Zusammengestellt von Volker Ricke
Viel zu schnell ist das Jahr 1996 vorübergegangen, auf das wir jetzt mit etwas Distanz, dafür aber mit der Garantie absoluter Subjektivität zurückblicken. Hier also unsere Favoriten für die Hits und Nieten des vergangenen Jahres:
Computer des Jahres: Hades
Anpassung des Jahres: QuickCam am ATARI
Update des Jahres: Calamus SL 96
Emulatoren des Jahres: MagiCPC und TOS2WIN
Expansion des Jahres: Papyrus für OS/2
Zeitschrift des Jahres: Atari Inside
Die Geste des Jahres: Messestand für ATOS
Idee des Jahres: Elektronische Magazine
Ärgernis des Jahres: Datenschleichpfad InterNet
Modewort des Jahres: Network Computer
Wildwest des Jahres: Werbung per E-Mail
War die Medusa, bedingt durch viel Handarbeit, noch reichlich teuer, verhilft die automatisierte Produktion dem in Kleinserie gebauten Hades zu deutlich konkurrenzfähigeren Preisen. Die erste Auflage von 100 Stück war bis Herbst ausverkauft. Vor allem Publisher freuen sich, nimmt der Hades 060 doch dem PowerMac 9500 unter MagiCMac den Titel "schnellster Calamus-Arbeitsplatz" wieder ab.
Die knubbelige QuickCam-Kamera im Golfball-Format genießt seit jeher Kult-Charakter. Nun ist sie dank eines ROM-Port-Moduls und der passenden Software von Woller & Link auch am ATARI einsetzbar - mehr Spaß dank bewegter Bilder.
Der Aufkauf der Calamus-Rechte durch die kanadische Firma mgi setzte neuen Elan frei, von dem vor allem auch die ATARI-Anwender profitieren. Die neue SL-Version, so Augenzeugen, wurde an den richtigen Stellen renoviert und wird bereits jetzt von den DTP-Profis uneingeschränkt empfohlen - was bei früheren Updates nicht immer der Fall war. Eine ganz neue Weiterentwicklungsstrategie bestand darin, daß DMC diesmal für die Wünsche der Anwender mehr als ein offenes Ohr hatte.
Wenn zwei ähnliche Ziele verfolgen, nämlich ATARI-Programme unter Windows 95 ablaufen zu lassen, müssen sie nicht unbedingt den gleichen Weg gehen. Basiert MagiCPC auf einer umfassenden Emulation der ATARI-Hardware auf dem PC, stellt TOS2WIN eine Laufzeitumgebung für ATARI-Programme dar. Das Ergebnis ist in beiden Fällen erfreulich, die Weiterentwicklung ist gesichert, die Wahl des Produktes erscheint als Sache des Geschmacks oder des Einsatzgebietes.
"Big Blue" IBM zeigt die neuen VoiceType-Spracheingabefähigkeiten des zu Unrecht unterschätzten OS/2 gerne mit der ursprünglich im ATARI-Markt großgewordenen Textverarbeitung Papyrus, OS/2-Anwender sind über die Arbeitsgeschwindigkeit der Software schier aus dem Häuschen.
Performante Programmierung scheint man auf kommerziellen INTEL-Plattformen längst verlernt zu haben - dort muß man offenbar von Programmierern, die vielfältige Programm-Funktionalitäten auch für mit 8 MHz getaktete 68000er ST-Computer vorsehen, erst einmal davon überzeugt werden, daß ein nachlässiger Umgang mit den Ressourcen den "Immer-größer-immer-schneller"-Wahn unnötig angeheizt hat.
Der ATARI-Anwender profitiert von der OS/2-Expansion der R.O.M. logicware, werden ihm doch in seine Papyrus-Version ebenfalls Funktionen eingebaut, die für Textverarbeitungen auf INTEL-Plattformen unerläßlich sind - der Winword6-Textfilter ist hier nur ein Beispiel.
Leider scheint sich R.O.M. aber der ATARI-Herkunft zu schämen - im gemeinsamen Papyrus-Handbuch für TOS und OS/2 findet sich nicht eine Zeile zu der ATARI-Version. Mehr Rückgrat, Ulli! ;-)
Der Falke Verlag hat das deutschsprachige Zeitschriften-Monopol im ATARI-Sektor. Die ST-Computer löste sich in ihre Bestandteile auf und wurde Teil des Titels und des Inhalts der "Atari Inside". Auf der Strecke blieb dabei etwa das beliebte ATARIum von Julian F. Reschke.
