Von Volker Ronneberger
Calamus SL 96 - Das Upgrade
Seit im Dezember 1996 das Upgrade von Calamus SL erschienen ist, sind nun einige Monate vergangen. Es ist also höchste Zeit, dieses Upgrade unter die Lupe zu nehmen.
Eine ansprechend gestaltete Kunststoffbox enthält die Programmdisketten und eine ca. 50 Seiten starke Handbuchergänzung, die alle neuen Funktionen und die Änderungen anschaulich erklärt. Bei den BesitzerInnen des Toolbox- oder Toolbox-Plus-Moduls wurde noch eine Diskette mit einer an die neue Calamus-Version angepaßten Version mitgeliefert.
"Da hat sich gar nichts geändert", mag der erste Eindruck nach dem Starten der neuen Version sein, aber das täuscht gewaltig. Viele neue Funktionen und eine Modernisierung der Oberfläche wurden geschickt in den bisherigen SL integriert. Nach kurzer Umgewöhnung und der Anpassung der Makros ist der Umstieg vollzogen und der neue SL steht für die eigenen Arbeitsabläufe wie bisher zur Verfügung. Nun zu den Neuerungen im einzelnen.
Inhalt:
Oberflächliches ...
Die Modulleiste
Die Dialogboxen
Kerniges ...
Der neue Drucken-Dialog
Die kleinen Besonderheiten
Modulares ...
Rahmenmodul
Neue Funktionen für Textrahmen
Das neue Hilfslinien-Modul
Und noch mehr neue Module
Eddie light
FrankLIN light
Ausschießmodul light
Rastergenerator Plus
Die Modulleiste
Grundsätzlich hat sich an der Oberfläche nichts geändert, aber einige wesentlichen Erweiterungen machen das Arbeiten mit der neuen Version viel angenehmer.
Die Bedienelemente können die engen Grenzen des SM124-Monitors (640x400 Punkte) verlassen, was allerdings nicht heißt, daß Calamus hier nicht mehr läuft; alle Dialoge passen nach wie vor auf diesen niedlichen Schirm. Modulleiste und Koordinatenanzeige, bisher fest miteinander verbunden und an eben diese 640 Pixel angepaßt, wurden voneinander getrennt. Beide neuen Einheiten können nun frei auf dem Bildschirm plaziert werden und die Modulleiste selbst ist (endlich!) in der Breite veränderbar. Die Anzahl der direkt (das heißt ohne Scrolling) zu erreichenden Module ist jetzt nur noch durch die Bildschirmbreite begrenzt.
Der Hilfstext, der beim Überstreichen der einzelnen Icons mit dem Mauszeiger angezeigt wird, hat ebenfalls seinen festen Platz aufgegeben; seine Position in der Menüleiste kann frei eingestellt werden.
Die Dialogboxen
Die zweite große Änderung in der Oberfläche betrifft die Dialogboxen. Da Calamus eigene und keine GEM-Dialoge verwendet, bleiben System-Erweiterungen wie z.B. Let'm fly wirkungslos und die Dialoge von Calamus klebten bisher an der Stelle, wo sie geöffnet wurden. In Calamus SL 96 haben die Dialoge nun das "Eselsohr" bekommen und sind dadurch verschiebbar. Weiter wurde die Optik aller Dialoge überarbeitet und modernisiert. Die Check- und Radiobuttons erscheinen jetzt in dem von anderen Programmen her bekannten Outfit und, da wo sinnvoll, hielten Popups Einzug.
Trotz dieser Änderungen haben die Calamus-Dialoge im Vergleich zu aktuellen Oberflächen noch aufzuholen. Sie sind alle modal und können nicht in Fenster gelegt werden. Ebenso sollte (optional) 3D-Optik und vollflächiges Verschieben möglich sein.
Unter Betriebssystemen, die Iconify unterstützen, bietet Calamus nun diese Funktion für die Dokumentenfenster an. Es wird aber kein Icon gesetzt, sondern das Dokument im Miniaturformat gezeichnet, wodurch der Aufbau des "Icons", gerade bei viel Text, einige Zeit dauert.
