Nachdem auch auf der Messe in Neuss viele Fragen an uns gerichtet wurden, wo denn die ATOS sitze, wie oft wir uns treffen, wie überhaupt eine ATOS entsteht und warum Firmen bei uns keine Anzeigen schalten können, möchte ich hier mal ein wenig aus dem ATOS-Nähkästchen plaudern.
Lesen Sie unter anderem:
Oder: Eine kleine Historie...
oder: ATOS? Ist das ein Weichspüler?
Die ehemalige Computerfirma Atari entwickelte vor geraumer Zeit einen Computer mit dem damals neuen Motorola 68000 Prozessor - den ST. ST stand dabei für "sixteen-thirtytwo" und gab die Datenbusbreite außerhalb (16 Bit) und innerhalb (32 Bit) des Prozessors wieder (daß der spätere TT dann auch extern 32-bittig ausgelegt war, führte konsequenterweise zum Namen "Thirtytwo-Thirtytwo").
Ataris Betriebssystem wurde auf den schönen Namen "TOS" getauft, das eine noch phantasievollere Abkürzung darstellt, wurde es doch tatsächlich als "The Operating System" bezeichnet ...
ATOS nun dreht sich als Freeware-Magazin rund um die Welt der TOS-Computer, eben auf Neudeutsch "Around The Operating System". Dabei ist der Begriff TOS-Computer längst auf alle Plattformen ausgedehnt, auf denen für Atari ST(E), TT oder Falcon geschriebene Programme ablaufen können - Betriebssysteme wie TOS, MultiTOS, MagiC, N.AES, Geneva oder eine Laufzeitumgebung wie TOS2WIN laufen auf originaler Atari-Hardware oder Atari-Kompatiblen wie dem Hades, auf Atari-Steckkarten für PCs, auf Apple Macintosh oder ST-Emulatoren für PCs.
Warum gibt es diese Vielfalt, obwohl sich das amerikanische Mutterhaus bereits vor Jahren von der Computerproduktion losgesagt hat? Einige Antworten geben vielleicht die ATOS-Ausgaben, die alle zwei Monate kostenlos in Mailboxen und im World Wide Web veröffentlicht oder zum Selbstkostenpreis an Abonnenten verschickt werden.
oder: Noch eine kleine Historie...
1994 sahen die Titelbilder einer Atari-Zeitschrift immer mehr Logos anderer ST-Fachzeitschriften. Alle paar Wochen stellte ein weiteres Magazin ihr Erscheinen ein, bis nur noch die ST-Computer übrigblieb. Eine solche konkurrenzlose Situation durfte nicht von Dauer sein. Neben einem neuen norddeutschen Verlag, der damals das heute einzige deutsche Atari-Magazin "Atari Inside" konzipierte, fanden sich auch über das MausNet überzeugte Atari-Anwender, die eine eigene Publikation entwickeln wollten. In einem ersten Treffen in Eisenach - dieser Ort war geografisch der Mittelpunkt der über das ganze Bundesgebiet verteilten Redakteure - wurde beschlossen, das nichtkommerzielle ST-Guide-Hypertextmagazin "ATOS" zu gründen, das unter der Leitung des damaligen Chefredakteurs Jörg Schmela zunächst monatlich erscheinen sollte (siehe auch Editorial der ersten ATOS 2/95).
Bis zur Mai-Ausgabe 1995 erschien ATOS monatlich, anschließend alle zwei Monate.
Größere Veränderungen standen im Februar 1996 an - nach der Veröffentlichung der Januar-Ausgabe zog sich Jörg Schmela aus der Redaktion zurück, ich übernahm seinen Posten als Chefredakteur. Nachdem nur noch Hauke Wessels, Kai Evers und ich vom ursprünglichen aktiven Redakteursstamm übriggeblieben waren, wurden Uwe Mindrup und Rainer Wiesenfeller, die sich in E-Mails über Rechtschreibung und Layout der bisherigen Ausgaben geärgert hatten, engagiert. Auch Michael Ruge stieß hinzu, der wohl einer der besten Kenner der ATARI-Szene und der Hardware der diversen TOS-Rechner ist. Und Thomas Much, nebenbei Texel-Programmierer, der beweist, daß Informatiker nicht knochentrocken sein müssen (was aber auch für Uwe und Hauke gilt). Kassenwart und neuer regelmäßiger Autor wurde Manfred Ssykor, während sich Stefan Damerau und Gerrit Meyer aus Zeitgründen weitgehend zurückgezogen hatten.
