ATOS - Around The Operating System Das ATOS-Magazin 1/97

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Kobold 3.5

Von Martin Miethke

 Bild k_logo




... nun endlich mit langen Namen

Der KOBOLD - für die meisten Benutzer von ATARI-Kompatiblen ist er ein Begriff. Berühmt wurde dieses Kopierprogramm durch die Geschwindigkeit, mit der es Dateien auf Festplatten und Disketten bewegt; sein Name ist mittlerweile geradezu ein Synonym für schnelles Kopieren geworden. Daß man den KOBOLD schon praktisch als Standard ansehen kann, zeigt auch die Tatsache, daß er von mehreren alternativen Desktops direkt unterstützt wird; d.h. Kopieraktionen auf dem Desktop werden nicht von diesem durchgeführt, sondern durch Aufruf von KOBOLD.

Einen großen Nachteil hatte der KOBOLD jedoch bisher: er konnte Dateien und Ordner nur mit dem "normalen" TOS-Dateinamen (maximal 8 Zeichen für den Namen und für die Endung höchstens drei) darstellen und kopieren. Mit Minix waren aber schon seit längerer Zeit auch auf TOS-Systemen unter MiNT lange Dateinamen möglich und mit MagiC 5 sind lange Namen nun so weit verbreitet, daß hier beim KOBOLD inzwischen dringender Nachholbedarf bestand. Vor zwei Monaten war es dann endlich soweit: KOBOLD 3.5 war fertig und unterstützt nun auch lange Dateinamen. Was sich in dieser Version noch alles geändert hat, erfahren Sie im folgenden Bericht.

Hier zunächst ein Überblick über die Neuheiten der V3.5

Inhalt:

Die Installation
Lange Dateinamen
Symbolische Links
Das Hauptfenster
Sonstiges und Fazit

Bezugsquelle:

Application Systems Heidelberg GmbH
Postfach 102 646
D-69016 Heidelberg

Telefon:
06221/300002
Telefax:
06221/300389
Modem:
06221/303671

MausNet: Volker Ritzhaupt
oder
MausNet: Oliver Buchmann
oder email an: Oliver Buchmann

Preis:
99,- DM
Update von v3.0:
39,- DM
Update von v1.x oder v2.x:
59,- DM




Die Installation

Sämtliche Daten sind in einer Datei zusammengepackt und können nur über ein Installationsprogramm auf die Festplatte (oder Diskette) kopiert werden. Hier müssen, wie üblich, Seriennummer, Schlüssel und Name eingetragen werden; außerdem muß der Pfad angegeben werden, in den die Dateien geschrieben werden sollen. Soll KOBOLD als Accessory installiert werden, ist auch noch dieses Verzeichnis einzustellen. Ist dann alles richtig eingegeben, werden die Dateien im eingestellten Pfad in einen Ordner geschrieben und müssen nun, falls es sich um ein Update handelt, noch an Ort und Stelle kopiert werden.

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Beim ersten Start fällt (außer dem neuen Logo) erst einmal auf, daß die Einstellungen aus der alten INF-Datei nicht übernommen werden, weil sich deren Format geändert hat. Dies ist ziemlich ärgerlich, weil es ja doch einiges im KOBOLD einzustellen gibt; dies muß nun alles noch einmal gemacht werden. Leider ist in den (jetzt scrollbaren) Editfeldern kein Cut&Paste möglich; es können also nicht einmal z.B. die Makrojobs aus der alten Version herüberkopiert werden.

Ist der neue KOBOLD dann fertig konfiguriert, sollten die Einstellungen natürlich gesichert werden. Dies geschah bisher automatisch beim Schließen des KOBOLD-Fensters, was u.U. unerwünscht sein konnte, wenn man nämlich nur vorübergehend etwas geändert hatte, wie beispielsweise die Sortierung der Dateien in einem der Laufwerksfenster. Zwar ließ sich das automatische Sichern durch Drücken einer Shifttaste verhindern; das konnte aber auch leicht vergessen werden. Deswegen gibt es nun zwei neue Einträge im "Einstellungen"-Menü, mit denen bestimmt werden kann, in welchem Fall die Konfiguration gesichert werden soll.

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Die langen Dateinamen

Die wichtigste Änderung im neuen KOBOLD betrifft natürlich die Unterstützung von langen Dateinamen. Hier wurden gleich Nägel mit Köpfen gemacht: KOBOLD kommt nun nicht nur mit dem wohl am häufigsten verwendeten VFAT-System von MagiC 5 und MagiC PC (bzw. Windows95) zurecht, sondern laut Dokumentation mit allen Formaten, also auch mit dem Dateisystem des Mac und (was nicht explizit erwähnt wird) mit dem MinixFS. Dabei können Pfade bis zu 256 Zeichen lang sein, was in der Praxis wohl normalerweise ausreichen dürfte; es sei denn, Sie verwenden oft sehr lange Namen und viele Ordner-Ebenen.