Als Kern wird in Calamus das Programm ohne Module bezeichnet und auch hier hat es eine Vielzahl von Änderungen gegeben. Einiges hat sich allerdings intern abgespielt, d.h., ohne das es von den AnwenderInnen direkt "gesehen" werden kann. Gemeint sind Bugfixes und Erweiterungen in der Modulschnittstelle. Die Modulkompatibilität zu der letzten Version (Calamus SL 94/95) ist aber gewährleistet. Alle Module, die unter Calamus SL bisher ihren Dienst getan haben, sollten dies auch unter der neuen Version tun (Anpassungen waren bei den Toolboxmodulen und dem Positioner notwendig). Nur neue Funktionen wie die verschiebbaren Dialoge oder lange Dateinamen werden in älteren Modulen natürlich nicht unterstützt.
Leider konnten noch nicht alle bekannten Fehler in Calamus SL beseitigt werden. Der Distribution liegt deswegen das bekannte Shareware-Modul Bombadil bei, das eine Menge der bekannten Probleme abfängt, allerdings noch (von denen, die es nicht eh schon getan haben) beim Autor für 20,- DM registriert werden muß.
Eine der herausragenden neuen Funktionen ist die Möglichkeit, unter Calamus (B)lange Dateinamen(b) verwenden zu können. Sie waren zwar offiziell schon in der sogenannten MagiC Mac-Version von Calamus SL 95 implementiert, haben dort aber nie richtig funktioniert. Und da Calamus ja nun unter TOS-kompatiblen Betriebssystemen auf den verschiedensten Hardware-Plattformen läuft, ist es nur zu begrüßen, daß es mit SL 96 nur noch eine Version für alle TOS-kompatiblen Systeme gibt und diese die langen Dateinamen unterstützt.
War es bisher in Calamus nur möglich, vier Dokumente gleichzeitig zu bearbeiten, ist mit dem Update diese Zahl auf über 20 gewachsen. Calamus kann jetzt 24 Fenster verwalten. Wie bisher werden die Namen der einzelnen Dokumente in einem Dropdownmenü angezeigt.
Neu sind die Funktionen "voriges" und "nächstes Fenster". Scheinbar nur eine kleine Erweiterung, aber doch Gold wert. Damit ist es endlich möglich, wie von anderen Programmen bekannt, mit CRTL-W das Fenster zu wechseln.
Der neue Drucken-Dialog
Ein völlig neues Gesicht hat der Drucken-Dialog bekommen; er wurde im Funktionsumfang stark erweitert. Zu den bisherigen Einstellungen ist neu dazugekommen Rastergenerator, Farbseparation, Lin-Modul und die Möglichkeit, Einstellungen für Ränder, Passer und Schnittmarken über eigene Knöpfe erreichen zu können. Die für den Ausdruck selektierten Farbebenen (CYMK und + für alle Schmuckfarben) werden jetzt direkt im Dialog angezeigt und können auch von hier aus geschaltet werden. Der bekannte Dialog zur Auswahl der Farbebenen, wo auch die Schmuckfarben einzelnen ausgewählt werden können, ist wie bisher aufrufbar.
Eine weitere neue Einstellungsmöglichkeit bezieht sich auf die Raster. Zusätzlich zu der Vergrößerung für die Dokumentausgabe kann nun ein Faktor für die Raster eingegeben werden, der zusammen mit der Einstellung für das Dokument auf die Raster wirkt. Zum Beispiel ist es damit möglich, ein Dokument zwar verkleinert auszugeben, aber die Rasterweite der Originalgröße beizubehalten indem man den entsprechenden Wert ([100/Dokumentvergrößerung] * 100) für die Raster einstellt. Obwohl genau diese Anpassung der Rasterweite die Hauptanwendung sein dürfte, ist Handarbeit mit dem Taschenrechner angesagt. Eigentlich schade, ein kleiner Knopf, der diese Rechnung durchführt, wäre eine schöne Ergänzung.
Mit den Erweiterungen hat sich der Drucken-Dialog zu einer komfortablen Umgebung für die Ausgabe von Calamus-Dokumenten entwickelt. Alle für die Ausgabe wichtigen Einstellungen können nun direkt vom Drucken-Dialog aus vorgenommen werden.
