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Milan

Ein Erfahrungsbericht über dem MILAN

von Uli Günthner

Ja - es ist wahr geworden! Mitte Mai war er da, der neue Rechner. Nach intensiven Gesprächen auf der ATARI - Messe in Neuss am 11.4.99 im Beisein meines Finanzministers (andere hätten Ehefrau gesagt) fiel die Entscheidung: Wenn schon, dann ein MILAN!

"Aber bitte, Schatz! Ich will nicht so eine große Kiste von Monitor auf dem Schreibtisch stehen haben! So ein Flachbildschirm ist doch viel platzsparender und sieht außerdem schöner aus!", waren die Worte meiner besseren Hälfte. Und sie hatte recht: Die Vorteile sind noch weitergehender und rechtfertigen den Kaufpreis von damals DM 2063,--, obwohl das ca. DM 1400,-- mehr sind als für einen 17"Multisync.

Ein kurzes Durchrechnen mit anschließender Diskussion im Foyer des Dorinth ( a.d.R. Das Dorinth-Hotel liegt direkt neben der Messehalle und ist damit verbunden) und das Ganze war beschlossene Sache. Vier Tage später war der Monitor da, ein miro-15ÐTFT.

Dann begann die Suche nach einem ATARI-Händler, der auch liefern kann. Ich wollte nämlich nichts ausgefallenes, sondern nur 32MB RAM, 6,4GB Platte, 36-fach CD-ROM LW (aber bitteschön eins, das mit dem CDPLAYER von Alexander Clauss gut zusammenarbeitet ( kommt eigentlich nur TOSHIBA in Frage ), SCSI-Karte, aber eben einen MILAN. Als Händler konnte mir nur Axel Gehringer eine einigermaßen verbindliche Lieferzusage machen. Die anderen Händler, bei denen ich bereits vor ca. einem Jahr ein Angebot angefragt hatte, haben sich bis heute nicht gemeldet. Aber auch bei der Fa. Gehringer sollte es fast 4 Wochen dauern, bis er da war, der MILAN. Das mag an den geringen Losgrößen liegen, in denen der MILAN gefertigt wird.

Vielleicht werdet Ihr es nicht verstehen, aber als meine Frau mich anrief, daß der Rechner da sei (nicht per DPD wie berechnet und bezahlt, sondern per Post), nahm ich mir den Rest vom Tag frei. Nach hause gedüst, den Rechner ausgepackt, die Füße angeschraubt, Drucker, Monitor, Tastatur, Maus angeschlossen und eingeschaltet.

Dann kam der Schock, und der saß tief. Der Monitor wollte nicht auf das Signal der Grafikkarte synchronisieren. Bei einem Anruf bei der Fa. Gehringer am nächsten Tag wurde mir beschieden, ich solle gefälligst das Handbuch lesen. Nanu??? Ich habe doch gerade DM 2227,-- für den Rechner ausgegeben. Der Scheck wurde bereits 3 Wochen vorher eingelöst (Vorkasse nennt man das) und jetzt so eine Antwort. Dzz, dzz, dzz.

Dann sah ich die Gutschrift auf der Rechnung/Lieferschein. Warum das denn? Aha! Ich bekam kein 36-fach CD-ROM von TOSHIBA wie bestellt und bestätigt, sondern SAMSUNG 24-fach, das beim Abspielen von AUDIO-CDs über CDPLAYER.ACC ein unkontrolliertes Eigenleben entwickelt. Das Laufwerk habe ich immer noch, die Gutschrift jedoch nicht. Vielleicht ist auch der Treiber schuld. Die Info hätte man jedoch bei dem o.g. Kaufpreis erwarten können. Na ja! So etwas schweißt uns ATARIaner nur noch mehr zusammen, oder?

Da ich seit dem 11.4.99 PAC-Mitglied bin, war die Teilnahme am regionalen Treffen des PAC in Mannheim obligatorisch. Das mit dem Monitor ist ein Hardwareproblem, wurde mir gesagt, was sich letztendlich als teilweise richtig erwies.