Beim Kopieren auf ein normales TOS-Laufwerk werden lange Namen sinnvoll gekürzt. Normalerweise sieht das so aus, daß die ersten 8 Zeichen als Name und die ersten 3 Zeichen hinter dem letzten Punkt als Extension übernommen werden. Ist kein Punkt vorhanden, werden die ersten 8 Zeichen zum Namen und die nächsten 3 zur Extension. Leerzeichen werden in den Unterstrich umgewandelt.

Würden sich daraus zwei oder mehr Dateien mit gleichem Namen ergeben, werden die beiden letzten Zeichen des Namens durch die Tilde und eine Ziffer ersetzt. Zur Veranschaulichung folgen ein paar Beispiele:

Vorher:

Langer Name.txt
Datei mit langem Namen
Brief an Anja Miller
Brief an Anja Müller

Nach Kopieren auf ein TOS-Laufwerk:

LANGER_N.TXT
DATEI_MI.T_L
BRIEF_AN._AN
BRIEF_~1._AN

Auf ein Problem im Zusammenhang mit Thing möchte ich noch hinweisen: Wie Sie an den Beispielen erkennen konnten, kommt der KOBOLD auch mit Leerzeichen in Dateinamen zurecht. Nicht jedoch Thing (dies soll allerdings in der nächsten Version behoben sein); das bedeutet aber, daß man vorläufig besser auf Leerzeichen in Dateinamen verzichtet, wenn der KOBOLD in Thing zum Kopieren (bzw. Löschen) angemeldet wurde, oder zum Kopieren solcher Dateien den KOBOLD direkt aufrufen muß.

Bei der Eingabe oder Änderung eines Dateinamens verhält sich KOBOLD "intelligent", läßt also auf TOS-Laufwerken weiterhin nur die bekannten maximal 8+3 Zeichen zu. Dabei können allerdings auch alle Umlaute und Sonderzeichen eingegeben werden, die das TOS nicht unbedingt verträgt - mit Ausnahme der beiden "Wildcards" ? und *. Positiv fällt auch auf, daß die Sortierung nach Namen case-insensitiv erfolgt, apfel.img also nicht hinter Zebra.gif, sondern nach AHA.TXT erscheint.

Einen Wermutstropfen hat jedoch die Sache mit den langen Namen: die betreffenden Laufwerke können nur noch im GEMDOS-Modus bearbeitet werden, also nicht mehr im gewohnt schnellen "KOBOLD-Modus". Diese hohe Geschwindigkeit wird ermöglicht durch einen speziellen Kopiermodus, bei dem soviele wie möglich von den zu kopierenden Daten auf einmal eingelesen und - ebenso wie die Einträge in Verzeichnis und FAT - in einem Rutsch geschrieben werden (mit rwabs). Diese Optimierung wurde durch die feststehende und immer gleiche Struktur des FAT-Dateisystems ermöglicht, ist aber bei VFAT - obwohl es sich hier nur um eine Erweiterung des FAT-Systems handelt - nur mit erheblichem Aufwand realisierbar und wäre dann immer noch deutlich langsamer als bisher. Der springende Punkt ist der, daß es hier nicht mehr nur einen Directory-Eintrag pro Datei gibt und deren Anzahl auch gar nicht feststeht. Außerdem müssen die VFAT-Directory- Einträge für eine Datei immer hintereineinander liegen. KOBOLD müßte also erstmal feststellen, wieviele Directory-Einträge zu einer Datei existieren und diese dann zusammensuchen. Und beim Kopieren auf dem Ziellaufwerk muß er dann auch noch herausfinden, wo genug Platz frei ist für diese Sequenz. Dieses und "noch eine ganze Latte technisch verzwickter Probleme" (O-Ton H.-J. Richstein) sind der Grund dafür, daß für VFAT kein optimierter Kopiermodus entwickelt wurde.




Symbolische Links

... sind Verweise auf Dateien, die man z.B. dazu verwenden kann, von einem Ordner aus Programme, Dateien oder Ordner direkt zu erreichen, die sich in ganz unterschiedlichen Pfaden befinden. Diese Links sehen im Prinzip aus wie normale Verzeichniseinträge, werden aber vom darstellenden Programm immer in irgendeiner Art und Weise hervorgehoben (meist mit kursiver Schrift). KOBOLD tut dies, indem er statt der Dateilänge den Schriftzug <link> einsetzt.

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Dies ist ja nun keine besonders auffällige Kennzeichnung; besser hätte ich es gefunden, wenn hier die Möglichkeit angeboten würde, zur Darstellung der Links eine eigene Farbe zu bestimmen, wie man dies auch seit längerem für "normale" Verzeichniseinträge und für Dateipuffer-Objekte einstellen kann.

