ATOS - Around The Operating System Das ATOS-Magazin 4/96

ATOS Software MagiCMac 2 Von ObjectGEM zu Java

MagiC PC






Inhaltsübersicht:
  Einleitung
  Installation von MagiC PC
  Die Konfiguration von MagiC PC
  Laufwerksverwaltung
  Probleme mit den Laufwerkscontainern
  Arbeiten mit MagiC PC
  Kompatibilität
  MagiC PC: Fazit




MagiC PC: Einleitung

In Zeiten, wo alles nach schnelleren Rechnern schreit und PCs zu Dumping-Preisen zu haben sind, hielt viele Atarianer beim Schritt zum PC nur noch der Gedanke zurück, auf die geliebte Software verzichten zu müssen.

Nachdem die Firma Application Systems Heidelberg ihren Macintosh-Emulator bereits etabliert hat, schlägt sie nun erneut zu: MagiC PC bringt das bekannte Multitasking-Betriebssystem MagiC unter Windows 95 zum Laufen und räumt damit die letzte Hürde aus dem Weg, Atari-Software auf dem PC weiter zu nutzen, gleichzeitig aber auch die vielen Vorteile zu nutzen, die ein schneller Pentium-PC nun mal mit sich bringt. Programmiert wurde die Emulation von Franz Schmerbeck, dem Vater von Signum.

MagiC PC kostet 299.- DM inklusive dem alternativen Desktop EASE, ist eine MagiC-Version bereits vorhanden, so kostet MagiC PC 249.- DM als Sidegrade.

Hier direkt eine Anmerkung zur Preisgestaltung von ASH:

Da ich als überzeugter THING-Benutzer mit der mitgelieferten EASE nichts anfangen kann, hätte ich mir die 69.-DM dafür gerne gespart, das ist aber leider nicht möglich, dieser Desktop wird einem aufgezwungen.

Ist man bei ASH "Power-User" (wird man beim Kauf bestimmter Produkte) so kostet MagiC PC ebenfalls nur 249.- DM, hier ist es dann plötzlich egal, ob man bereits eine MagiC-Version besitzt.

Das ist alles nicht besonders nachvollziehbar, und in Zeiten, in denen Umweltschutz groß geschrieben wird, sollte man bei ASH mal nachdenken, ob es wirklich notwendig ist, EASE-Handbücher mitzuliefern, die ungelesen im Papiercontainer landen ...

Wir wollen hier testen, wieviel Kompatibilität MagiC PC mitbringt und mit welcher Geschwindigkeit die Emulation aufwarten kann.




Installation von MagiC PC

Mindestvoraussetzungen für die Installation von MagiC PC sind ein PC mit Pentium 100 und das Betriebssystem Windows 95. Eine schnelle Grafikkarte ist der Performance zuträglich. Bei den Grafikkarten kann es übrigens zu dem Effekt kommen, daß der Mauszeiger auf der TOS-Seite "springt", d.h. ruckelig erscheint. Hier ist nicht unbedingt MagiC schuld, der Fehler kann durch den jeweiligen Grafikkartentreiber verursacht werden. Bei der im Test verwendeten Elsa 1000 Trio konnte dieser Umstand durch Verwendung eines älteren Treibers umgangen werden.

Die Installation erfolgt, wie bei Windows-Programmen üblich, über ein Setup-Programm.




Die Konfiguration von MagiC PC

Nach der Installation kann man diverse Einstellungen für den persönlichen Gebrauch von MagiC PC vornehmen:

Einmal die Bildschirmgröße und die gewünschte Farbauflösung (mehr als 16 Farben unterstützt MagiC PC in der vorliegenden Version nicht), weiterhin auch, ob man die Emulation des Yamaha Soundchips aktivieren möchte, um Tastaturklick und Systemglocke hören zu können. Das Einschalten dieser Option geht allerdings zu Lasten der Emulationsgeschwindigkeit. Da die Emulation des Soundchips die Ohren erfahrener Atarianer ziemlich beleidigt, kann man sie getrost ausgeschaltet lassen ...