Die kleinen Besonderheiten
Besonders unscheinbar, weil ohne eigene Icons, wurden die Funktionen zur Rahmenbearbeitung ergänzt. Rahmen werden bei gedrückter Alternate-Taste nur vertikal oder horizontal verschoben. Kurz beschrieben und doch eine der Funktionen, an die man sich am schnellsten gewöhnt hat und folglich nicht mehr missen möchte. Damit ist es zum Beispiel möglich, einen einmal an einer Hilfslinie positionierten Rahmen auch bei ausgeschaltetem "Magnetismus" entlang dieser Linie zu bewegen.
Die gedrückte Shift-Taste führt bei der Größenänderung von Rahmen zum Umschalten des Proportionalmodus. Ein auf proportionales Verändern gestellter Rahmen kann somit unproportional verändert werden und umgekehrt.
Erfolgt eine Größenänderung bei gedrückter Alt-Taste, bleibt der Mittelpunkt des Rahmens fest. Der Rahmen wächst oder schrumpft dann also aus der Mitte heraus.
Ein neuer Automatismus unterstützt optional den Import von Bildern. Nach dem Importieren von Vektor- oder Rasterbilddaten kann man den jeweiligen Rahmen auf Optimalgröße bzw. Druckauflösung bringen lassen und bei Bedarf wird der Rahmen auch gleich auf "proportionales Verändern" geschaltet. Wer möchte, kann bei jedem Import eine Dialogbox angezeigt bekommen, um diese Einstellungen vorzunehmen.
Rahmenmodul
Bei den bisher im Lieferumfang enthaltenen Modulen hat neben dem Schnittmarken und Ränder stark erweitert wurden, eigentlich nur das Rahmenmodul Änderungen erfahren.
Wer das Maskenmodul bisher nicht besessen hat, wird sich über dessen Integration in das Rahmenmodul freuen. Damit steht die Maskierungsfunktion im Lieferumfang von Calamus zur Verfügung. Allein diese Funktion in aller Ausführlichkeit zu beschreiben, würde einen eigenen Artikel füllen. Deswegen hier nur ganz kurz das Prinzip: das Maskieren funktioniert wie das Gruppieren von Rahmen. Allerdings stanzt der oberste Rahmen alle darunter liegenden aus. Legt man also zum Beispiel das Wort "Wolke" über ein Bild, das Wolken darstellt, und wählt man die Maskierungsfunktion, so erhält man das Wort "Wolke" mit Wolkenmuster. Anders als von den meisten Grafikprogrammen bekannt,
können solche Maskengruppen jederzeit wieder aufgelöst werden. Es wäre also kein Problem, um bei dem Beispiel zu bleiben, das Wort "Wolke" in "Himmel" zu ändern. Prinzipiell können alle Arten von Rahmen in einer Maskengruppe benutzt werden, einzige Bedingung ist: der oberste Rahmen (also die Maske) sollte nur reine s/w-Daten (1-Bit) enthalten.
Das Ergänzungshandbuch beschreibt zwar die reine Funktionalität des Maskierens, reicht aber nicht aus, um alle Möglichkeiten dieser Funktion zu schildern. Allen, die das Maskenmodul und damit das zugehörige Handbuch nicht besitzen, sei also dringend geraten, sich zur Maskenfunktion weiterführende Literatur zu besorgen. Das kann zum einen das Anleitungsbuch vom Maskenmodul sein, das in Vierfarbdruck auf fast 50 Seiten alles erklärt, oder man greift auf Zeitschriften zurück, die die Funktionen in einem Artikel genauer erklären (z.B.: invers 2/97).
Eine kleine aber sehr schöne Änderung betrifft Seitenränder, Passer und Schnittmarken. Diese konnte man sich bisher nur im Stammseitenbearbeitungsmodus anzeigen lassen. In Calamus SL 96 ist das nun auch im Layoutmodus möglich - jetzt also auch in dieser Beziehung volle Kontrolle am Bildschirm.
Neue Funktionen für Textrahmen
Stark erweitert wurden die Funktionen für Textrahmen. Es ist nun möglich, Text zusammen mit dem Rahmen zu skalieren und zu verzerren, genauso, als würde man den Textrahmen vorher in einen Vektorrahmen wandeln. Der Text bleibt aber als Text erhalten. Um ihn zu editieren, wird der Rahmen (ähnlich dem Zurückdrehen von gedrehten Rahmen) temporär in die Originalgröße gebracht. Mit dieser Funktion ist es zum Beispiel möglich, schnell eine Überschrift etwas größer zu setzen. Sie unterstützt das Layouten damit vor allem in der Entwurfsphase.