Am 19.5. habe ich also den Monitor mit der Fehlerbeschreibung an die für miro arbeitende Servicefirma geschickt. Am 7.6. kam der Monitor zurück mit der Bemerkung: "Kein Fehler festgestellt". Jetzt war ich "baff". Der Monitor lief nämlich immer noch nicht richtig.

Dann kam die Jahreshauptversammlung des PAC in Biblis am 12.-14.6, auf der ich wirklich tolle Leute kennengelernt habe. Peer Schmidt und andere haben sich an meinen Rechner gesetzt und wirklich alles probiert, dem Monitor ein gutes Bild zu entlocken. Leider ohne Erfolg. Zufällig hatte einer einen DOSen-Laptop dabei. Da hat dann Andreas den miro angeschlossen und - siehe da - ein Bild erster Sahne.

Was war passiert? Es gibt nur wenige TFT-Monitore - wenn überhaupt - die "echte" Multisyncs sind. Sie können zwar in einem weiten Bereich mehrere Frequenzen synchronisieren, sind aber dabei ziemlich "intolerant". Eine Ablage von 1kHz bei der Zeilenfrequenz wird gerade noch verkraftet. Die Position des Horizontalen Synchronisationsignals muß auf ca. 5 Pixel genau eingehalten werden. Bei der Vertikalsynchronisation verhält es sich ähnlich. Die meisten Grafikkartentreiber, besser die zugehörigen SYS-Dateien (im Fall MILAN MVDI.CNF), sind unter der Annahme geschrieben worden, daß an dem Rechner ein echter Multisync zum Einsatz kommt. Und die sind ja bekanntlich sehr gutmütig, was das Timing des Grafiksignals betrifft.

Jetzt war die Sache klar: Am Montag nach dem Treffen schickte ich den Monitor zur MILAN GbR in Kiel, da sich Herr Thomas Göttsch (Programmierer des Grafikkartentreibers) freundlicherweise bereit erklärt hatte, mir die MVDI.CNF an meinen miro anzupassen. Ich unterstützte ihn in seiner Arbeit, indem ich mir das Timing des Monitors von miro schicken ließ und an Herrn Göttsch weiterleitete. Nach weiteren 8 Tagen hatte ich meinen Monitor zurück und endlich ein Bild, wie man es nur von einem TFT kennt.

Heute ist der 23.Juli und seit ca. 4 Wochen kann ich mit meinem Rechner arbeiten.

Ach ja - das darf ich auf keinen Fall vergessen: Peer Schmidt vom PAC wohnt glücklicherweise nicht so weit weg von mir (ca. 15km) und wir haben uns schon ein paarmal getroffen. Beim zweiten dieser Treffen hat er es auch geschafft, mir meinen Rechner so einzurichten, daß ich drucken kann. Das funktionierte nämlich anfangs auch nicht. Dafür habe ich seinem Multisync wieder auf die Beine geholfen. Starker Gelbstich im Bild und sehr unscharf. Es lohnt sich also, PAC-Mitglied zu sein.

Die nächste Hürde, die ich noch nehmen muß, ist der Zugang zum Internet. Das DRACONISpro Paket und ein Modem habe ich schon. Die Unterlagen von T-online ebenfalls. Doch Vorsicht!: Der MILAN hat zwar 3 serielle Schnittstellen. Mit DRACONIS kann aber nur COM1 (max. 19200 Baud) auf dem MILAN verwendet werden ( hat jedenfalls Sascha Roth von M.u.c.S. gesagt). Zudem waren und sind nur 2 herausgeführt.

Zum Abschluß noch ein paar aufmunternde Worte. Ich bin seit Dezember 1986 ATARI-User ( erst 1040STF, dann MEGA ST4 mit SM124, SM194, Link 97, NVDI) und muß mich glücklicherweise nur beruflich mit dem am weitesten verbreiteten Computervirus herumschlagen.