Daß ein deutlich größeres Informationsbedürfnis besteht, beweisen unbeugsame Gallier vom Stamme der Freeware-Hypertexter: ATOS wächst und gedeiht. Aber auch im kommerziellen Sektor kündigen sich gewissermaßen "revolution"äre Neuerungen an. Warten wir ab, was 1997 bringt ...
zeigte Atari Inside Chefredakteur Ali Goukassian als Veranstalter der Atari Messe in Neuss.
Er bot der ATOS-Redaktion einen kostenlosen Stand auf der Messe an. Diese ebenso nette wie großzügige Geste bot seiner nichtkommerziellen Konkurrenz die Gelegenheit, sich treuen alten und zukünftigen Lesern auch einmal persönlich vorzustellen.
Sie ist nicht neu, da unter anderem ATOS schon länger erscheint. Aber in Zeiten knapper Budgets wird die Idee elektronischer Magazine auch für kommerzielle Anbieter immer interessanter. Wenn sich eine gedruckte Zeitschrift nicht mehr rechnet, dann vielleicht eine Ausgabe auf CD-ROM?
Das neue französische ATOS Magazine (das mit unserem Magazin rein gar nichts zu tun hat) und die zukünftige "Revolution" lassen sich günstiger produzieren als eine Papierausgabe und bieten viel Platz für Software.
Jeder kennt das Wort Datenautobahn, das InterNet liegt auch Computerlaien locker auf der Zunge. Doch die Struktur des InterNet hält dem rasenden Zulauf nicht stand. Quälend lange Aufbauzeiten der Web-Pages sind die Folge, die rasch die Lust am Web-Surfen vergraulen.
Umso schlimmer, wenn immer mehr Features in die Seiten eingebaut werden, die nur noch durch einen einzigen Browser unterstützt und auf einem performanten 32-MB-Rechner dargestellt werden können sowie nur von der eigenen Festplatte aus in akzeptabler Geschwindigkeit auf den Schirm übertragen werden können - Web-Designer werden ist nicht schwer, über den Alltag nachzudenken dagegen sehr ...
Haben Sie sich auch schon über Ihre Telefonrechnung geärgert? Nein? Peanuts, sagen Sie? Prima, dann sind Sie genau der richtige Kunde für den Network Computer. Preisgünstig, ohne Festplatte und Diskettenlaufwerk, dazu nur ein abgespecktes Betriebssystem, das lediglich in der Lage ist, die gewünschte Anwendungssoftware gebührenpflichtig aus dem InterNet zu laden. Ihre Daten speichern Sie ebenfalls gebührenpflichtig auf dem Server des Providers.
Was für firmeninterne Netze sinnvoll ist (ein Network Computer erspart Administrationskosten, die jährlich die Anschaffungskosten der PC-Hardware um ein Mehrfaches übersteigen), ist für den europäischen Privatmann schlichtweg zu teuer, schlagen doch hier die Telefongesellschaften erbarmungslos zu.
Warum die US-amerikanischen Software-Giganten den Privatmann im Visier haben? In vielen amerikanischen Städten sind Ortsgespräche kostenlos. Frohes Surfen.
Sie haben auf Ihrem häuslichen Briefkasten fein säuberlich den Schriftzug "Bitte keine Werbung" kleben, wechseln sofort den Kanal, wenn im TV die Werbegrafik droht, nehmen in Zeitschriften oder U-Bahnstationen die bunten Anzeigen nicht mehr wahr - und werden prompt von Sex-Anbietern, zweifelhaften Wettbüros, Sekten und Versandhäusern mit absolut wichtiger Post per E-Mail überfallen. Netterweise zahlen Sie auch noch die Übertragungsgebühren vom Server auf Ihren häuslichen Rechner.
Je mehr Sie im InterNet aktiv werden, desto mehr häufen sich die elektronischen Werbe-Überfälle - digitale Spione pflücken E-Mail-Adressen aus dem Netz, die als Handelsware in gutes Geld verwandelt werden können, insbesondere, wenn Sie sich durch den häufigen Aufruf einschlägiger Web-Pages für eine Zielgruppe geoutet haben ...