Eine grundrenovierte ATOS 2/96 läutete die zweite Generation des Freeware-Magazins ein. Größte interne Neuerung war die Verwendung des UDO von Dirk Hagedorn, mit dessen Hilfe neben der ST-Guide-ATOS auch die erste HTML-Ausgabe generiert werden konnte, die ihren Eingang in das World Wide Web fand - abrufbar unter Thomas' Homepage (siehe Editorial der ATOS 2/96). Uwe konzipierte ein neues Layout-Konzept, die Rechtschraibfeeler bekamen wir auch besser in Griff, die renommierte c't berichtete in ihrer Juni-Ausgabe über ATOS - langsam wurden wir gesellschaftsfähig ...
Mit der Ausgabe 6/96 gab es dann - neben einem in die dritte Dimension verdrehten ATOS-Logo - die Premiere für die farbige ST-Guide-Ausgabe.
oder: eine neue Ausgabe entsteht
Ein virtueller Sitz ...
Wo sitzt eigentlich die ATOS-Redaktion? Eine Postanschrift in Solingen, eine Faxnummer in Wedel, eine WWW-Homepage in Karlsruhe und Redakteure aus dem ganzen Bundesgebiet müssen doch eine Verbindung haben?
Die Verbindung findet sich im MausNet - eine geheime Diskussionsgruppe innerhalb dieses privaten nichtkommerziellen Netzes bildet so etwas wie einen virtuellen Redaktionsraum für die ATOS-Mitarbeiter (das MausNet lege ich übrigens jedem ATARIaner ans Herz, gilt es doch als das bestinformierte und hilfsbereiteste Netz für die TOS-Plattform).
In unserer Netzgruppe halten wir eine ständige Redaktionskonferenz ab - so manchen ATOS-Mitarbeiter habe ich erst viel später bei einem der halbjährigen ATOS-Meetings persönlich kennengelernt.
Der Redaktionsschluß droht ...
Aber am Anfang einer jeden neuen ATOS steht erst einmal das Ende - der Redaktionsschluß - fest. Er wird von unserem Layouter Uwe Mindrup mit ausreichend Luft zum geplanten Erscheinungstag festgesetzt. Schließlich soll die fertig layoutete ATOS vor ihrer Veröffentlichung noch korrekturgelesen und funktionsgetestet werden (wir wollen doch verhindern, daß Sie über einen Hypertext-Link fehlgeleitet werden ...).
Hauke Wessels, der Ansprechpartner für die Autoren, veröffentlicht regelmäßig in der Netzgruppe eine Liste der vorgeschlagenen und in Arbeit befindlichen Artikel. Welche Berichte sollen auf jeden Fall in die nächste Ausgabe, welche anderen Themen sollen noch abgehandelt werden, wer schreibt was oder wendet sich an wen? Unsere Konferenzen unterscheiden sich eigentlich nicht groß von denen anderer Redaktionen.
Welche Leserbriefe kamen an, was wird an der ATOS gelobt, was kritisiert, wie können wir den Kritiken begegnen?
Artikel entstehen papierlos ...
Die Artikel werden entweder im reinen Text- oder bereits im UDO-Format geschrieben. Sie und die dazugehörenden Bilder werden ab dieser Sonderausgabe an Götz Hoffart geschickt - entweder über ftp oder als Upload in die Maus Freiburg -, der sie korrekturliest und Unklarheiten per E-Mail mit den Autoren abklärt.
Die fertig korrigierten Artikel werden von Götz an Uwe Mindrup weitergeleitet, der die Beiträge in sein ATOS-Gerüst einbaut.
Nachdem der Redaktionsschluß erst einmal erreicht ist, gelangen nur noch Last-Minute-News in die neue Ausgabe, um zu verhindern, daß sich noch Fehler einschleichen.