Mit dem Upgrade wurde eine Verbindung zwischen Text- und Rasterflächenrahmen eingebaut. Jedem Textrahmen kann jetzt ein Rand und ein Hintergrund zugewiesen werden. Der Abstand zwischen Rahmen und Text läßt sich über neue Parameter für alle vier Seiten des Textrahmens separat einstellen. Alle Funktionen für Textrahmen inklusive des Editierens bleiben dabei erhalten. So ist es zum Beispiel schnell und einfach möglich, einer Überschrift einen Hintergrund oder Rahmen zu verpassen. Ein kleiner Tip: Um den Text mittig in den Rahmen zu bekommen, werden horizontale und vertikale Textausrichtung auf "zentriert" gestellt.
Eine nette Zugabe hierbei: Jeder Rahmen oder jede Rahmengruppe läßt sich als Hintergrund nutzen.
Das neue Hilfslinien-Modul
Die Hilfslinien-Verwaltung wurde in Calamus SL 96 praktisch völlig neu gestaltet. Die Änderungen sind so groß, daß den Hilfslinien, die bisher im Rahmenmodul ihr Zuhause hatten, ein eigenes Modul spendiert wurde.
Das neue Hilfslinienmodul, das übrigens nur den Namen mit den schon zwei existierenden unterschiedlichen Modulen von adequate systems und dem inversmedia Verlag gemeinsam hat, wartet mit einer Vielzahl neuer Funktionen auf. Das Modul ermöglicht nicht nur wie bisher das Setzen und Löschen, sondern endlich auch das Verschieben von Hilfslinien. Diese werden zusätzlich in einer Liste verwaltet und können dort numerisch editiert werden. Eine Hilfslinie erscheint entweder im gesamten Dokument oder nur auf den Seiten, denen die aktuelle Stammseite zugeordnet ist.
Sehr nützlich ist eine Snapfunktion für Hilfslinien an Rahmen (also: der Rahmen bleibt fest und zieht die Hilfslinie an), kann man so doch sehr einfach Rahmen bündig mit einem schon plazierten setzen.
Zusammen mit den Hilfslinien sind auch die Schalter für die Sichtbarkeit von Rahmenrändern, Rahmen-Snapbereich, Hilfslinien und -rastern, Seitenrändern und Druckbereich mit in das neue Modul gewandert. Diese können nun endlich alle unabhängig voneinander geschaltet werden. Im neuen Modul können auch die Lage (vor oder hinter dem Layout) und Farbe für alle Hilfslinientypen separat eingestellt werden. Leider lassen sich Hilfslinien vor den Layoutelementen nicht invertierend darstellen, so bleiben Hilfslinien auf s/w-Schirmen vor schwarzem Hintergrund wie bisher unsichtbar.
Ebenfalls aus dem Rahmenmodul in das Hilfslinienmodul gewechselt sind die Einstellungen für Hilfsraster, Rahmen-Snapbereich und Mehrfachspalten. Letztere haben einen schicken neuen Dialog mit Preview bekommen, in dem sogar die Proportionen des aktuellen Dokumentes Berücksichtigung finden!
Und noch mehr neue Module
Als zweites neues Modul gehört bei SL 96 das Histogramm-Modul zum Lieferumfang. Dieses Modul stellt ein Histogramm, also die Farbwertverteilung, des gerade gewählten Rasterbildrahmens dar. Am Histogramm können die aus der EBV bekannten Manipulationen vorgenommen werden. Zusammen mit einem Kennlinieneditor lassen sich damit Bilddaten in Calamus unter Kontrolle des Rasters am Bildschirm für die spätere Ausgabe noch besser optimieren.
Neben den zwei zuletzt erwähnten Modulen kann man zusammen mit dem Upgrade (und nur so!) ein Modulpaket (das sogenannte Pluspaket) erwerben, daß neben einem völlig überarbeiten Rastergenerator im Funktionsumfang reduzierte Versionen vom Texteditor Eddie, dem Ausschießmodul und des Kennlinieneditor FrankLIN enthält. Eine Besprechung, die nicht nur die Funktionen berücksichtigt, die in den Light-Versionen vorhanden sind, sondern auch auf den Funktionsumfang der Voll-Versionen eingeht, würde an dieser Stelle zu weit führen. Die Vorstellung der Vollversionen bleibt damit einem späteren Artikel vorbehalten.
