ATOS - Around The Operating System Das ATOS-Magazin Weihnachten 96

ATOS Reportagen CAT 3

Schreiben von Nachrichten

Dazu stellt CAT einen eigenen Editor zur Verfügung. Dieser hat ja bereits in einer früheren Version eine gewaltige Aufwertung erfahren und ist ein vollständiger Texteditor (der übrigens eine gewisse Ähnlichkeit mit QED hat), mit allen zum Bearbeiten von Texten notwendigen Funktionen. Der wohl größte Mangel in den bisherigen Versionen, das Fehlen einer Ersetzen-Funktion, ist nun endlich behoben. Dabei wurden auch die Möglichkeiten beim Suchen erweitert. Normalerweise kann man ja nicht nach den Zeichen "*" und "?" suchen lassen, da diese als sogenannte "Wildcards", also Platzhalter für beliebige Zeichen(ketten), dienen. Im neuen CAT-Editor lassen sich beliebige Zeichen als Wildcards definieren, so daß man jetzt wirklich nach allen Zeichen suchen kann.

Auch beim Ersetzen gibt es ein besonderes Feature: hier lassen sich nämlich die für jede eingesetzte Wildcard (maximal 10 von jeder Sorte) gefundenen Zeichenketten im Ersetzen-String wiederverwenden! Gibt man z.B. als Suchstring

g*n W*n

ein und unter "Ersetzen"

W*1n g*0n

dann wird damit "Hoch auf dem gelben Wagen" zu "Hoch auf dem Wagen gelben".

 Bild c_se





Daneben sind natürlich alle wichtigen Optionen für das Ersetzen vorhanden, wie Angabe der Startposition, wortweises Suchen oder Berücksichtigung von Groß-/Keinschreibung. Weiterhin läßt sich nicht nur angeben, ob einmal oder überall, sondern sogar, wie oft ersetzt werden soll! Eine Besonderheit ist auch der "Nachfrage"-Modus beim Ersetzen: Hier erscheint nämlich erst gar kein Alert zur Bestätigung, der womöglich (wie in QED) gerade die zu ersetzende Zeichenkette verdeckt, sondern es wird nur der gefundene String markiert und man kann gleich durch Eingabe von "j" für Ja, "n" für Nein oder "a" für Abbruch die gewünschte Aktion auslösen.

Eine weitere höchst komfortable "Kleinigkeit": ein vorher markierter Block wird beim Aufruf des Ersetzen-Dialogs automatisch als Such-String eingesetzt!

Seltsam ist nur, daß es für Suchen und Ersetzen jeweils einen eigenen Menübefehl und Dialog gibt. Eigentlich hätte der Autor das Ganze auch gleich in einer Funktion zusammenfassen können.

Was gibt es noch Neues? Eine Einschränkung der alten CAT-Version war ja, daß der Editor nur reine ASCII-Dateien, also Texte mit Zeichen mit einem ASCII-Code über 31, verarbeiten konnte. Der neue Editor kann jetzt alles laden, auch Binärdateien; diese lassen sich sogar ändern und wieder abspeichern. Dabei werden jedoch leider die Nullbytes nicht angezeigt (bleiben jedoch beim erneuten Sichern unverändert); außerdem lassen sich nur Zeichen ab 26 (dez.) eingeben (dieser Fehler soll in der nächsten Version behoben sein). Insofern ist der CAT-Editor also (noch) nicht sonderlich zum Editieren von Binaries geeignet - als einfacher Viewer erfüllt er jedoch seinen Zweck. Ein angenehmer Nebeneffekt dieses Features ist auch, daß CAT nun nicht mehr beim Laden einer Nicht-ASCII-Datei abstürzt, wie die Vorversion das manchmal tat.

Der Optionen-Dialog für den Editor ist kaum noch wiederzuerkennen, so sehr hat er sich verändert. Zwar sind die möglichen Optionen (sie betreffen die Behandlung von Tabs, den Umbruch, die Zeilenlänge und neuerdings auch Backups) im Wesentlichen die Gleichen geblieben. Der Benutzer kann jetzt jedoch für bis zu 8 verschiedene Dateien bzw. Dateimasken eigene Einstellungen machen! Dabei ist für die Masken auch Unix-mäßiges "Globbing", also in der Art [a-z] oder [^adf], möglich. So kann man also beispielsweise mit *.do[ck] alle DOC- und DOK-Dateien mit speziellen Einstellungen laden. Leider hatte sich in der ersten Update-Version ein dummer Bug eingeschlichen, der dazu führte, daß die hier getätigten Einstellungen gar keine Wirkung zeigten. In der V3.01 ist dieser Fehler jedoch behoben.

