ATOS - Around The Operating System Das ATOS-Magazin 6/96

ATOS Hardware Druckerschnittstelle

Kommt Zeit, kommt Rat

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Damit dieser weise Spruch in Erfüllung gehen kann, muß man erst einmal die Zeit haben, um an den Rat zu kommen. Und genau (ja sogar sehr genau) darum geht es hier. Genauer gesagt: Wie verbinde ich einen DCF77-Empfänger mit meinem Atari?

Dieses Thema ist sicherlich schon öfter behandelt worden. Hat aber, mit den inzwischen recht günstigen Empfängermodulen, wieder seine Berechtigung. So wurde ich vor einiger Zeit durch das Maus-Netz (Hallo Guido!) auf ein DCF77- Modul aufmerksam, das sich angeblich problemlos an den Joystickport [Bild: DSUB9_3.IMG] des Ataris anschließen lassen lassen soll. Also 20 DM eingesteckt und auf zum Laden mit dem großen C.

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Nach einigen Anlaufschwierigkeiten (fehlende Beschreibung, defektes Modul) konnte es losgehen.

Inhalt:
  Die Hardware
  Die Software
  Weitere Software
  Probleme und Nebenwirkungen
  Rechtliches
  Material
  Wer hat das hier verbrochen?




Die Hardware

Prinzipiell wird der Schaltausgang des DCF-Moduls an den "Hoch"-Eingang des Joystickports angeschlossen. Die Stromversorgung des Moduls erfolgt ebenfalls über den Joystickport. Im einfachsten Fall müssen also nur drei Strippen (+5V, Masse und Signal) vom Modul zum Port gezogen werden.

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Aber Obacht! Es sei erwähnt, daß das DCF77-Empfängermodul open-kollektor-Ausgänge hat, die maximal 1mA verkraften. Da stellt sich natürlich die Frage: Reicht das? Wie mir im Maus-Netz versichert wurde: Ja! Doch Vorsicht ist die Mutter der Atarikiste. Also erstmal feststellen, wieviel Strom da maximal fließen kann. Dieser maximale Strom wird durch einen Pullup-Widerstand im Rechner bestimmt. Da ich keinen Schaltplan zur Hand hatte, habe ich diesen einfach nachgemessen. Um nicht an den Pins des Joystickports rumfuhrwerken zu müssen, habe ich einen Joystick aufgeschraubt und angeschlossen. An den Schalterkontakten war dann leicht Imax zu messen. Bei meinem TT stellte ich 0,76mA fest. Das würde also gehen.

Wer also an seinem Joystickport weniger als 1mA mißt, kann getrost auf die Transistorschaltung verzichten. Da ich aber nicht weiß, wie das bei den anderen Atarimodellen aussieht, empfiehlt sich unter Umständen eine kleine Transistorschaltung.

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Der Widerstand R11 dient als Pullup für den Ausgang des Moduls. Außerdem schützt der das Modul vor zu hohen Strömen. Der Widerstand R12 begrenzt den Basisstrom des Transistors T11. Anmerken möchte ich noch, daß der zusätzliche Transistor das Signal invertiert. Daher wird dieser an Punkt 3 des Moduls angeschlossen.

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Jetzt mag sich der geneigte Leser fragen: "War das alles?".

Wieso, ist doch schön einfach. Drei Strippen anklemmen und gut. Aber ich muß zugeben, mir fehlt hier auch noch was. Und zwar eine Funktionskontrolle. Das kann auch die Weichware erledigen, aber wer wie ich das Platinchen an einer Stelle unterbringen muß, von der der Monitor nicht sichtbar ist, wird beim Ausrichten der Antenne um eine LED nicht böse sein.

Leuchtdioden müssen im Strom begrenzt werden. Maximal dürfen üblicherweise 20mA fließen. Aber bereits bei ca. 5mA erreichen sie eine ausreichende Helligkeit. Für die LED kommt man also um einen Transistor nicht herum. Um den Strom auf ca. 5mA zu begrenzen, ist ein Widerstand von ca. 620 Ohm erforderlich (ungefähr 1,9V fallen an der LED ab).