Die ATOS-Redaktion nimmt somit schon vorweg, was viele Firmen planen - das papierlose Büro zu Hause, das über das Modem mit dem Rest der Redaktion verbunden ist ...
ATOS Betatest ...
Betaversionen der neuen ATOS lädt Uwe in den Gruppenprogrammteil in der Maus Ludwigsburg. Die anderen Redakteure übertragen diese Betas via Modem auf ihre Rechner, lesen noch einmal Korrektur, überprüfen die Bilder und die Hypertext-Links. Anmerkungen werden Uwe mit dem Remarker geschrieben und per E-Mail übertragen. Oft kommen in diesem Stadium noch Anregungen zum Layout, die in der Netzgruppe diskutiert werden und in die folgenden ein oder zwei Betas einfließen.
Nachdem in der finalen Beta keine gravierenden Fehler mehr zu entdecken waren, kann das Release vorbereitet werden. Uwe erstellt die beiden ST-Guide-Versionen (einmal Schwarzweiß und einmal in Farbe) und lädt sie in den Gruppenprogrammteil der Maus Ludwigsburg, während Thomas Much die von UDO generierte HTML-Ausgabe für die Hompage noch leicht überarbeitet.
Eine ATOS erscheint ...
Am Erscheinungstag der ATOS laden die einzelnen Redakteure die ST-Guide-Versionen in die Mailboxen hoch, die im Impressum genannt sind. Kai Evers veröffentlicht in der Mausgruppe "ATARI.NEWS" den Info-Text über die neue Ausgabe. Eine weitere ATOS wartet auf ihre Leser.
oder: kein Papier, keine Anzeigen
Häufig werden wir gefragt, warum ATOS nicht auch als Papier-Magazin erscheint und gewerbliche Anzeigen nicht zugelassen sind.
Für das Produzieren einer Zeitschrift auf Papier fehlen uns einfach die personellen und finanziellen Ressourcen - der Aufwand für das Erstellen der Hypertext-Ausgaben ist trotz aller UDO-Unterstützung schon so hoch, daß wir keine zusätzliche gedruckte Ausgabe erstellen können.
Für einen konkurrenzfähigen Preis müßten wir zusätzlich Anzeigen aufnehmen, was mit dem nichtkommerziellen Konzept der ATOS kollidiert.
ATOS entsteht innerhalb des MausNet, das eine kommerzielle Nutzung ausschließt. Wir müßten somit andere Kommunikationswege erschließen, was wiederum ins Geld geht, da wir für E-Mail und ein internes Diskussionsforum kommerzielle Anbieter bezahlen müßten.
Auch der Upload der ATOS-Ausgaben in MausNet-Mailboxen wäre nicht mehr möglich. Nicht zuletzt müßten wir auch von der Homepage an der Uni Karlsruhe Abstand nehmen und hier ebenfalls einen kommerziellen Provider in Anspruch nehmen.
Die Folgekosten einer Kommerzialisierung wären somit sehr hoch, abgesehen davon, daß der Spaß am Erstellen eines Freeware-Magazins unsere Redaktion erst so richtig zusammenschweißt. Wir bleiben also bei der erträglichen Leichtigkeit des olympischen Gedanken ...
oder: eine Frage der Ehre
Darf man an der ATOS mitarbeiten? Ja, gerne! Wir suchen z.B. dringend einen Calamus-Experten und versierten Musiker, da wir über diese Bereiche nur Artikel schreiben können, die gerade einmal die Oberfläche ankratzen. Aber auch alle anderen ATARIaner sind willkommen.
Über E-Mail (z.B. Volker Ricke) oder Briefpost (Rainer Wiesenfeller) sind wir erreichbar und freuen uns über jeden Interessenten.
Editorial der ersten ATOS; Februar 1995
Editorial der ATOS 2/96
- ein neues Magazin für Atari-Computer - warum?
