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Internetzugang mit dem Atari

Hallo ATOS-Redaktion! Ich habe folgende Frage/Anmerkung:

gestatten Sie, dass ich auf diesem Wege eine Frage zum Atari an Sie loswerde. Habe vor Jahren meinen Atari in die Ecke gestellt (und bin auf Mac umgestiegen), wuerde nun aber gern den Atari (aus alter Liebe) wieder aktivieren und ihm einen Zugang zum Internet verschaffen. Leider habe ich keine Ahnung, was beim Zugriff des Atari auf's Internet (Zugangssoftware, Emailer, Browser, etc.) Stand der Dinge ist. Vielleicht koennen Sie mir ein paar kurze Tips geben? Das waere sehr nett!

Besitze einen Mega ST mit 1MB RAM, eine externe 40MB Festplatte und Monochrom- Monitor. Ist da noch was zu machen?

MfG, Peter Usbeck



Sehr geehrter Herr Usbeck.

In letzter Zeit hat sich in Sachen Internet für den ATARI sehr viel getan. Es gibt bereits für fast jeden Dienst schon einen ATARI-Clienten. Es gibt derzeit sogar einen HTTP-Dämonen, also einen Server, sodaß Ihr ATARI auch als WWW-Server dienen könnte.

Als Grundlage für die ganzen Programme muß ein TCP/IP-Stack installiert werden. Derzeit gibt es drei Möglichkeiten, die ich kurz anreißen werde:

  1. Die käufliche Variante:
    ASH vertreibt einen TCP/IP-Stack zusammen mit einem WWW-Browser. Dieser Stack nennt sich I-Connect und läuft allerdings nur in Multitaskingumgebungen. Das heißt, Sie müßten sich zuerst MagiC oder MultiTOS installieren, um diesen TCP/IP-Stack zu benutzen. Da Ihr ATARI allerdings lediglich mit 1 MByte RAM ausgestattet ist, bleibt für die Internetprogramme nicht mehr viel freier Speicher. Daher dürfte diese Variante für Sie weniger von Interesse sein. Der Vollständigkeit halber: I-Connect kann PPP und SLIP Verbindugen.
  2. Die älteste Variante:
    Mintnet ein Multitaskinguntersatz, der sehr an Unix angelehnt ist, bietet von Haus aus ppp- und slip-Verbindungen. Diese Variante ist allerdings nur jemandem zu empfehlen, der kein "nur User" ist, da man bei der Installation von Mintnet schon ein bißchen Bescheid wissen muß. Hier steht aber das meiste "Wissen" zur Verfügung, da dies eben schon ein System ist, das länger existiert. Allerdings bin ich der Meinung, daß man mit 1 MB-RAM hier noch schneller an die Grenzen stößt, wie bei der Variante 1. Daher kann ich für Sie nur die Variante 3 empfehlen:
  3. Die speicherschonendste Variante:
    Es gibt einen TCP/IP-Stack, der als ACC installiert werden kann (zwei bis drei Programme kommen noch in den Auto-Ordner). Dieser Stack nennt sich STiK und ist Freeware. Eine Weiterentwicklung aus deutschen Landen ist STinG, das die gleiche Schnittstelle verwendet, sodaß die Internet-Programme für STiK auch mit STinG laufen. Der Nachteil dieses Stacks ist der, daß bisher nur sehr wenige Anwender eine funktionierende PPP-Verbindung zustande gebracht haben. SLIP-Verbindungen laufen aber problemlos! Der Entwickler ist allerdings bemüht, auch noch die letzten Probleme aus seinem Programm zu verbannen. Diese Variante ist in der Anwendung auch sehr flexibel. Man kann z.B: auch TCP/IP über eine serielle Schnittstelle fahren. In Ihrem Fall evtl. interessant, wenn der Mac als Server dient und Ihr ATARI mit dem Mac per TCP/IP verbunden ist. Die Flexibilität bringt leider mit sich, daß das Programm etwas umständlich zu konfigurieren ist. Wenn man es aber einmal geschafft hat, dann läuft dieser Stack sehr stabil.

Nun zu den Internetprogrammen und den damit verbundenen Diensten. Ich zähle nun allerdings nur Programme auf, die mit der Variante 3 zusammenarbeiten oder als Standalone-Variante lauffähig sind.

http:

Hier gibt es CAB von ASH (Applikation Systems Heidelberg) für 69,- DM inclusive mit I-Connect. Bis zur Version 1.5 ist CAB frei erhältlich. Ein weiteres Programm wird derzeit in Frankreich entwickelt und nennt sich meines Wissens "wensuite". Bis dieses Programm allerdings den Endstand erreicht hat, wird es noch etwas dauern. Der Vorteil von wensuite ist der dort schon vorhandene TCP/IP-Stack, der auch ppp kann.

ftp:

Hier gibt es meines Wissens derzeit 3 Programme, die alle die FTP-Funktionalität mit mehr oder weniger Fehlern beherrschen.

telnet:

Auch hier gibt es zwei Produkte, die funktionsfähig sind und das erfüllen, was bei einem Terminallogin erforderlich ist.

irc:

zum Chatten rund um die Welt kann man auch hier zwischen zwei Programmen auswählen, die einem die Tür in den Internet Relay Chat öffnen.

Mails:

Um eMails zu verschicken, genügt schon CAB alleine. Will man aber auch eMails empfangen können, kommt man um Newsie oder Antmail nicht herum. Beide Programme erlauben es, über das smtp-Protokoll Mails zu verschicken, bzw über POP3 in seinem Postfach rumzuwühlen. Außerdem ist die Möglichkeit für einen News-Zugriff vorhanden.

finger, ping, tracerout sind bei den einzelnen Paketen auch teilweise mit enthalten, sodaß man auch mit einem ATARI komplett ausgestattet ist.

Wie Sie sehen, ist es also durchaus möglich, mit dem ATARI voll am Internet teilzunehmen. Die Schwierigkeiten bestehen darin, die Verbindung zum Internetprovider korrekt hinzubekommen. Leider werden von den Providern keine ATARI-Einstellungen weitergegeben, sodaß es relativ einfach möglich wäre, diese entsprechend zu übernehmen. Ist diese Hürde aber geschafft, steht einem nichts mehr im Wege, seinen Rechner zu einem Teil des großen Internets zu machen.

Da das Thema allerdings sehr groß ist, konnte ich die verschiedenen Aspekte hier nur sehr kurz anreißen. Wenn Sie zu einem bestimmten Thema mehr wissen möchten, dann schreiben Sie einfach nochmal und ich werde etwas ausführlicher auf das Thema eingehen.

Mit freundlichen Grüßen
  Michael Pieper


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Letzte Aktualisierung am 2. Oktober 1997

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