 Bild led2




Kombiniert mit der Treiberschaltung sieht das dann so aus:

 Bild tr+led




Wer das Ganze jetzt noch in ein Gehäuse verfrachten möchte, sollte mal einen Blick in seine Grabbelkiste werfen. Denn eine ausgediente Maus läßt sich ausweiden und mit dem DCF-Empfänger ausstopfen. Praktischerweise liefert dieses possierliche Tierchen auch gleich eine passende (wenn auch etwas kurze) Anschlußleitung.

Damit wäre der Hardwareteil abgeschlossen. Das heißt, eine Sache noch: das Empfängermodul reagiert recht empfindlich auf Monitore und Fernsehgeräte in seiner Nähe. Ein Abstand von 2 bis 3m sollte schon eingehalten werden. Dabei werden keine besonderen Anforderungen an die Verbindungsleitung gestellt. Bei mir reichte ein Rest Telefonleitung.

Ebenfalls ungünstig können sich z.B. Amateurfunker oder Flughäfen auswirken. So legt das "Funkfeuer" des hiesigen Flughafens immer wieder meine Basteleien lahm :-(((.

Solche Störungen können den Spaß an diesem Empfängermodul doch gehörig vermiesen. Für die Fälle, in denen keine der bisher vorgestellten Anschlußmöglichkeiten zum Erfolg führen, gibt's noch eine Schaltung:

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Meine bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, daß das Ausgangssignal des Moduls durch Störeinflüsse sehr klein werden kann. Daher habe ich auf diese Schaltung mit einstellbarem Basisspannungsteiler zurückgegriffen. Mit dem Poti kann der Arbeitspunkt des Transistors T31 sehr genau eingestellt werden. Ohne Oszilloskop ist dies aber nicht ganz einfach. Unter Zuhilfenahme von DCF_TIME kann man sich aber nach dem angezeigten Status richten.

Diese Schaltung hat bei mir die besten Ergebnisse gebracht. Wer jedoch nicht wie ich mit hartnäckigen Störungen zu kämpfen hat, braucht sie nicht.




Die Software

Was jetzt noch fehlt, ist die Software. Aber keine Angst, hier muß nicht selbst programmiert werden, denn diese Arbeit haben sich schon einige andere Atarianer gemacht. Alle Programme, die etwas mit einem DCF77-Empfänger anfangen können, hier zu beschreiben, geht sicherlich zu weit. Aber an DCF_TIME von Ralf Zimmermann kommt man praktisch nicht vorbei. Obwohl dieses Programm Freeware ist, hat der Autor sicher nichts gegen eine kleine Spende.

DCF_TIME besteht aus zwei Teilen: Dem Dekoder, welcher im Autoordner untergebracht wird und einem CPX-Modul, das zur Konfiguration und Anzeige dient. Besonders hilfreich ist hier die Anzeige des Status (Gestört, Empfang, Decodieren oder DCF OK). Diese ausführliche Information sowie die Anzeige erkannter Fehler (z.B. Pause zu lang) machen dieses Programm praktisch zum Muß.

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Ohne diese Meldungen hat man kaum eine Chance, einem Fehler auf die Spur zu kommen oder die Ferritantenne korrekt auszurichten. Denn der Spaß funktioniert nur, wenn die Längsseite der Antenne in Richtung Sender (Frankfurt) zeigt.




Weitere Software

DCF77:
Dieses Programm wird im Autoordner plaziert. Beim Starten des Rechners empfängt es das Zeitsignal, dekodiert es und stellt dann die Uhr des Ataris. Tja, und das war's auch schon. Hört sich etwas mager an, reicht aber in der Parxis völlig aus.

Von diesem Programm gibt es weitere Versionen, die z.B. zum Ausrichten der Antenne oder zum Anschluß einer DCF-77 Uhr von ELV geeignet sind. Die neuste Version ist in der Maus Düsseldorf (0211/9718996 Analog & ISDN oder 0211/9718901 Analog) zu finden. Der Autor ist Rene Michels.

