünschen wir dem neuen Raubvogel und der knuddeligen grünen Kiste einen Platz auf vielen Schreibtischen - mit Atari-Software.

Götz Hoffart


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Letzte Aktualisierung am 14. September 1998

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