Weil es immer schwieriger wird, über aktuelle Entwicklungen auf dem Markt informiert zu werden. Was nicht zuletzt daran liegt daß, man in immer weniger Läden auf Personal trifft, welches über ausreichendes Fachwissen verfügt. Weil der TOS-Markt dennoch längst nicht so tot ist wie ihn andere Medien machen. Weil immer noch einiges auf einem TOS-Rechner leichter geht als auf Rechnern des Industriestandards. Weil auch der Besitzer eines 8 Jahre alten ST noch die Chance hat, neue Software einzusetzen. Weil in Deutschland eine unbeugsame Gemeinde tapferer Computerfreaks nicht einsehen mag, daß ganz Deutschland von Intel-Rechnern besetzt sein muß. Weil "Atari" nicht mehr nur für Atari-Computer steht, sondern auch für PC-Steckkarten wie den Janus, ein auf den Apple Macintosh portiertes Atari-Betriebssystem wie MagiC und schnelle Kompatible wie Medusa und Eagle, die es allesamt ermöglichen, die in vielen Bereichen vorbildliche Atari-Software auch auf "Fremdrechnern" einzusetzen.
Jedes Jahr zur CeBit Computermesse brodelt die Gerüchteküche. Nachdem es sich bereits herausgestellt hat, daß Atari einen weitentwickelten professionellen 68040-Computer aus finanziellen Gründen nicht auf den Markt gebracht hat, werden die diesjährigen Mutmaßungen immer wilder: IBM soll einen PowerPC entwickeln, dessen Einsteiger-Modell mit dem einfach zu bedienenden TOS-Betriebssystem ausgerüstet ist.Schön wärs ja:-) Da Atari selbst nicht auf der CeBit vertreten ist, soll sich der Weg zu IBM lohnen. Und wenn sie nicht gestorben sind... Kein Gerücht ist dafür, daß die Erstausgabe der ATOS das Licht der kritischen Atari-Welt erblickt hat.
Viel Spaß beim lesen wünscht Ihnen
Jörg Schmela Chefredakteur
Von neuer Pünktlichkeit, neuem Layout und neuen Besen ...
Liebe LeserInnen,
diese ATOS sieht ein wenig anders aus als die bisherigen sieben Ausgaben, die seit Februar 1995 erschienen sind. Wir haben das Layout aufgeräumt, dem Dreckfuhlerteufel die Keule angedroht und uns vorge- nommen, jetzt pünktlich alle zwei Monate zu erscheinen. Den Hypertext erstellen wir seit dieser Ausgabe mit UDO, einem Tool, das es uns erlaubt, neben der ST-Guide-Version für den ATARI eine HTML-Ausgabe für das Internet zu generieren. Da heutzutage keine Publikation mehr gänzlich am Internet vorbeizukommen scheint, sind wir jetzt auch mit einer eigenen Homepage im World Wide Web vertreten (siehe Impressum).
Innerhalb der ATOS-Redaktion gab es weitere größere Veränderungen. Jörg Schmela, Gründungsmitglied und in seiner bisherigen Funktion als Layouter und Chefredakteur einer der engagiertesten ATOSler, hat die Redaktion verlassen. Rainer Mühlenstädt, den jetzt vor allem seine frische Vaterschaft in Anspruch nimmt, verabschiedete sich ebenfalls aus der Redaktion. Als neuer ATOS-Chefredakteur danke ich Euch für Eure Mitarbeit und Euren Einsatz, Ihr seid uns natürlich auch als aufmerksame und kritische Leser jederzeit willkommen!
Frischgebackene ATOS-Redakteure wollen jetzt den Beweis antreten, daß neue Besen gut kehren. Die Änderungen in dieser Ausgabe sind ein Resultat unseres Januar-Treffens in Oldenburg, in dem wir auch die in Leserbriefen geäußerten Kritiken und Vorschläge diskutiert haben.
Wir werden uns weiterhin als Amateur-Journalisten (Amateur ganz im olympischen Sinne) mit Themen rund um die TOS-Plattform beschäftigen. Auch nachdem sich ATARI endgültig von der Computer-Schiene verab- schiedet hat, bleibt die Plattform am Leben, wie Neuentwicklungen der letzten Monate (z.B. Texel, Papyrus 4, ArtWorx) und die steigende Zahl von ATARI-Emulatoren beweisen.
In diesem Sinne viel Spaß bei der Lektüre der neuen ATOS
wünscht
Ihr Volker Ricke