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ATOS-Magazin Oktober/November 1997
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Gruß an die Welle

Von Joachim Blau

Liebe Atos-Redaktion,

der Artikel von Thomas Much (Gruß an die Welle) inspiriert mich mal wieder zu einem Leserbrief, obwohl ich normalerweise reichlich faul dazu bin.

Ich arbeite hauptsächlich mit Atari-Programmen (Tempus Word, Phönix, Graph), zuhause steht ein MegaST 2 mit 4 Mb RAM und hier im Museum ein Apple PowerPC (8200/120) unter MagiCMac. Dieser ist über Ethernet mit der Peripherie (Drucker, Belichter, Internet-Server) bzw. allen anderen Macs hier vernetzt. Seit ich MagiCMac benutze, sind mir doch einige Dinge aufgefallen, die ich für ausgesprochen lästig halte. Im allgemeinen ist das System relativ stabil, einige Unstabilitäten existieren aber trotzdem.



1. Dateihandling und Verwandtes

MagiCMac (oder die darunter laufenden Programme - das kann ich nicht feststellen) neigt zum Stillstand, wenn das MacOS Netzzugriffe tätigt und Atari-Programme beispielsweise gerade mal eine automatische Sicherheitskopie machen wollen (das betrifft vorwiegend Tempus Word, aber auch Phoenix, wenn letzteres eine Menge von Prozessen abarbeiten soll).

Probleme gibt es mit alternativen Fileselektoren, Freedom 2.xx sorgt beim CPX-Aufruf ziemlich flott für Abstürze, wobei ich natürlich nicht sagen kann, ob das CPX schuld ist oder Freedom. Das erweiterte Kontrollfeld von Atari hat diese Effekte jedenfalls nicht. Die Version 1.8 von Boxkite ist ebenfalls nicht als extrem zuverlässig zu betrachten, insbesondere wenn ich mit dem RSC3 Dateien abspeichern will, kommt es mit diesem Fileselektor zu Abstürzen. Es bleibt eigentlich nur Selectric. Das ist kein so großes Problem, da ich keine langen Dateinamen benutze. Auf dem heimischen ST habe ich Let 'em fly installiert, damit kann Selectric fliegen. Auf dem PPC fliegen allerdings die "Bomben" (= Systemauszüge).

Dazu habe ich Oliver Buchmann (ASH) befragt:

"Auf dem PowerPC sorgt Let'em fly in "Zusammenarbeit" mit Selectric fuer ziemlich bombige Verhältnisse. Das war auf dem alten LC (68xxx) nicht der Fall. Was tun? Ich hätte ja schon ganz gerne die tastaturbedienbaren Dialogboxen. Selectric möchte ich auch ganz gerne behalten, weil es stabil ist, Freedom2 habe ich ausprobiert (lange Dateinamen sind doch ganz schön, gelle ...) aber es erzeugt Abstürze ohne Ende. Tja, und zu Eurem Fileselector habe ich keine Meinung, schon wegen des Doppelklicks :-(. Gibt es bekannte Lösungen?"

Oliver hat mir zwar gleich geantwortet, konnte aber keine Lösung anbieten. Soviel zu Let'em fly.

Noch ein letztes zum Dateihandling: Einige Programme (z. B. Gemview) weigern sich schlicht und einfach, auf die Mac Festplatte zu schreiben. Ein Schreibzugriff auf Diskette (PC/DOS-Format) erfolgt ohne Probleme. Genau das gleiche geschieht, wenn ich mit Gemini (immer noch der Desktop meiner Wahl) Aliase erzeugen will. Auf der Mac Festplatte erscheint zwar der Alias-Name, das Alias ist aber eine Null-Byte-Datei und läßt sich nicht starten. Erzeuge ich die Aliase allerdings auf eine Diskette (PC/DOS- Format), so funktionieren sie problemlos.