Außerdem läßt sich einstellen, wieviel Speicher man seinem MagiC PC zur Verfügung stellen möchte. Nach der Anleitung können dies maximal 4 MB weniger sein, als der Rechner zur Verfügung stellt, in der Praxis habe ich festgestellt, daß auf meinem 16MB PC die Hälfte völlig ausreichend ist und auch verhindert, daß Windows 95 ständig Daten auf die Platte auslagert.

Der Konfigurationsdialog:





Weiterhin lassen sich Einstellungen für die serielle Schnittstelle vornehmen:





Hierzu muß man anmerken, daß die Konfiguration von MagiC PC keine Probleme bereitet. Alle Peripheriegeräte werden über die Treiber von Windows 95 angesteuert (Drucker, CD-ROM etc.), so daß hier keinerlei zusätzliche Treiber unter MagiC installiert werden müssen. So kann man zum Beispiel auf MetaDOS mit all seinen Schwächen verzichten, da das CD-Laufwerk direkt angesprochen werden kann.




Die Laufwerksverwaltung unter MagiC PC

Die Laufwerksverwaltung unter MagiC PC bietet die Möglichkeit, die PC-Festplatte direkt zu nutzen oder sogenannte Laufwerkscontainer einzurichten, die in einer maximalen Größe von 32 MB als TOS-Partitionen genutzt werden können. Das hat den Vorteil, daß bei den üblichen PC-Festplatten bei Verwendung von 16KB-Clustern nicht jede winzige INF-Datei von ein paar hundert Bytes direkt 16KB belegt.

Auch die Kombination daraus ist möglich und kann über folgenden Dialog für jede Partition festgelegt werden:





Probleme mit den Laufwerkscontainern in der Praxis

Die Benutzung der Laufwerkscontainer hat sich zumindest in der vorliegenden Version als fehlerhaft erwiesen. Häufig kam es vor, daß auf diesen Pseudo-Laufwerken Cluster verloren gingen und Dateien unbrauchbar wurden. So wurden Dateien von Programmen einfach überschrieben, was zum Teil zur Folge hatte, daß die entsprechenden Programme im günstigsten Falle einfach wieder unregistriert waren (CatLick), im ungünstigeren Fall ließen sich die Programme einfach nicht mehr starten. Das Schlimmste war der Verlust der kompletten Roadrunner-Datenbank auf der Festplatte.

So gut die Idee der Container auch ist: solange nicht sichergestellt ist, daß die Datensicherheit gewährleistet ist, sollte man auf deren Einsatz verzichten. Fairerweise muß man aber auch sagen, daß die Benutzung der "realen" Laufwerke (bei der die Partitionen einfach in Ordnern verwaltet werden) keinerlei Probleme bereitete.




Arbeiten mit MagiC PC

Im Gegensatz zu MagiCMac, wo der 68000 Prozessor ja bereits vorhanden ist, muß er auf dem PC komplett emuliert werden. Die naheliegendsten Fragen, die sich stellen, sind natürlich: wie schnell ist die Emulation und wie kompatibel ist das System?

Da der Systemtimer von MagiC PC "vorgeht" und daher zum Beispiel bei der Datenübertragung per Modem anstatt der üblichen 1650cps Werte um 2000cps angezeigt werden, hat es wenig Sinn, die üblichen Benchmarkprogramme zu benutzen, um die Performance festzustellen. Vielmehr habe ich ein paar Praxistests durchgeführt und handgestoppt, das kann dann jeder nachvollziehen und mit seinem Rechner vergleichen.

MagiC PC wurde hier auf einem Pentium 100 mit 16MB Speicher und einer ELSA Trio1000 Grafikkarte (2MB) getestet. Ein Pentium 100 wird von ASH empfohlen. Die Aussagen von ASH, MagiC PC erreiche auf einem solchen "Wirtsrechner" dreifache TT-Geschwindigkeit, konnten hier nicht bestätigt werden. Vielmehr war die Geschwindigkeit mit einem STE gleichzusetzen.