JOHN_DOE:
Und noch ein Programm von Ralf Zimmermann. Es basiert auf dem Dekoder von DCF_TIME und stellt eine Menüzeilenuhr zur Verfügung. Wenn DCF_TIME aktiv ist, wird auch der Status angezeigt:

'Uhrzeichen'Alles OK
's'Synchronisation
'e'Empfang
'f'Fehler

MENUINFO:
Dieses Programm will ich auf keinen Fall unerwähnt lassen, auch wenn die Anzeige der (DCF)-Uhrzeit nur eine der vielen Optionen ist.

Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein Menü-Info. Über ein leicht zu bedienendes Programm kann sich der Anwender eine individuelle Menüzeile zusammenstricken. Wenn der Dekoder von DCF_TIME installiert ist, kann zusätzlich der Status des Empfängers, der Port (hier Joystick), die Zeitzone und ggf. eine Fehlernummer angezeigt werden.

MENUINFO von Dirk Hagedorn ist Fairware. Und auch ich bin der Meinung, daß es fair wär', für dieses Programm einen Obulus zu entrichten.

SHOWTIME:
Bei SHOWTIME von Matthias Wallmann handelt es sich ebenfalls um ein Programm, das diverse Informationen in der Menüzeile präsentieren kann. Für die Anzeige der DCF77-Daten greift es, wer hätte es gedacht, auf DCF_TIME zurück. Außer der Zeit können mit SHOWTIME auch der Speicher, CapsLock und diverse andere Sächelchen angezeigt werden.

Ach ja, SHOWTIME ist Postcardware (wobei auch hier der Autor nichts gegen eine Spende hat).

Am besten wird es sein, wenn sich der geneigte Leser diese Programme besorgt und dann selbst entscheidet. Sie befinden sich im öffentlichen Programmteil der Maus HB2 (0421/702569). Die Archive heißen: DCF_TIME, DCF_2, JOHN_DOE, MINF249 und SHOWT222.




Probleme und Nebenwirkungen

Wie schon gesagt, Monitore und Fernsehgeräte in der Nähe des Empfängers bringen diesen zum Schweigen. Weiterhin kann diese Uhr einen Bildschirmschoner außer Gefecht setzen. Das liegt daran, daß das DCF-Signal an der Joystickbuchse eingespeist wird. Der Bildschirmschoner "denkt" jetzt, daß hier jemand mit dem Joystick rumspielt und schont natürlich nicht. Bessere Schoner können aber konfiguriert werden. Die Abfrage des Joystickports läßt sich dort unterbinden.




Ein Schlußwort

Tja, jetzt wollte ich nur eben mal schnell einen Tip weitergeben, wie man ohne großen Aufwand einen DCF77-Empfänger an seinen Atari anschließen kann. Und dann, nachdem alles ohne zusätzliche Schaltungen einige Tage lief, zeigten sich immer wieder Probleme. Es bleibt also zu sagen, daß das Modul doch recht empfindlich ist. Der geneigte Leser möge also nicht gleich die Flinte ins Korn (bzw. die Uhr in den (Sonder)Müll) werfen und gegebenenfalls einige der vorgestellten Schaltungen ausprobieren.

Nähere Informationen zu diesem Thema finden sich z.B. in der St-Computer 7/8-96 (Seite 96).

Wer hierzu Anregungen, Tips, Verbesserungsvorschläge oder auch Kritik anbringen möchte, kann mich im MausNetz erreichen.




Rechtliches

Dieser Artikel wurde von mir (Holger Dammann) nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Trotzdem kann ich natürlich nicht garantieren, daß mir keine Fehler unterlaufen sind. Ich übernehme also keinerlei Haftung.




Material

Hilfreich (aber nicht unbedingt notwendig):




Wer hat das hier verbrochen?

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EMail: Maus-Adresse von Holger Damman Bitte keine Mail > 16KB


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