2. Drucken

Wer über das Ethernet drucken will, darf sich in Geduld üben. Möchte man z.B. von Tempus Word aus ca. 20 Seiten auf einen Laserjet schicken, so dauert das über eine (!!!) Stunde. NVDI (und nur damit ist ein Druck ins Netz möglich) öffnet nämlich für jede Seite einen neuen Druckjob im Mac Printmonitor. Und wer mal beobachtet hat, wie lange es dauert, bis der überhaupt erst mal den Drucker zur Mitarbeit bewegt hat, wird mir das glauben.

Beruflich muß ich relativ viele Grafiken (Torten-Diagramme, Balkendiagramme) erzeugen und diese natürlich auch füllen. Die Grafiken sind nicht zur Befriedigung der persönlichen Ästhetik gedacht, sondern um in Fachzeitschriften publiziert zu werden. NVDI hat hier aber einen gewaltigen Nachteil: je nach eingestellter Drucker-Auflösung (ich benutze 300 oder 600 DPI) werden die Füllmuster derart klein (bzw. rücken bei Punktmustern die Punkte derart eng aneinander), daß sie zwar im Ausdruck gut aussehen, sich aber keinesfalls für eine Reproduktion eignen. Man muß dazu wissen, daß nicht alle Fachzeitschriften über die modernsten Druckverfahren verfügen und teilweise noch im Offsetdruck arbeiten. Das ist nun eigentlich kein Fehler von NVDI (sondern ein Feature), Mac eigene Programme lösen das aber viel besser, indem nämlich (1) die ausgegebenen Füllmuster unabhängig von der gewählten Auflösung immer gleich groß sind und (2) die Ausgabegröße an den Verwendungszweck angepaßt werden kann. Von den sowieso nicht sehr zahlreichen Systemmustern bleiben so nur wenige verwendbare übrig.

Ich hatte das auch mal bei ASH angesprochen:

Gibt es in Bezug auf die Ausdruckgroesse der Muster von NVDI etwas neues?

mit der Antwort:

Wilfried bestreitet jeden Fehler. Vielleicht solltest Du ihn direkt kontaktieren.

Wie ich oben schon geschrieben habe, ist das ja auch kein Fehler, eben ein Feature, aber dafür ein lästiges.

Ein nächstes Problem ist die Positionierung der Ausdrucke. Auf einem Laserjet ist sie ok. Einen HP Deskjet 1600 betreffend habe ich Oliver Buchmann folgendes gefragt:

Ich drucke vom PPC unter MagicMac via NVDI auf einen HP Deskjet 1600 CM im Ethernet.
Leider stimmt die Positionierung absolut nicht, d.h. der Ausdruck startet etwa in der Mitte der Seite und so gelingt es halt auch nicht, eine komplette Seite zu drucken.

Hierzu ist noch festzustellen, daß Mac-Programme ohne Positionierungsprobleme auf diesen Drucker ausgeben. Trotz zahlreicher Tips von Oliver ist das Problem bis heute nicht gelöst.



3. Netzzugang

Und hier bin ich bei dem Punkt angelangt, der mich zu dem Leserbrief inspiriert hat. Es gibt bis heute kein PPP-Programm, welches den Zugriff auf das Internet via Ethernetkarte erlaubt. Ich hatte mich ja schon gefreut, als ich auf der ASH-Homepage die Ankündigung von CAB 2.5 und PPP-Connect gelesen hatte und Oliver Buchmann (der Ärmste wird von mir leider ziemlich geplagt) in Bezug auf PPP-Connect folgendes gefragt:

Meine Frage: Wird Ethernet auf dem Mac unterstuetzt?

Mit der Antwort:

Nein. Nur das direkt angeschlossene Modem. So etwas war mal geplant, wurde aber vorerst auf Eis gelegt. Aber vielleicht geht es ja mit Portshare Pro?

