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Freedom 2

Von Rainer Wiesenfeller


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Die Liste der Fileselektoren auf dem Atari ist lang. Zwar ist in jedem bisher erschienen TOS-kompatiblen Betriebssystem ein Fileselector integriert gewesen, jedoch wurden diese den Wünschen der Anwender nie gerecht. Zwangsläufig wurden alternative Fileselektoren programmiert. Der legendärste ist sicherlich Selectric, der auch noch heute von vielen Anwender benutzt wird. Selectric diente vielen Nachfolgern auch als Vorbild, insbesondere seine Features (kopieren, erstellen von Ordnern, Abrufen von Laufwerksinfos etc.) fanden Eingang in alle Selectric-Clones.

Einer der spektakulärsten war sicherlich Freedom, der von den Berlinern Kolja Koischwitz und Christian Krüger programmiert wurde. Die Version 1 fand schon viele Freunde, trotz vieler kleiner Ungereimtheiten und Fehler. Aber die Möglichkeit, einen Filesektor zu benutzen, der in einem Fenster läuft und das System nicht blockiert (wie z.B. Selectric), wurde insbesondere von Benutzern von Multitasking-Betriebssystemen gerne angenommen.

Der Nachfolger Freedom2 (F2) liegt nun in der neuen Version 2.02 vor. Er vereinigt Fileselektor und Kontrollfeld in sich. Eingeflossen ist hier das alternative Kontrollfeld Space (ATOS 6/96), das von Christian Grunenberg entwickelt wurde.

Bisher wurde Freedom 2 immer als Demoversion angeboten, die nach Registrierung durch die Autoren freigeschaltet wurden. Jedoch waren die Einschränkungen der Demoversion so extrem, daß ein vernünftiges Testen des Programmes über einen längeren Zeitraum fast nicht zumutbar war. Dies hat sicherlich auch viele Anwender davon abgehalten, sich diesen Fileselektor einmal anzusehen. Das haben die Autoren nun wohl auch eingesehen und die vorliegende Version wurde als uneingeschränkte Shareware veröffentlicht. Somit kann nun jeder über einen Zeitraum von zwei Wochen diese Version ausgiebig testen, bevor man sich zum Kauf entscheidet.


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Installation

Die Installation von Freedom 2 gestaltet sich einfach. Nachdem das selbstentpackende Archiv extrahiert ist, muß man zunächst eine neue mitgelieferte Library Liberty installieren. Dazu wird nur eine Datei in den Autoordner kopiert. Was ist Liberty? Nun, werfen wir einen Blick in die Freedom 2-Anleitung:

Liberty ist eine residente Freeware-Systemlibrary von Christian Krüger, die das System um einige essentielle, von vielen Applikationen benötigte Fähigkeiten erweitert. Dazu zählen neben Funktionen zum einfachen Abfangen von Betriebssystemaufrufen eine schnelle, komfortable und vor allem sichere Speicherverwaltung, die Accessories auch unter SingleTOS dauerhaften Speicher bereitstellt sowie eine ganze Reihe von hochoptimierten Grafikfunktionen zum Laden und Manipulieren von Raster- und Vektorgrafiken. Alle drei Funktionalitäten werden von Freedom2 und einigen seiner EPX-Module benötigt.

Nachdem das Liberty-Programm im Auto-Ordner gelandet ist, muß noch das Freedom2-Accessory installiert werden. Nach einem Neustart des Systems steht der neue Fileselector zur Verfügung.


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Konfiguration von Freedom 2

In Freedom 1 mußte die Konfiguration über eine kryptische Datei durchgeführt werden. In der Regel war das zwar eine einmalige Angelegenheit, aber die praktische Durchführung hat mich seinerzeit einige Stunden Arbeit gekostet, bis ich alles so eingestellt hatte, wie ich es mir wünschte.

Freedom 2 bringt nun ein Konfigurations-EPX mit, mit dessen Hilfe man alle Einstellungen vornehmen kann.

EPXe sind erweiterte Kontrollfeldmodule, die nur von Freedom 2 unterstützt werden. Sie wurden seinerzeit für das alternative Kontrollfeld Space entwickelt, daß nun in Teilbereichen in Freedom 2 integriert wurde.

Dieses bietet gegenüber den bisher bekannten Kontrollfeldern einige Vorteile:

  • Beliebig viele CPXs können gleichzeitig in separaten Fenstern aktiv sein
  • CPX-Fenster sind separat ikonifizierbar und im Hintergrund bedienbar
  • Alle CPXs werden tastaturbedienbar.
  • CPXs können einfach aus dem Dateiselektor heraus gestartet werden und müssen daher nicht (nur) in 'C:\CPX\' stehen oder eine spezielle Dateiendung haben
  • der CPX-Pfad wird komplett 'ausgelesen', d.h. CPXs dürfen sich auch in Unterordnern des Pfades befinden (mehr Ordnung und Übersichtlichkeit)
  • CPXs können optional auch aufwendige Vektoricons zugeordnet werden
  • CPXs erscheinen (optional) im AES-3D-Look
  • CPX-Popups und CPX-Slider sind deutlich komfortabler zu bedienen
  • CPXs können auf dem Desktop angemeldet, als Icons abgelegt und gestartet werden (alternativer Desktop bzw. 'NEWDESK', 'MAGXDESK' erforderlich!)
  • Optional werden CPXs in ihrer Größe an einen veränderten AES-Font angepaßt (veränderter 'obfix')

Das Kontrollfeld wird aufgerufen, indem man einen Accessory-Eintrag von Freedom 2 aufruft oder in einem geöffneten Freedom 2-Selektor einen einfachen Rechtsklick auf das Freedom 2-Logo durchführt. Will man nur das Kontrollfeldmodul zur Freedom 2-Konfiguration aufrufen, reicht auch Doppelrechtsklick auf das Freedom 2-Logo. Alle im CPX-Verzeichnis enthaltenen aktiven CPX/EPX-Module werden nun geladen und in einer Liste angezeigt:


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Auf dem nachfolgenden Snapshot sehen Sie einen der acht verschiedenen Konfigurationsseiten des Moduls. Diese beziehen sich auf

  • Generelle Einstellungen
  • Einstellungen, die das Verhalten von Freedom selbst betreffen
  • Die Optik von Freedom (hier gibt es direkt zwei Seiten)
  • Zuordnung der Miniicons zu den einzelnen Dateitypen
  • Belegung der F-Tasten zur Bedienung von Freedom
  • Eine Ausnahmeliste für Programme, die mit Freedom 2 nicht klarkommen.