Auf der TOS-Seite waren folgende Dinge installiert:

System: STE TOS 2.00
AES: v3.99
GEMDOS: v0.25
MiNT: not present
Blitter: Enabled
NVDI: 4.11 present
Video Mode: 800*576*16
FPU: not present
Run and Malloc: from STRAM
Ref: TT + Fast RAM + FPU, TT Medium
Grafik: ELSA 1000Trio 2 MB Grafikkarte
ACC: ST-Guide, Notice, Z-Control
Auto: Calvino, Alice, Tos2Gem und HsModem,
Desktop: THING





Hier nun einige Praxiswerte:

Das Anzeigen des PIN.JPG dauerte mit Zeig's mir exakt 15 Sekunden. Das Ersetzen von allen "A" durch "Z" in einem 488kb großen Text (Maus-Info-File INS) dauerte in 7up ca. 4 Sekunden.

Zum Vergleich mal der Wert, der mit Zeig's mir (bei gleichen Einstellungen: Mit Median Cut oder Floyd Steinberg Farbreduzierung) unter MagiCMac 2.0 erreicht wurde: 5 Sekunden. Basisrechner war hier ein Apple Macintosh Performa 630 (68LC040, 33 Mhz), 832x624x16, egal, ob mit oder ohne NVDI).

Zum Nachvollziehen und Vergleichen liegt PIN.JPG dieser ATOS-Ausgabe bei.

Das Einpacken mit LZH der gleichen Datei dauerte 1:59 min. Das Auspacken des gleichen Archives war in 7 sec erledigt.

Einpacken des kompletten Dialler-Paketes: 1:26 sec (Falcon 0:53 sec)
Anzeigen von PETER.JPG : 0:54 sec (Falcon 0:54 sec)

Anmerkung: die Werte beim Falcon sind ohne DSP-Unterstützung.




Kompatibilität

Hier erntet MagiC PC ein großes Plus. Sämtliche Atari-Programme, die ich unter meinem "normalen" MagiC verwendete, liefen auch auf Anhieb unter MagiC PC: Thing, BoxKite, Papillon, Zeig's Mir, Cat, CoNnect, Notice, ST-Guide, Diskus-Demo, 7up, PacShell, Z-Control, RoadRunner, um nur einige zu nennen. Lediglich meine uralte Papyrus-Version 1.31 ließ sich mit dem beiliegenden Installationsprogramm nicht mehr installieren, während des Programmlaufes wurde ein falscher AES-aufruf vermeldet. Das Kopieren mittels Kobold funktioniert einwandfrei, lediglich für das Diskettenlaufwerk muß der GEMDOS-Modus eingestellt werden.

Dann habe ich einige Spiele ausprobiert, leider gelang es mir nicht, Spiele von Bootdisketten zu starten, allerdings lief zum Beispiel StarBall ohne Probleme in der ST-Farbauflösung. Doch das ist auch sicherlich nicht das Anwendungsgebiet für jemanden, der einen PC hat und nebenbei Atari-Programme benutzen will.

Ein Streifzug durch eine Atari-Shareware-CD brachte auch keinerlei Probleme mit sich, alle getesteten Programm liefen einwandfrei. Grundsätzlich kann man sicherlich sagen, daß alle sauber programmierte Software ohne Probleme unter MagiC PC eingesetzt werden kann.




MagiC PC: Fazit

Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen PC zu kaufen und trotzdem nicht auf seine Atari-Programme verzichten will, ist mit MagiC PC sicherlich gut bedient - wenn er mit der Geschwindigkeit eines 16Mhz STE zufrieden ist. TT-User werden wahrscheinlich enttäuscht sein. Trotz einiger noch vorhandener Fehler läuft MagiC PC sehr stabil und ist durchaus zu empfehlen, insbesondere dann, wenn man bedenkt, daß die vorliegende Version die erste veröffentlichte ist.

Im Grunde fühlt man sich direkt wieder zu Hause, wenn man MagiC PC gestartet hat ...

RW


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