Eddie light
Mit Eddie light erhält man einen vollwertigen Texteditor, der das alte PKS-Write mehr als ersetzt. Nicht umsonst erfreut sich die Vollversion schon lange großer Beliebtheit unter den AnwenderInnen. So manche Qual von PKS-Write hat endlich ein Ende. Eddie light läuft problemlos unter MagiC. Das Schließen der Fenster aller anderen Applikationen vor dem Start von Calamus ist nicht notwendig.
Eine weitere Erleichterung, die gar nicht genug betont werden kann, ist das Selektieren der Text-Blöcke mit der Maus. Auch fügt sich Eddie light viel besser als PKS-Write in die Calamus-Umgebung ein. Mit Eddie light gibt es nur noch die calamuseigene Tastenbelegung. Sonderzeichen, wie zum Beispiel Trenn- und Bindestriche oder unterschiedlich breite Leerfelder, liegen damit sowohl beim direkten Schreiben in den Textrahmen wie auch unter Eddie light auf den gleichen Tasten.
Natürlich stellt Eddie light auch alle anderen im Texteditor nötigen Funktionen zur Verfügung. Eine kleine Besonderheit soll noch Erwähnung finden: Eddie light benutzt einen eigenen Zeichensatz, dessen Belegung der Calamus-Standardbelegung entspricht. Es gibt also auch im Texteditor korrekt unten und oben sitzende Anführungen und die Bindestriche in der richtigen Länge.
FrankLIN light
FrankLIN light ersetzt den calamuseigenen, simplen Kennlinieneditor. Mit FrankLIN light lassen sich alle im Calamus vorkommenden Kennlinien editieren, also die Kennlinien für Separation, Ausgabe und natürlich die von Bilddaten. Letzteres ist wohl die häufigste Anwendung. Neben dem vom alten Editor bekannten, freihändigen "Malen mit dem Stift" können in FrankLIN light die Kennlinien auch als Spline-Polygon verändert werden. In einem eigenen Clipboard, das sich auch abspeichern läßt, finden sechs Kennlinien Platz. Besonders gut gelöst ist die Funktionalität der Schieberegler für Helligkeit und Kontrast. Neben der häufig verwendeten Methode, die Kennlinie an einem bestimmten Punkt abzuknicken, bietet FrankLIN light auch eine S-förmige Veränderung der Kurve an. Der Tonwertumfang schrumpft bei dieser Methode im Vergleich zur abgeknickten Kurve deutlich weniger - die so veränderten Bilder behalten in den sehr hellen und dunklen Bereichen mehr Details. So manches große EBV-Programm kann mit dieser Funktion nicht aufwarten.
Ausschießmodul light
Das dritte im Bunde der Light-Module ist das Ausschieß-Modul. Es bietet im wesentlichen den Funktionsumfang, den das im Calamus-Lieferumfang enthaltene Nutzen-Modul hat. Der große und entscheidende Unterschied besteht darin, daß dem Ausschießmodul light die Seitengröße im Dokument egal ist. Was zusammen auf eine Druckseite geht, wird auch gedruckt. Das Nutzenmodul kann dagegen nur die zueinander passenden fest vorgegebenen DIN-Größen aus der Seitenformateinstellung verarbeiten. Einzig die Möglichkeit, die gleiche Dokumentseite mehrmals auf einer Druckseite auszugeben, die das Nutzenmodul bietet, fehlt im Auschießmodul light.
Rastergenerator Plus
Der Rastergenerator Plus ist das vierte Modul im Paket. Er ist in dem Sinne keine Light-Version, als die Veröffentlichung des "großen Bruders" (des Rastergenerator Pro) noch bevorsteht. Der Rastergenerator Plus hat mit dem Rastergenerator aus dem Standard-Lieferumfang nichts mehr zu tun, zu groß sind die Änderungen. Die Routinen zur Berechnung der Raster sind genauer und deutlich schneller geworden. Das hat zur Folge, daß Raster, die vom Rastergenerator Plus erzeugt wurden, nicht mehr von dem alten Rastergenerator interpretiert werden können. Umgekehrt gibt es aber keine Probleme. Beim Auffinden von Rasterinformationen des alten Moduls in Dokumenten schaltet der Rastergenerator Plus automatisch in einen Kompatibilitätsmodus.