Symbolische Links lassen sich im KOBOLD kopieren, verschieben und löschen. Was dagegen (noch?) nicht geht, ist das Anlegen eines Links; dazu muß weiterhin ein anderes Programm herhalten (z.B. MagXDesk oder DirUp). Ebenfalls ist es nicht möglich, einen Ordner-Link zu "betreten", sich also über den Link den Inhalt dieses Ordners anzeigen zu lassen.




Das Hauptfenster

Hier fallen zunächst die beiden Dreiecke am unteren Rand des KOBOLD-Fensters auf. Damit läßt sich nun die Breite der Dateinamen-Anzeige dem eigenen Geschmack bzw. den Platzverhältnissen anpassen. Mausklick und Festhalten eines solchen Dreiecks läßt einen senkrechten Strich erscheinen, den man verschieben kann und der die maximal angezeigte Länge der Dateinamen festlegt. Dies ist nicht nur für Laufwerke mit langen Namen sinnvoll, sondern auch generell bei Verwendung eines proportionalen Zeichensatzes; damit bleibt nämlich meistens viel Platz übrig, der sich nun viel besser nutzen läßt.

 Bild kobold




Wird unter monochromen Auflösungen für die Dateipuffer-Objekte "fett" eingestellt, gibt es einen kleinen Darstellungsfehler (den Sie im monochromen ST-Guide-Hypertext auch in obiger Abbildung erkennen können): Die Datei-Informationen des Pufferobjektes sind etwas nach rechts, die des ersten jeweils nachfolgenden Verzeichnisobjektes dagegen nach links verschoben.

Schade ist, daß auch in Farbe die bereits kopierten bzw. eingelesenen Dateien immer noch mit dem VDI-Attribut "hell" (also aufgerastert) dargestellt werden, was besonders bei Benutzung eines alternativen Fonts zu schlecht lesbaren Verzeichniseinträgen führt. Viel besser wäre es, wenn hier Hell- oder Dunkelgrau (VDI-Farben 8 bzw. 9) verwendet würde.

Apropos Zeichensatz: Stellt das Betriebssystem (z.B. MagiC) einen Fontselektor zur Verfügung, wird nun dieser statt des schwerfällig scrollenden Popups aufgerufen. Das xFSL-Protokoll wird jedoch nicht unterstützt. Neu ist auch, daß Sie bei der Einstellung "Ordnersymbol aus Zeichensatz" jetzt selber angeben können, welches Zeichen dafür verwendet wird.

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Die Laufwerksnamen in der Schnellauswahl lassen sich bereits seit der Version 3.0 ändern bzw. wurden bei Verwendung der Ease von dort übernommen. Hier kann man sich jetzt - für jedes Laufwerk extra! - für eine von 3 Möglichkeiten entscheiden:

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Letzteres ist besonders für Besitzer von Wechselplatten-Laufwerken oder Zip-Drives nützlich.




Sonstiges und Fazit

Eine wichtige Änderung gibt es noch in der Dateiauswahl: bei "Datei" können Sie nun nicht nur Wildcards verwenden, sondern auch Bereiche (bzw. "Zeichenintervalle"). In eckigen Klammern können Sie mehrere Zeichen oder auch ganze Bereiche eintragen, die wahlweise zutreffen sollen. So wird beispielsweise mit *.pr[gx] nach *.prg und *.prx gesucht; oder test.[c-h] sucht nach allen Dateien "test", deren Endung aus einem der Buchstaben c bis h besteht. Auch Negierungen sind möglich, so paßt *.[!c] auf alle Dateien, die nicht die Endung "c" haben.

Fazit

Für Anwender(innen), die den KOBOLD wegen seiner Geschwindigkeit und nur zum Kopieren nutzen, bringt dieses Update tatsächlich keine wesentlichen Vorteile, da der KOBOLD auf alternativen Dateisystemen nicht viel schneller ist als jeder Desktop. Nun ist er aber durch seine mächtige Job-Funktion weit mehr als ein reines Kopierprogramm und kann sehr komplexe Kopier-und Backup-Abläufe sehr komfortabel und vollautomatisch erledigen. Wer darauf auch weiterhin nicht verzichten möchte und außerdem lange Dateinamen verwendet, kommt um ein Update nicht herum und profitiert damit zusätzlich noch von der Unterstützung symbolischer Links, kleinen Verbesserungen der Benutzeroberfläche und der auch bisher gewohnten Stabilität und Zuverlässigkeit des KOBOLD.

Wertung: 5 von 6 Disketten ;-)

Plus

Minus

MM

(Anmerkung: ich setze den KOBOLD auf einem Falcon unter MagiC und Thing ein)

MM


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