Wobei ich (noch) nicht weiß, was Portshare Pro ist. Ich hatte auch schon versucht, mit STinG eine Ethernet-Anbindung zu erreichen, aber das funktioniert leider nicht. Peter Rottengatter antwortete auf meine Beschreibung:

... wir sind hier über Ethernet an einen Server im Museum für Ethnographie gekoppelt, also quasi eine Standleitung. Das funktioniert mit dem MacOs auch ganz hervorragend, ich habe für Sting als übrigens Treiber EtherNet aktiviert.

mit Peter Rottengatters Antwort:

Bingo - Der Ethernet-Treiber funktioniert noch nicht. Da es im übrigen keinen Standard fuer Ethernet auf dem Atari gibt, muß ich den Treiber hardwareabhängig machen, so daß der Ethernet-Treiber, an dem ich gerade arbeite, vermutlich nicht auf dem Mac arbeiten wird (Du hast doch 'nen Mac oder?). Ich bräuchte da Doku zum Ethernet auf dem Mac. Hast Du welche?



4. Fazit

Seit ich die Atari-Emulation, betreibe wird doch immer mehr klar: es ist eben eine Emulation und die kann einen "richtigen" Atari nicht ganz ersetzen (ich erspare mir hier, von meinem bislang vergeblichen Bemühen zu erzählen, das eingebaute CD-ROM des PPC für MetaDos erreichbar machen wollte - das braucht man z. B., um Alexander Clauss' CD-Player betreiben zu können).

Es läßt sich zwar flüssig unter MagiCMac arbeiten, aber sobald ein etwas spezielleres Problem auftritt, fehlen häufig Lösungen oder diese sind zäh (Drucken!). Mac-native Programme erledigen vieles schneller und zu größerer Zufriedenheit als Atari-spezifische Programme. Gibt es so wenige Emulator-Benutzer, die mit einer Ethernetkarte ausgerüstet sind? Vielleicht sollten sich mal alle Betroffenen zusammentun und an ASH schreiben. Und auch hier wieder die Frage: Warum sollte ich CAB lizensieren, wenn ich damit gar nicht in das Internet gehen kann? Irgendwann wird das ständige Wechseln des OS halt auch lästig.

Joachim Blau

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Hallo Joachim,

es gibt noch andere Alternativen zu Selectric und Freedom, z.B. Boxkite 1.80 aus der MAUS Köln, das bei mir problemlos unter MagiCMac läuft. Wenn man keine langen Dateinamen benötigt, kann man sich auch das Edison-Utility (z.B. MAUS Freiburg) ansehen, das auch eine nette Auswahlbox besitzt und sehr sparsam mit dem Speicher ist.

Die Gemview-Probleme sind mir unbekannt, das Programm läuft bei mir seit mehreren Versionen ohne Fehl und Tadel unter MagiCMac und MagiC-PC. Sind lange Dateinamen für die Partition aktiviert, auf der sich Gemview befindet? Manche ältere Programme treffen Annahmen, die ungültig sind.

Es ist richtig, daß NVDI (leider) für jede Seite einen Druckjob öffnet, aber trotzdem drucke ich 20 Seiten in unter drei Minuten über Ethernet auf einen Windows-PC, der dann den Laserdrucker bedient. Ist "Zeit an Mac-Applikationen abgeben" ein- oder ausgeschaltet?

Das Füllmusterproblem ist nicht die Schuld von NVDI, sondern mangelnde Voraussicht bei den VDI-Entwicklern von Digital Research in den Achtzigern. NVDI 5 wird hier durch zusätzliche, bessere Raster Abhilfe bieten.

Mein CD-ROM kann ich mittels SPIN! 0.32 (von Julian F. Reschke) ohne Probleme und mit einer sehr angenehmen Geschwindigkeit bei mir betreiben. Vielleicht solltest du diese Software ausprobieren, sie ist in den meisten Mäusen zu finden (siehe Artikel "Softwarebeschaffung per Modem", ATOS 4/97) sowie auf ftp.uni-muenster.de.

Bitte sieh uns nach, daß wir keinen Support für die Software von einzelnen Firmen übernehmen können. Bei speziellen Fragen wende Dich doch bitte an die entsprechende Hotline. Telefonnummern und Zeiten findest Du in jeder ASH-Programmanleitung.

Grüße Götz






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Letzte Aktualisierung am 2. Oktober 1997

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