Zu den bekannten Rasterpunktformen (Kreis, Vier- und Dreieck) sind mehrere neue dazugekommen, die sich hervorragend als Effektraster einsetzen lassen und für die FreundInnen von Rastereffekten eine tolle Spielwiese bieten.
Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, in einem Rastersatz zusätzlich zu den vier Prozeßfarben (CYMK) für jede Schmuckfarbe ein eigenes Raster zu vergeben. Zu den vom Rastergenerator bekannten Einstellungsmöglichkeiten ist eine Automatik dazugekommen, der man bei Bedarf nur die Druckauflösung mitteilt sowie, ob man einen grobes, mittleres oder feines Raster haben möchte. Der Rastersatz wird aus diesen Angaben automatisch generiert, auch für komplette 4c-Sätze.
Einmal generierte Raster(sätze), egal ob von Hand oder über die Automatik, werden in einer Liste verwaltet. Von hier aus können sie nicht nur wie bekannt dem Dokument, einer Seite oder dem aktuellen Rahmen, sondern auch dokumentenweit den unterschiedlichen Rahmentypen zugewiesen werden. Über Knopfdruck ist es damit möglich, zum Beispiel allen Rastergrafikrahmen ein Raster zuzuweisen.
Die Verwaltung der Rasterliste funktioniert anders als in Calamus bei Stil- oder Farblisten üblich. Die Rasterliste ist nicht dokumentabhängig, sondern universal gültig. Ein einmal erzeugter Raster(satz) steht immer, also unabhängig vom aktuellen Dokument zur Verfügung. Dieser Vorteil wird mit einigen gravierenden Nachteilen erkauft. Nach jeder Änderung in einem Raster(satz) wird die Liste abgespeichert. Eine versehentlich durchgeführte Änderung wird damit für alle Ewigkeit auf Platte gebannt. Ein Backup der Liste wird nicht erzeugt - wehe, man hat den gerade versehendlich geänderten Wert nicht mehr im Kopf oder woanders notiert. Das sofortige Abspeichern der Liste führt auch dazu, daß jedes "Probier- und Spielraster" in die Liste aufgenommen wird und explizit von Hand wieder gelöscht werden muß.
Mir ist es in den nun bald vier Monaten, in denen ich den neuen Rastergenerator Plus benutze, nicht gelungen, eine Arbeitsweise zu finden, bei der ich nicht immer wieder Probleme mit dieser Liste habe. Ich würde es sehr begrüßen, wenn man das automatische Speichern abschalten könnte.
Leider verfügt der Rastergenerator Plus über eine Auflösungs-Begrenzung beim Druck. Mehr als 1200 dpi sind nicht drin und die Auflösung ist auch nicht mit den bekannten Modulen freizuschalten. Die Beschränkung wirkt nur auf den Druck, so daß ein Raster in beliebiger Größe auf dem Bildschirm betrachtet werden kann. Auch die Ausgabe mit Bridge funktioniert in jeder Auflösung. Der PostScriptExport und Tiff-Druckertreiber sind von der Begrenzung aber betroffen. Wer Ausgaben über den Drucken-Dialog in höherer Auflösung machen möchte, muß den Rastergenerator Pro kaufen. Quasi als Vorabversion des Rastergenerator Pro ist bei DMC eine Version im Funktionsumfang des Rastergenerator Plus, aber ohne Auflösungsbegrenzung, zu bekommen.
Der Preis des Upgrades ist für Leute, die aus guten Gründen auf das 95er Update von Calamus SL verzichtet haben und mit der Version von 94 weitergearbeitet haben, ein Friedensangebot, für die BesitzerInnen noch älterer Calamus-Versionen (S und SL 93) ein großzügiges Angebot und für alle, die auch 1995 das Calamus-Update gekauft haben, ein letzter Beweis, daß diese Geldausgabe überflüssig war - der Preis für das Upgrade auf Calamus SL 96 ist für alle S- und SL-Versionen identisch. Das Einführungsangebot galt bis zum 28. 2. 1997 und die Preise für das Pluspaket sind um 50,- DM gestiegen. Man bezahlt jetzt 448,- DM für das Upgrade inklusive des Pluspakets und 298,- DM, wenn man auf das Paket verzichtet.