 Bild c_edopt





Eine kleine Erleichterung für "Maus-Fetischisten" gibt es bei den Blockbearbeitungs-Funktionen. Diese lassen sich jetzt auch als PopUp mit Rechtsklick auf den markierten Block aufrufen.

Auch hier gibt es noch zahlreiche weitere kleine, aber feine Verbesserungen, die ich einfach nicht alle beschreiben kann. Zum Beispiel war es bisher immer so, daß, wenn ein Block markiert war, eine Betätigung der Cursortaste nach links bzw. rechts den Cursor nicht an den Anfang bzw. das Ende des Blocks setzte, sondern immer um eine Position daneben. Hier verhält sich CAT nun so, wie man es "intuitiv" erwartet.

Aber der CAT-Editor ist ja nicht nur zum Bearbeiten beliebiger Texte geeignet. Sein hauptsächlicher Zweck ist natürlich das Schreiben von Nachrichten für das MausNet. Dafür muß CAT also Funktionen zur Verfügung stellen, die über die eines "normalen" Editors hinausgehen.

Hierzu gehört z.B., die Eingabe immer wiederkehrender Floskeln, wie die Anrede, zu erleichtern. Dafür kann man die sogenannte Infozeile (eine per Shortcut in den Mailtext einzusetzende Zeile, deren Inhalt sich über diverse Variablen bestimmen läßt) verwenden. CAT kann dabei jetzt auch Vor- und Nachnamen getrennt einsetzen; und - man höre und staune: sogar eine geschlechtsbezogene Anrede! Laut Aussage des Autors funktioniert dies bei fast allen deutschen Vornamen, versagt aber bei vielen ausländischen Namen wie bei dem italienischen Männernamen "Simone". Eine automatische Anrede in der Art "Sehr geehrter Herr ..." ist damit auch nicht möglich, weil CAT bei Männern eben nur "Herr" einsetzt und nicht "r Herr". Es geht also nur "Hallo Frau ..." oder "Grüß Gott, Herr ..."; aber das ist ja auch schon was ;-) Im MausNet ist es zwar üblich, sich zu duzen, aber es gibt ja noch andere Netze ...

Für die Blockmarkierung zum "Quoten" (zitieren) von Teilen des Nachrichtentextes gibt es ein ganz besonderes Schmankerl, auf das man erst beim Studium der History stößt (im Hypertext wurde es nämlich vergessen): CAT beherrscht nun diskontinuierliche Blöcke. Es lassen sich (allerdings nur in der Nachrichtenanzeige) bis zu 49 Blöcke zu markieren, die dann "in einem Rutsch" als Quote in den Editor übernommen werden können. Leider geht das bisher nur per Tastatur; und auch hier wünschte ich mir diese Funktion auch im Editor.

Mit der Einstellung "Messageerstellungsdatum ins Infile" wird jetzt nicht mehr der Zeitpunkt des ersten Anlegens einer Nachricht, sondern der der letzten Änderung ins Infile geschrieben. Besonders beim längeren Zurückhalten einer Antwort kann es dadurch nicht mehr so leicht passieren, daß die MAUS diesen Kommentar wegen fehlender (weil inzwischen gelöschter) Referenznachricht ablehnt. In der Nachrichtenauswahl wird jedoch weiterhin das Erstellungsdatum der Mails angezeigt. Hier kann man jetzt übrigens zurückgehaltene Nachrichten mit einer eigenen Farbe darstellen lassen. So wird man viel leichter darauf aufmerksam, daß da womöglich noch eine Mail zu bearbeiten ist.

Neu ist auch, daß sich direkt im Editor-Fenster der "Zurückhalten-Status" per Shortcut ändern läßt. Sinnvoll wäre hier noch eine Anzeige in der Infozeile, damit man auch erkennen kann, welche Einstellung gerade gültig ist.

