Diese Frau ist bereits "livin´legend". Lange bevor es eine sogenannte Girl-Power-Bewegung gab, vermochte sie bereits jene Kraft und Zielstrebigkeit in Image und Musik zu manifestieren. Ihre Hits sind Legion, ihre permanenten Style-Innovationen beeinflußten Zeitgeist, Mode, Style-Hipness und die gesamte amerikanische Kunstszene, aber auch ihre musikalischen Beiträge waren über die Jahre "nie ganz schlecht" - selbst dann nicht, wenn man ansonsten kaum Bezug zu "Mainstream-Musik" hat und eher unbekannte Interpreten der Independent und Underground-Szene hört.
Madonna genießt daher auch in diesen Kreisen einen gewissen Kultstatus, der ansonsten höchstens noch mit dem von Depeche Mode zu vergleichen ist. Aufmerksame Leser dieser Medienecke werden im Laufe der Zeit festgestellt haben, daß die hier besprochenen Interpreten zum weitaus größeren Teil eher unbekannt waren (und sind), so daß eine Kritik zur neuen Madonna-CD wohl überrascht, aber doch ins (gerade beschriebene) Bild paßt. Sie ist einfach gut.
"Ray of light", ihre neue CD, zeigt (mal wieder) eine völlig andere (wenn auch vertraute) Madonna, die sich partiell für esoterische Ambientklänge öffnet, sphärische Soundcollagen mit ihrer eindrucksvollen Stimme veredelt und ansonsten das tut, was sie kann - Madonna sein, stets und überall. Der Opener "Drowned world/Substitute for love" beginnt mit den genannten Sphärenklängen, bevor Madonna mit ihrer Stimme die Song-Line aufnimmt und das eher mittelmäßige Stück Musik mit perfektem Arrangement und ausgetüftelter Instrumentierung zur "warmen" Stimme in bessere Regionen bringt. "Swim" beginnt mit einem einfachen Gitarrenriff und der verhallten Stimme der Interpretin, um dann einen tanzbaren Rhythmus mit zeitgemäßen
Ambientklängen zu mixen. Ganz nett, aber nicht unbedingt hitverdächtig. Danach der Titeltrack "Ray of light" - auf dem CD-Frontaufkleber (mit Frozen) als Hit "tituliert". Fragwürdig - ein eher belangloser Dance-Titel, der Madonna´s Stimme kaum Raum läßt und in elektronischen Spielereien
und aufdringlicher Baßdominanz untergeht. Ein alternativer Mix könnte hier möglicherweise noch etwas "retten" - wenn auch die kompositorische Qualität dieses Titels stets mäßig bleibt. Das Beste ist ein Break mit Gesang und feiner Gitarre nach 3 Minuten, danach wieder alberne Synthisounds und Discostampf - muß nicht sein, nein.
Madonna - Ray of light - 1 / 2

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