Der Umstieg von einem ST auf den MILAN kommt einem Generationenwechsel gleich, jedoch nicht, wenn man vorher mit einem TT, Hades o.ä. gearbeitet hat. Ich werde mit Sicherheit noch einige Zeit brauchen, mich an das neue Arbeitsumfeld mit seinen ganzen Möglichkeiten zu gewöhnen, kann aber jedem Interessenten sagen: Der Umstieg lohnt sich in jeder Beziehung, wenn man einmal außer Acht läßt, daß bei manchen ATARI-Händlern der Begriff ASS (After Sales Support) ein Fremdwort ist, weil sich das ja auf alle Rechner von ATARI bezieht und kein MILAN-spezifisches Problem ist.

In der Zwischenzeit habe ich mir PAPYRUS-Office, NVDI5, PAPILLON, PCC2.0 etc. zugelegt. Ein ganz dickes Lob muß ich hier Carsten Baron von R.O.M logicware aussprechen, der für meine "Anlaufschwierigkeiten" mit PAPYRUS immer ein offenes Ohr hatte. Auch meine Verbesserungsvorschläge für die Datenbank wurden aufgenommen und mit entsprechendem Vermerk nach Berlin weitergeleitet. übrigens läuft in der Zwischenzeit auch GFABASIC 3.6 (TT), das ich mir in Neuss zugelegt habe. Sogar meine auf den STs geschriebenen Programme laufen auf dem MILAN, allerdings nur im Single-TOS-Modus. Daß sie nur im Monochrommodus laufen, kann man nicht dem MILAN oder dessen TOS anlasten, weil ich damals auflösungsabhängig programmiert habe (nur ST high).

Bis bald!
Uli Günthner, St.Leon-Rot

P.S.: Entgegen landläufiger Meinung ist Technobox CAD/2 meines Erachtens ein sehr gutes CAD-Programm. Man kann nicht die Programmierer dafür verurteilen, daß sie damals aus dem ST das Letzte an Geschwindigkeit herausgeholt haben und dies jetzt auf den schnellen Plattformen zu Problemen führt. Alle Programme aus dem Hause Technobox haben mit NVDI Probleme der unterschiedlichsten Art (weil es NVDI damals noch nicht gab). Zum Beispiel läuft Technobox Drafter einwandfrei. Nur bei der Version von CAD/2, die momentan vom Falkeverlag verkauft wird, funktionierte die Symbolbibliothekverwaltung auf dem MEGA ST nicht. In der Zwischenzeit bin ich wieder etwas schlauer: Wenn man den MILAN in Single-TOS mit abgeschaltetem NVDI betreibt, läuft es, allerdings stürzt das Programm beim Laden einer Zeichnung ab. Weiterhin ist die Mausabfrage sehr empfindlich. Hier konnte mir Rolf Müller, ebenfalls ein PAC-Mitglied, weiterhelfen, indem er mir sein CAD/2, das auf seinem MILAN läuft, gegeben hat. Das ist natürlich keine Raubkopie, da ich das Programm ja bezahlt habe.

P.SS.: Die TT-Version von CAD/2 läuft nicht auf dem MILAN, jedoch die ST-Variante. Dazu mua bei der Installation das SETUP.PRG ausgetrickst werden, weil es sonst immer die TT-Version installiert. Der Nachteil ist, daß die FPU-Fähigkeiten des MILAN nicht genutzt werden. Aber das ist besser, als wenn das Programm beim Laden einer Zeichnung abstürzt.

Vorgehensweise:
1. Fertigen Sie von Diskette 1/3 eine Kopie an.
2. Löschen Sie auf der Kopie die Datei CAD2TT.PR&<.
3. Benennen Sie CAD2ST.PR&< in CAD2TT.PR&< um.
4. Verwenden Sie als Installationsdiskette die in den Schritten 1-3 modifizierte Diskette und zusätzlich die beiden Originaldisketten 2/3 und 3/3. Keine Angst wegen der Lesefehler auf 3/3. Das sind nur Beispieldateien, die sowieso keiner braucht.

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