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Was kann Freedom 2 denn nun mehr als andere Selektoren?

Die Features von Freedom2 umfassen eine lange Liste. Daher werde ich mich hier auch auf das Aufzählen der wichtigsten Features beschränken:

  • Über 7 nonmodale Selektoren gleichzeitig, die komplett nebenläufig funktionieren
  • Alertboxen erscheinen optional im Fenster
  • Unterstützung von langen Dateinamen
  • Font, Größe und Farben des Dateiselektors sind variabel
  • Drag&Drop Fontprotokoll wird unterstützt
  • Tastaturbelegung 99% 'Selectric'-kompatibel
  • Mehrfachselektion (natürlich auch Selectric-kompatibel)
  • bis zu 40 voreinstellbare Dateinamen, Pfade und Extensions
  • History der letzten 200 ausgewählten Dateien
  • Linkshänder-Mode
  • Unix-Patterns (*,?,[]) sowie Extensionlisten ("*.TOS,*.PRG")
  • Dateien/Ordnern können Icons zugeordnet werden
  • Drag&Drop-Unterstützung (Pfade & Dateien können auf den Dateiselektor gezogen werden (AV- bzw MTOS-D&D) und umgekehrt
  • Nachrichen, die Änderungen in Verzeichnissen bekanntgeben, werden ausgewertet (SH_WDRAW, AV_PATH_UPDATE, SC_CHANGED) und versendet!
  • Dateien löschen und touchen, neue Ordner/Dateien erzeugen und Datei/Ordner-Info
  • Dateien nach Maske suchen, selektieren und deselektieren
  • volle Kommunikation mit einem vorhandenen AV-Server (z.B. Thing)
  • Kopieren, Verschieben per D&D (Drag&Drop) und Klemmbrett; Kobold 2/3 wird automatisch benutzt, wenn er sich im Speicher befindet oder die Environment-Variable KOBOLD_PATH unter Multitasking den Pfad zum Kobold weist..

Desweiteren behebt Freedom 2 auch noch diverse Ärgernisse, die bei Alerts oder mit anderen Fileselektoren auftreten. So werden GEM-Programme nicht mehr blockiert und gestoppt, wenn der Fileselektor aufgerufen wird. Für MagiC-User ist sicherlich interessant, daß auch während eines Freedom 2-Aufrufes das MagiC-Popup und die Menüzeile erreichbar sind. Sie können beim Kopieren/Verschieben/Löschen und Formatieren weiterarbeiten, wenn das Programm dafür einen Dialog öffnet, wie es bspw. die Shell Gemini macht.





Freedom-2-Fazit

Freedom 2 hat Selectric sicherlich den Rang abgelaufen, wenn es darum geht, eine Referenz in Sachen Fileselektoren zu sein. Insbesondere das integrierte Kontrollfeld sind dafür sicherlich ein Grund.

Negativ bei der Benutzung von Freedom 2 waren Abstürze ohne erkennbaren Grund, z.B. nach dem Maustausch oder bei anderen Aktionen. Da diese ohne Freedom 2 nicht auftraten, wage ich mal, dieses Freedom 2 in die Schuhe zu schieben.

Verbesserungswürdig ist auch das Verhalten von Freedom 2 bei der Konfiguration über das Modul. Jedesmal, wenn man die neuen Einstellungen bestätigt oder nur setzt, veranlaßt Freedom 2 eine Reihe von Redraws über den Bildschirm. Auch die Größe des Fileselektors wurde beim Aufruf oftmals anders dargestellt als konfiguriert.

Da ist sicherlich noch Nacharbeit möglich und wünschenswert.

Fraglich ist für mich auch, warum man die Bubble-Hilfe zu Freedom 2 über ein eigenes EPX realisiert und nicht den mittlerweile zum Standard gewordenen Weg über Thomas Muchs Bubble-Help nimmt. Außerdem hätte ich mir einen Hypertext gewünscht, der als Online-Hilfe aufgerufen werden kann. Da der beiliegende Anleitungstext mittels UDO erstellt wurde, hätte das eigentlich gar keine Probleme machen dürfen.

Bei der Anleitung selbst gibt der Autor selber zu, daß sie noch in vielen Teilbereichen unvollständig ist. Trotzdem hätte ich mir einen Hinweis darüber gewünscht, wie man die Icon-Dateien selber erweitern kann. Bei Freedom 1 war diese Datei ein normales Gem-Image in der entsprechenden Auflösung. Mit dem Freedom 2-Format "*.cvd" konnte ich leider nichts anfangen. Tips nehme ich gerne entgegen.

Von diesen Dingen abgesehen, ist Freedom 2 empfehlenswert. Bleibt nur zu hoffen, daß trotz der uneingeschränkten Vollversion die Motivation, das Programm zu registrieren, bei den Usern bestehen bleibt, so daß einer Weiterentwicklung nichts entgegensteht.



Rainer Wiesenfeller


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Letzte Aktualisierung am 2. Oktober 1997

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