CAT schreibt jetzt auch bei öffentlichen Kommentaren eine G- und eine A-Zeile - ähm, auf deutsch: die Gruppe und den "Empfänger" (also den Namen des Absenders der kommentierten Nachricht) in den Mail-Header. Vom Benutzer muß also keine zusätzliche "Infozeile" mehr für die automatische Anrede mit IO-Converter/Jelly Cat gesetzt werden. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt: war die Referenz-Nachricht in der MAUS nicht mehr vorhanden, wurde der Kommentar bisher immer von der MAUS abgelehnt und mußte von CAT beim nächsten Tausch mit der sogenannte "Wildwest-Verkettung" noch einmal geschickt werden. Dies gehört nun dank der G-Zeile der Vergangenheit an.

So. Nun ist aber wirklich Schluß, sonst höre ich gar nicht mehr auf ;-) Es konnten immer noch eine ganze Menge Dinge nicht angesprochen werden (gerade fällt mir noch was ein: man kann jetzt auch über IdeaList drucken). Wer das eine oder andere für ihn wichtige Thema oder Feature vermißt hat, möge mir das bitte verzeihen - ich mußte halt Prioritäten setzen. Womöglich kürzt der Layouter der ATOS auch noch einen Teil des Textes raus, weil es zuviel geworden ist ;-)

Anmerkung des Layouters: Nein, dieser Text wurde nicht gekürzt. Dafür ist er viiieeel zu interessant...

Zum Abschluß komme ich nochmal kurz auf ein weniger angenehmes Thema zu sprechen.




Katzenflöhe

In der V3.01 wurden zwar sehr viele Bugs der ersten 3er-Version gefixt; es sind aber immer noch einige drin bzw. neu dazugekommen. Ein paar wurden bereits erwähnt, es gibt jedoch noch weitere. Dazu gehört beispielsweise ein Fehler, der beim Splitten von Mails auftritt. Man kann ja einstellen, ab welcher Größe eine Nachricht auf mehrere verteilt (gesplittet) wird. Wenn es sich dabei um eine neue öffentliche Nachricht (also keinen Kommentar) handelt, wird diese zwar richtig in mehrere Mails aufgeteilt; verschickt wird aber nur der erste Teil. Es ist also ratsam, bis zum Erscheinen der nächsten Version das Aufteilen neuer ÖMs von Hand vorzunehmen.

Ein anderer lästiger Fehler ist, daß im Editor lange Zeilen nicht dargestellt werden. Ab welcher Länge, ist bei jedem anders und hängt wohl vom verwendeten Bildschirm-Font ab.

Oder man kann CAT zum Absturz bringen, indem man auf den "Lesen"- Button in der Stichwortliste klickt und dann die Maustaste festhält, wenn keine Nachricht selektiert wurde.

Diese und noch einige andere Fehler werden nach Aussage des Autors in der folgenden Version alle behoben sein.




CAT-3-Fazit

Eigentlich war CAT 2.63 bereits ein ausgereiftes, stabiles und sehr gutes MausTausch-Frontend - für viele sogar der einzige Grund, ihren ATARI weiterhin einzusetzen. Aber wie das so ist: auch Gutes kann noch weiter verbessert werden.

Und dies ist dem Autor Dirk Steins auch voll und ganz gelungen. Besonders das parallele Einfügen des Outfiles und das parallele Suchen nach Nachrichten unter Multitasking-Systemen sowie die Unterstützung der ITK-Kommandos von MAUS und Quark sind schon das Update wert. Im täglichen Gebrauch machen sich die verbesserten Lesefunktionen angenehm bemerkbar. Dazu kommt noch eine solche Fülle von Detailverbesserungen, daß es gerade ein Muß ist, sich die neue Version zu installieren.

Eins der besten MausTausch-Frontends ist noch besser geworden!

MM

Kurz nach Redaktionschluß kam noch die Meldung, daß es eine neuere Version von CAT gibt, die um einige Bugs erleichtert wurde. Die Version CAT302A.TOS sowie CPUTZ302.TOS liegen in den einschlägigen Mausboxen zur Abholung bereit.

Im Internet kann man die Files z.B. bei
   Manfred Ssykor
erhalten. Für Netscape-User, die sich die Programmpakete holen wollen, ein kleiner Tip von Manfred Ssykor:
    Link mit rechter Maustaste anklicken und dann "Save link as..." auswählen.

Das direkte Empfangen der Daten funkioniert i.a. nicht, weil die Datei-Endung TOS von NetScape normalerweise nicht unterstützt wird.

Literaturhinweis

"DFÜ-Komfort" - Frontend-Programme, ST-Computer 4/93, S. 26
"Maustausch mit CAT", ST-Computer & ATARI inside, S. 50


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