Die Möglichkeit, ein Upgrade von Calamus 1.09N auf die aktuelle Version zu bekommen wurde bis zum 31. 7. 1997 verlängert. Nach wie vor können BesitzerInnen von Calamus 1.09N für 498,- DM Calamus SL 96 und das Pluspaket und für 398,- DM ohne das Paket erhalten. Später bleibt nur noch der Neukauf.
Von den Firmen, die die Vollversionen der im Paket enthaltenen Module anbieten, sind Upgrades auf die Vollversion zu erhalten. Preise und Bezugsmöglichkeiten sind am Ende des Artikels aufgeführt.
Eigentlich erstaunlich, daß DMC den Begriff Update für die neue Calamus-Version benutzt. Die Vielzahl neuer Funktionen rechtfertigt allemal den Begriff des Upgrades.
Viele der neuen Funktionen können beim täglichen Layouten zum Einsatz kommen. Man kauft also nicht irgendwelche Spezialfunktionen, die man vielleicht einmal im Jahr benutzt - vorausgesetzt, man erinnert sich dann an sie - sondern sinnvolle Arbeitserleichterungen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen PraktikerInnen und den EntwicklerInnen hat sich ausgezahlt. Mit der 96er Version hat Calamus SL einen großen Schritt nach vorn gemacht. Natürlich bleiben nach wie vor Wünsche offen; dazu gehören vor allem eine konsequente Anpassung der Oberfläche an Multitasking-Betriebssysteme (der eigene Desktop von Calamus muß abschaltbar und die Dialoge müssen nichtmodal werden) und endlich neue Vektorroutinen. Auch Calamus SL 96 trägt noch die bekannten Probleme mit dicken Outlines und die Grenze von 32000 Pixeln bei der Ausgabe von Vektorobjekten mit sich herum. So wie immer bleiben also auch für das nächste Update oder Upgrade noch genug Dinge, die eingebaut werden können.
Da das 95er Update vor nun bald zwei Jahren keinen guten Eindruck hinterlassen hatte, haben viele Leute folgerichtig das 95er-Update ignoriert und mit der Version von 94 weitergearbeitet.
Für DMC ging es 1996 also um weit mehr als nur die Weiterentwicklung eines Programms; das Vertrauen einer stark verunsicherten und teilweise vergraulten Kundschaft mußte zurückgewonnen werden. Und das ist nicht nur mit einem gut durchdachten und funktionalen Upgrade gelungen, sondern man hat als AnwenderIn endlich wieder das Gefühl willkommen und nicht lästiges Übel zu sein. Auch nach Erscheinen des Upgrades ist DMC nicht in einen Winterschlaf gefallen, sondern hat gezeigt, daß ihnen die Weiterentwicklung von Calamus SL nach wie vor am Herzen liegt. Schon Anfang Januar kam eine neue Release vom Upgrade mit ersten Bugfixes. Die nächste Release ist angekündigt und wird im März '97 erscheinen. Neben einigen Bugfixes wird sie auch zwei neue Funktionen enthalten: Es gibt einen zweiten, festen Fontpfad und die interne Dateiauswahlbox hat einen Autolokator bekommen.
Die aktuelle Version des Upgrades ist völlig problemlos und kostenfrei bei DMC zu bekommen. Es müssen nur die Originaldisketten zusammen mit einem frankierten Rückumschlag (3,- DM) eingeschickt werden.
Calamus SL hat dank MagiC und anderer TOS-kompatibler Betriebssysteme die Atari-Hardwaregrenzen schon lange überwunden, so daß wir nicht zuletzt durch das neue Engagement von DMC und dem anderer Firmen zuversichtlich in die Calamuszukunft blicken können.
MausNet: Volker Ronneberger
(Der Artikel entstand auf Grundlage der Erfahrungen, die mit der Calamus SL Version vom 5.1.1997 auf einem TT (36 MB Ram TT-high Monitor, MagiC 5.04) gemacht wurden.)
Upgrade der im Pluspaket enthaltenen Module: