von Dieter Kirchhoff (dk)
Es ist schon erstaunlich, daß der Atari-Markt viele Jahre nach dem Abschied von Atari immer noch lebt. Da kann man mal sehen, wie
fortschrittlich der Atari ST damals war. Verschiedene Firmen in Deutschland bemühen sich immer noch um den Atari-Markt. Sie bieten
leistungsfähige Hardware, Emulatoren, Multitasking-Betriebssysteme und
Anwendungsprogramme an. Sie können allerdings nur existieren,wenn sie
einen Mindestumsatz realisieren können.
Ich habe allerdings den Eindruck, daß viele Atari-Freunde sehr
konservativ sind und auch zukünftig nur mit ihrem alten Original-
Atari-Rechner, den sie ganz in ihr Herz geschlossen haben, immer weiter
arbeiten wollen. Das ist zwar verständlich, sie übersehen aber dabei den
enormen Entwicklungsfortgang, der inzwischen stattgefunden hat. Ein
Original-Atari-Rechner entspricht einfach nicht mehr den heutigen
Anforderungen der Hochleistungsprogramme.
Das merkt man nicht nur, wenn man sich einen Milan oder Hades zulegt.
Neue leistungsstarke Programme, wie: Papyrus, Calamus SL, Texel,
Papillon, Smurf, Draconis, CAB, Signum!4, usw., für die alten
langsamen Original-Atari-Rechner mit ihren Arbeitsspeichergrenzen zu
entwickeln, wird immer problematischer. Wenn man unter einem Multitasking-
Betriebssystem, wie MagiC oder N.AES, mit mehreren leistungsfähigen
Programmen arbeiten will, reichen 16 MHz und 4 MB RAM einfach nicht aus.
Die - außer den alten Original-Atari-Rechnern 520 ST, 1040 ST, Mega
ST, STE, Mega STE, TT und Falcon - verfügbare neue und
leistungsstarke Hardware reicht von PCs und Macs mit entsprechenden
Emulatoren, bis zu den Hochleistungsrechnern Milan, Hades, Eagle
und Medusa. Da sollte eigentlich jeder Atari-Freund das für ihn
passende finden können. Schon an einem preisgünstigen Apple Macintosh
oder PC erlebt man unter einem Atari-Emulator, wie: MagiCMac, MagiC
PC, STEmulator, GEMulator, usw., die Atari-Anwendungs-Software im
Multitasking nebeneinander, in voller Geschwindigkeit, Auflösung und
Farbenpracht. Wenn man dies einmal erlebt hat, möchte man es nicht mehr
missen!
Und die Emulatoren sind heute sehr ausgereift. Da moderne PCs und Macs
sehr schnelle CPUs besitzen, kann man auch unter den Emulatoren sehr
flott, schneller als auf allen Original-Atari-Rechnern (!!) und sehr
komfortabel mit Atari-Anwendungen arbeiten. Besonders hervor tut sich das
präemptive Multitasking-Betriebssystem MagiC. Man kann damit auf
unterschiedlicher Hardware die gleichen komfortablen Funktionen finden,
denn es gibt verschiedene Versionen für Original-Atari-Rechner, PCs,
Macs, den Milan und den Hades. Die meisten Aussagen zu MagiCMac in
diesem Erfahrungsbericht gelten deshalb grundsätzlich auch für die
anderen MagiC-Versionen: MagiC 6 (Atari) und MagiC PC 6,00. Dazu gibt
es auch noch sehr komfortable Benutzeroberflächen, wie Jinnee, Ease,
Thing oder Gemini. Das ist doch ganz im Sinne der Atari-Anwender!
Das Arbeiten unter einem Emulator hat im übrigen noch einen nicht zu
unterschätzenden Vorteil: Man kann auch mal über den Tellerrand schauen
und vergleichen, denn man hat immer mindestens zwei Betriebssystem-
Plattformen zur Verfügung und kann deren Eigenschaften in der Praxis
erfahren. Auf meinem Mac habe ich die Emulatoren MagiCMac 6.0.4 und
Virtual PC 2.0, so daß ich stets drei Betriebssystem-Plattformen:
MacOS D1-8.0, AtariOS und DOS 7.0/Windows 95B verfügbar habe.
Eine Erkenntnis daraus ist folgende: Nur unter MagiCMac 6.0.4 gibt es
in diesem Vergleich echtes präemptives Multitasking und mit Jinnee 1.11
auch noch die komfortabelste Benutzeroberfläche! Leider ist das den
meisten DOSen-Anwendern völlig unbekannt.
Und so begann bei mir die Arbeit mit MagiCMac. Als Atari das Handtuch
warf und die Anwender einfach im Stich ließ, war ich gerade an einer
langwierigen Virusinfektion erkrankt. Ein Kollege und Apple-Freund hatte
von Bekannten eine Beta-Version von MagiCMac bekommen und mir diesen
Emulator und einen Apple Macintosh Rechner zum Ausprobieren geliehen,
weil er selbst von der Atari-Plattform keine Ahnung hatte. So hatte ich
während meiner Krankheit auch eine interessante Beschäftigung.
Zwar lief
MagiCMac 0.9ß damals noch nicht sehr stabil, aber ich war von der
Farbenpracht, Auflösung und Geschwindigkeit meiner Atari-Programme
begeistert.
Ich möchte deshalb nun über meine Erfahrungen mit der inzwischen sehr
ausgereiften heutigen Version MagiCMac 6.0.4, ½ 1995 - 1998, und
Jinnee 1.11 berichten, die sinngemäß auch für MagiCPC 6 und MagiC 6
(Atari) gelten. Diese Zeilen schreibe ich auch aufgrund der zahlreichen
Anfragen bei mir bezüglich der Erfahrungen, die ich mit MagiCMac
gemacht habe, vor allem in Bezug auf die Kompatibilität. Dazu möchte ich
auch auf meine Artikel "Atari-OS für Apple" zu diesem Thema im CM 3/96
und "Erfahrungen mit MagiCMac" im CM 1/97 hinweisen.
MagiCMac.
1. Installation und Konfiguration.
Zur Installation gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, denn sie
erfolgt mit einem Installationsprogramm ganz problemlos. Man braucht
nur genügend RAM-Arbeitsspeicher. Etwas Zeit sollte man für eine
sinnvolle Konfiguration aufwenden. Je nachdem wieviel RAM vorhanden
ist, kann man MagiCMac und den Atari-Anwendungsprogrammen mehr oder
weniger Speicher zuteilen. Man kann bestimmte Ordner der Festplatte
als Laufwerke unter MagiCMac definieren, und so auf den Inhalt
sowohl unter dem MacOS wie unter MagiCMac zugreifen. Das ist sehr
praktisch.
Wichtig ist bei der Konfiguration von MagiCMac 6.0.4, ½ 1995 - 1998,
die richtige Speicherzuteilung. Die Zahl der gleichzeitig laufenden
Programme ist nur durch den verfügbaren Arbeitsspeicher begrenzt. Der
RAM-Bedarf steigt natürlich, wenn man gleichzeitig mit mehreren
Betriebssystemen, beispielsweise MacOS, MagiCMac oder Virtual
PC, arbeiten will und unter jedem Betriebssystem im Multitasking
mehrere Programme laden möchte. So kann man natürlich Daten aus Atari-
Anwendungen hoch komfortabel in Mac-Anwendungen übernehmen und
umgekehrt (siehe auch Punkt 3). Dann sollten es aber schon mindestens
36 MB sein, 48 MB sind noch besser. Zum Glück sind heute die RAM-Chips
recht preiswert zu haben.
2. Allgemeines.
Mit MagiCMac 6.0.4, ½ 1995 - 1998, wird auf der Macintosh-Hardware
das Atari-kompatible Betriebssystem MagiC 6 rein softwaremäßig
emuliert. Unter MagiCMac 6.0.4 gibt es für Atari-Anwendungen keine
Geschwindigkeitsprobleme, weil der Macintosh-Rechner entweder den
gleichen Motorola-Prozessor der Typenreihe 680X0 hat wie ein Atari-
Rechner oder aber einen sehr schnellen PowerPC-Chip. Die Atari-
Anwendungsprogramme laufen bereits auf meinem kleinen Apple Power
Macintosh 5500/225 wesentlich schneller als auf einem Atari Mega ST
oder TT. Es ist eine Pracht, bekannte Atari-Programme statt in 640 *
400 monochromer Darstellung auf dem Atari-Monitor SM 124 in einer
832 * 624 Darstellung in 256 Farben mit 3D-Buttons zu sehen!! Das
Desktop Jinnee 1.11 wird mitgeliefert und erlaubt ein sehr
komfortables Arbeiten (s.u.).
Das Atari-kompatible Betriebssystem MagiC 6 gibt es derzeit für drei
Plattformen: für den Atari ST, den Apple Macintosh und den PC mit
Intel-CPU (oder kompatiblen). Bereits angekündigt ist eine spezielle
Version für den Milan und den Hades. Die Eigenschaften dieser 4
Versionen dürften im Prinzip die gleichen sein. Alle Anwendungen, die
auflösungsunabhängig programmiert wurden und unter MagiC auf dem
Atari laufen, dürften auch auf den anderen Versionen laufen, zumal
auch die Darstellung 640 * 400 Pixel monochrom (wie auf dem beliebten
Atari-Monitor SM 124) emuliert werden kann.
Während man sich beim Atari ST mit dem Kauf des Monitors entweder
für die hohe ST-Auflösung (640 * 400 monochrom) oder die mittlere /
niedrige ST-Auflösung (640 * 200 mit 4 Farben / 320 * 200 mit 16
Farben) entscheiden mußte, kann man unter MagiCMac alle diese
Auflösungen darstellen. Somit kann man beispielsweise sowohl schwarz-
weiße IMG-Bilder (*.IMG), farbige XIMG-Bilder (*.IMG) wie auch
Neochrome-Bilder *.NEO) problemlos auf dem gleichen Monitor
darstellen. Dazu muß man nur die Auflösung in den Einstellungen von
MagiCMac ändern. Auch ältere Programme, wie Signum!2, die nur in
der hohen ST-Auflösung laufen, kann man so benutzen.
3. Multitasking mit zwei Betriebssystemen.
Die jetzige Version MagiCMac 6.0.4, ½ 1995 - 1998, ist
offensichtlich inzwischen sehr ausgereift und läuft bei mir sehr
stabil. Sie erlaubt präemptives Multitasking mehrerer Atari-Anwendungs-
Programme und kooperatives Multitasking neben laufenden MacOS-
Programmen. MagiCMac wird wie eine Anwendung für das MacOS im
Multitaskingbetrieb mit anderen Mac-Anwendungen gestartet. Mit einer
Tastenkombination kann man zwischen dem Apple-Betriebssystem MacOS
und MagiCMac schnell hin- und herschalten. Über das GEM-Clipboard
kann man sogar Blöcke zwischen Atari-und Apple-Anwendungen übertragen.
Dabei werden die bezüglich der Umlaute unterschiedlichen Zeichensätze
von Atari- und Apple-Rechnern automatisch angepaßt. Das ist sehr
praktisch. (Mit dem Programm 1st-Word-plus funktioniert dies
allerdings nicht, weil es das GEM-Clipboard nicht korrekt bedient.)
Atari-formatierte SCSI-Festplatten können unter MagiCMac problemlos
weiterbenutzt werden. Natürlich kann man auch auf die Festplatte, das
CD-ROM-Laufwerk des Mac sowie ggf. Netzlaufwerke (ich habe aber keine
Erfahrung damit) zugreifen und mit DOS-formatierten Disketten (siehe
unter 8.) arbeiten.
4. Kompatibilität.
Ich habe natürlich keinen vollständigen Überblick über alle Programme,
die laufen oder nicht laufen, und kann deshalb nur von Programmen
berichten, die ich kenne. Offensichtlich laufen alle Programme, die
auflösungsunabhängig und sauber programmiert sind. Dazu zählen vor
allem GEM-Programme, wie beispielsweise: Papyrus 7.54A, QED 4.52,
1st-Word-plus 3.20 TT BRD, ST-Guide V(10.12.96), Xact-Draw,
That's Write 4.08, TempusWord 2.9, GEMView, Draconis 1.6,
Papillon 3.03 oder Calamus SL¾99, aber auch beispielsweise das TOS-
Programm LHarcger. Der 15"-Monitor meines Apple Power Macintosh
5500/225 stellt die Fenster dieser Programme in einer Auflisung von
832 * 624 Pixeln in 256 Farben gestochen scharf mit einer
flimmerfreien Bildwechselfrequenz von 75Hz sehr augenschonend (wie ein
SM 124) dar. Einige ältere und nicht auflösungsunabhängig
programmierte Programme, wie beispielsweise Signum!2, können nur
benutzt werden, wenn man MagiCMac in der entsprechenden Auflösung
startet.
Ein Problem sind bei Multitasking-Betriebssystemen immer wieder die
Programme, die nicht GEM-konform sind. Signum!4 läuft zwar, aber nur
mit erheblichen Einschränkungen bzgl. des Multitasking, da es immer
noch kein GEM-Programm ist. So läuft Signum!4 nicht in allen
Farbtiefen. So funktioniert die Signum!4-Maus nur, wenn man in
MagiC PC die Maus als Atari-Maus einfängt. Wenn man die Windows-Maus-
Einstellung verwendet, spielt die Maus in Signum!4 verrückt und ist
plötzlich doppelt vorhanden. Signum!4 arbeitet leider nicht mit GEM-
Fenstern, wodurch natürlich die ACC-Zugänglichkeit und das
Multitasking eingeschränkt sind. Mein Wunsch an den Entwickler von
Signum!4 ist deshalb, dieses sonst so leistungsfähige Programm zu
einem sauberen GEM-Programm weiterzuentwickeln!
Das Atari-Kontrollfeld XCONTROL.ACC läuft zwar, die Darstellung ist
aber nicht immer fehlerfrei und irritiert. Hier gibt es aber Abhilfe.
Mit MagiCMac liefert die Firma Application Systems Heidelberg
Software GmbH (ASH) den Control Panel Server COPS (der auch einzeln
erhältlich ist) aus. COPS ist ein Ersatz für das nicht ganz sauber
laufende Atari-Kontrollfeld XCONTROL.ACC und erlaubt auch das
Ausführen von CPX-Modulen. Gegenüber dem Atari-Kontrollfeld
XCONTROL.ACC hat COPS noch weitere Vorteile. Durch die
Multitaskingfähigkeit kann man mehrere CPX-Kontrollfelder gleichzeitig
öffnen. Wenn man COPS als Anwendung für den Dateityp *.CPX anmeldet,
können CPX-Kontrollfelder sogar Mac-like komfortabel direkt vom
Jinnee-Desktop aus aufgerufen werden.
Dagegen laufen beispielsweise die folgenden Programme: 1st-Xtra,
Calamus 1.09N, Tempus, 7Up 2.09 oder That's Pixel und viele
(unsaubere) Spiele leider nicht. Auch laufen die Programme nicht, die
die Ansprechbarkeit des DSP (digital signal processor) des Falcon
voraussetzen. Das praktische Accessory The Chameleon¿1.19, mit dem
man während des Betriebes weitere Accessories bei Bedarf ohne Booten
nachladen oder auch wieder aus dem RAM entfernen kann, läuft leider
auch nicht unter MagiCMac. Unter MagiC PC, STEmulator oder
GEMulator kann man - natürlich unter Verzicht auf Multitasking -
auch mit einer absolut kompatiblen Original-TOS-Version arbeiten,
die man mit einem Hilfsprogramm ROMCOPY.TOS aus einem Original-TOS-
ROM auslesen kann.
5. Diskettenzugriff.
Unterschiedlich sind bei den verschiedenen MagiC-Versionen die
Möglichkeiten zum Formatieren, Lesen und Beschreiben von Disketten.
DOS-konform formatierte Disketten können alle MagiC-Versionen lesen
und beschreiben. Unter MagiC PC kann man keine Disketten
formatieren, sondern muß dies mit der Windows-Routine durchführen,
die natürlich nur das DOS-Format beherrscht. Unter MagiCMac kann man
Disketten (mit MGFORMAT.PRG) formatieren; dabei muß man unbedingt
darauf achten, daß man ein DOS-konformes Format wählt, weil die in
Apple-Rechnern eingebauten Floppylaufwerke und Floppy-Controller kein
anderes Format zulassen. Dafür kann man unter MagiCMac auch
Disketten im Apple-Macintosh-Format lesen und beschreiben, die man
aber unter dem MacOS formatieren muß.
Auf den Original-Atari-Rechnern konnte man aber auch anders
formatierte Disketten verwenden, beispielsweise um mehr Daten auf der
Diskette unterzubringen. Unter MagiCMac kann man solche Disketten
weder lesen noch beschreiben, weil die in Apple-Rechnern eingebauten
Diskettenlaufwerke und Floppy-Controller dies nicht zulassen.
Unter MagiC PC kann man Atari-spezial-formatierte Disketten indirekt
lesen und beschreiben, indem man sie zunächst komplett als sogenannten
Diskettencontainer auf die Festplatte kopiert. Man muß natürlich
darauf achten, vor dem Ausschalten des Rechners die veränderten Daten
des Diskettencontainers auch wieder auf die Diskette
zurückzuschreiben.
Ein virtuelles Diskettenlaufwerk B: wird - im Gegensatz zum Original-
TOS 2.06 - weder unter MagiCMac noch unter MagiC PC unterstützt.
6. Systembedingte Probleme.
Die systembedingten Probleme liegen in den unterschiedlichen
Dateisystemen, bei MagiCMac in der (viel leistungsfähigeren) völlig
anderen Apple-Druckerschnittstelle, bei MagiC PC in der Vielzahl der
Grafikkarten und den bekannten Installationsproblemen auf PCs.
Die Druckerschnittstellen des Atari- und des Apple-Rechners
unterscheiden sich sehr. Der Atari-Rechner hat eine parallele
Drucker-Schnittstelle, die der Centronics-Schnittstelle eines DOS-PCs
ziemlich genau entspricht, während ein Apple-Rechner eine schnelle
serielle Schnittstelle RS-422 und ein spezielles Protokoll, LocalTalk,
verwendet. Der Ausdruck auf Centronics-Drucker mit paralleler
Schnittstelle, wie man sie am Atari verwendet hat, ist jedoch auch von
einem Apple-Macintosh aus möglich. Diese Lösung bietet sich an, wenn
man seinen bisherigen Drucker weiterbenutzen möchte. Dazu benötigt man
zusätzlich PowerPrint (ein Kabel mit einem Umsetzer und
entsprechenden mitgelieferten Druckertreibern), eine Steckkarte
MacSTOut MIDI, eine Steckkarte MacSTOut oder einen Adapterstecker
MacSTOut Classic. Das Adapterkabel PowerPrint ist mit ca. 250 DM
relativ teuer. Die Steckkarte MacSTOut MIDI realisiert auch die MIDI-
Schnittstelle, kostet ca. 200 DM und belegt einen der raren
Steckplätze. Die Steckkarte MacSTOut kostet ca. 190 DM und belegt
ebenso einen der raren Steckplätze. Die Steckkarten MacSTOut MIDI
oder MacSTOut sind nur an älteren Macs mit einem LC-PDS-Steckplatz
verwendbar. Der Adapterstecker MacSTOut Classic ist mit ca. 80 DM
die einfachste und preiswerteste Lösung und belegt keinen der raren
Steckplätze. Man kann seinen bisherigen Drucker weiter verwenden und
aus allen Atari-Programmen drucken, wenn man einen geeigneten
Treiber für den verwendeten Druckertyp hat. Man kann den
Druckertreiber des Atari-Programms verwenden. Der Mac "sieht" einen
solchen Druckvorgang nicht und braucht solche Drucker nicht zu kennen.
Aus Apple-Programmen ist der Ausdruck auf Centronics-Drucker mit
paralleler Schnittstelle nur mit einem passenden Treiber möglich und
ziemlich langsam.
Der Ausdruck auf Apple-Drucker ist nur aus solchen Atari-Anwendungen
möglich, die über einen sogenannten GDOS-Druckertreiber verfügen,
wie Papyrus, Papillon, That's Write, TempusWord 2.9,
Signum!4, Xact-Draw oder Calamus SL. Außerdem muß entweder das
neue Atari SpeedoGDOS oder (besser) das NVDIMac 3.1 (oder neuer)
im Autoordner installiert sein. Dann ist der Ausdruck über
einheitliche Treiber (Apple-Quick-Draw-System) des MacOS sehr
komfortabel. Mein Apple-Tintenstrahl-Drucker Color StyleWriter 2400
schaltet sich automatisch bei einem Druckauftrag ein und, wenn er mehr
als 5 Minuten lang keine Druckdaten mehr empfängt, auch wieder
automatisch aus. Er braucht keinerlei DIP-Schalter und benötigt zur
Bedienung nur eine Ein-/Austaste und zwei LEDs für die Betriebs- und
Störungs-Anzeige. Dank der Apple ColorSync-Technologie druckt er in
natürlichen Farben. Mit der mitgelieferten ColorShare-Software ist er
auch aus einem Netz über den Apple-Rechner zu erreichen. Dieser
Komfort ist bei einem Centronics-Drucker einfach nicht möglich.
Natürlich ist dann auch aus Apple-Programmen heraus ein schneller
Ausdruck möglich. Mit der speziellen NVDI-Version NVDIMac oder NVDI
5 (oder neuer) ist auch in Atari-Programmen die Nutzung der auf dem
Apple installierten TrueType-Fonts möglich, so daß diese nicht
speicherfressend noch einmal für SpeedoGDOS oder NVDI zusätzlich
installiert werden müssen.
Bei dem genannten Druckproblem zeigt sich ein Versäumnis von Atari in
der Vergangenheit: ein GDOS-System mit einer zentralen Druckfunktion
gehörte nicht serienmäßig zum Atari-Betriebssystem TOS. So mußten
die Programmierer für jede Anwendung für alle möglichen Druckertypen
Treiber schreiben. Für diese vielen Treiber gibt es natürlich keine
standardisierte Schnittstelle, die für eine Übergabe vom Emulator an
das Drucksystem des Gastrechners geeignet wäre.
7. Hilfefunktion.
Das mitgelieferte Handbuch erläutert die Installation, Konfiguration
und alle Funktionen kurz und knapp aber ausreichend. Eine ausführliche
Onlinehilfe liegt als Hypertext MagiC6.HYP bei und ist jederzeit
verfügbar: ST-GUIDE wird mitgeliefert.
8. Vorschlag für eine weitere Verbesserung.
Schön wäre für das praktische Handling noch ein Standby-Modus, bei dem
beim Beenden der Status von MagiCMac und die aktuelle Umgebung
abgespeichert werden. Bei der nächsten Benutzung wäre dann ein
Schnellstart möglich, und man müßte nicht die notwendige Zeit für den
Bootvorgang abwarten. Aber auch mit der derzeitigen Version von
MagiCMac kann man stabil und komfortabel arbeiten.
Jinnee.
Und nun noch einige Bemerkungen zu der mitgelieferten Benutzeroberfläche
Jinnee 1.11. Wenn man erst einmal erlebt hat, wie schön die Oberflächen
leistungsfähiger Atari-Anwendungen auf einem Farbmonitor in hoher
Auflösung aussehen und wie komfortabel man damit arbeiten kann, dann
möchte man dies nicht mehr missen.
1. Installation.
Zur Installation gibt es nicht viel zu sagen; sie erfolgt komfortabel
mit einem Setup-Programm. Man kann auch gleich einige Zusatzprogramme
mitinstallieren lassen. Jinnee kann als Default-Desktop angemeldet
werden. Jinnee kann auch als AV-Server konfiguriert werden.
2. Allgemeines.
Für das AtariOS gibt es verschiedene Benutzeroberflächen - auch
alternative Desktops genannt. Früher lieferte ASH (Application Systems
Heidelberg) zu MagiCMac den Desktop Ease, heute Jinnee. Der
Speicherbedarf von Jinnee ist nach meinen Beobachtungen geringer als
der des Desktops Ease. Welchen Desktop man vorzieht, ist letzten
Endes Ansichtssache, denn alle sind recht komfortabel und stellen auch
die Oberfläche von Windows 95 oder den Finder des MacOS D1-8.0 in
den Schatten!
3. Programm-Menü.
In einem frei editierbaren "Quick"-Programm-Menü kann man seine
wichtigsten Anwendungen eintragen und mit einem Mausklick starten,
ohne daß man sich den Desktop mit Icons vollkleistern muß. Das gleiche
ist auch mit einem "DeskDrop"-PopUp-Programm-Menü möglich, das
mitgeliefert wird. Den Desktop kann man sich natürlich frei gestalten
und den einzelnen Dateien viele bunte Icons zuordnen. Ich empfehle ihn
ähnlich zu gestalten, wie den Apple Finder, damit man sich nicht
dauernd umgewöhnen muß.
4. Komfort.
Viele komfortable Möglichkeiten kann ich hier nur andeuten. Die
Einstellmöglichkeiten sind sehr vielfältig. Natürlich kann man auf dem
Desktop Icons für Laufwerke, Ordner und Dateien ablegen und beliebig
positionieren. So kann man sich automatisch die Größe ganzer Ordner
(und ggf. Unterordner) anzeigen lassen. Die Fenstergröße paßt sich
automatisch dem Inhalt an: Das ist sehr praktisch, z.B. beim
Umschalten von der Text- in die Icon-Darstellung. Man kann die Fenster
an bestimmten Stellen auf dem Desktop festpinnen, oder aber auch
Jinnee eine intelligente Fensteranordnung überlassen. Man kann auch
gerade nicht benötigte Fenster iconifizieren. Die komplette
Konfiguration kann man in der Datei JINNEE.INF abspeichern, damit sie
beim nächsten Start sofort wieder aufgebaut wird.
Für größere Kopieraktionen kann man automatisch den Dateikopierer
Kobold aktivieren, wenn er installiert ist. Dadurch lassen sich
größere Kopieraktionen stark beschleunigen. Kobold wird leider nicht
mitgeliefert sondern muß extra geordert werden.
Sehr praktisch ist oft die Möglichkeit, auf dem Desktop kleine
Notizzettel abzulegen. Das Fenster des einfachen Notizblock-Programms
enthält einen Button, mit dem man einen komfortableren Editor zuordnen
kann. Voraussetzung dafür ist, daß OLGA installiert sein muß.
Jinnee verfügt über vielfältige Suchfunktionen, abhängig vom
Suchmuster, Datum und der Dateigröße.
5. Start von Accessories und Programmen.
Wie schon erwähnt, kann man in einem frei editierbaren "Quick"-
Programm-Menü seine wichtigsten Anwendungen eintragen und mit einem
Mausklick starten, ohne daß man sich den Desktop mit Icons
vollkleistern muß. Das gleiche ist auch mit einem "DeskDrop"-PopUp-
Programm-Menü möglich, das mitgeliefert wird. Programme kann man
natürlich auch durch den üblichen Doppelklick auf die Programmdatei in
dem entsprechenden Ordnerfenster starten. Wenn man die Anwendung
angemeldet und einer Dateiendung zugeordnet hat, startet die
zugehörige Anwendung automatisch durch einen Doppelklick auf eine
entsprechende Datei und lädt diese Datei. TOS- und TTP-Programme kann
man auch mit Kommandozeilenvariablen starten. Die Ausgaben von TOS-
und TTP-Programmen erscheinen in einem VT52-Fenster. Praktisch finde
ich auch die Möglichkeit, durch Doppelklick auf eine *.ACC-Datei diese
nachträglich (ohne das Accessory The Chameleon) als Accessory zu
installieren. Man kann aber nicht ein Accessory ohne Booten wieder aus
dem RAM entfernen.
6. Druckfunktionen.
Ausdrucken kann man über Gemdos oder GDOS bzw. (besser) NVDI.
Beim Ausdruck über Gemdos kann kann man die Seitenlänge einstellen
und so den Drucker veranlassen, ggf. rechtzeitig ein neues Blatt
einzuziehen. Ein Ausdruck von unformatierten ASCII-Dateien über das
Papierende hinaus kann so vermieden werden. Bei Bedarf kann man auch
das "ß" automatisch umwandeln lassen. Der Ausdruck über GDOS bzw.
NVDI ist unter MagiCMac besonders wichtig: so kann man auch auf
Mac-Drucker ausdrucken. Die Druckdaten werden dann an das QuickDraw-
Drucksystem des Mac übergeben (siehe Ausführungen weiter oben unter
MagiCMac).
7. Hilfefunktion.
Das mitgelieferte Handbuch erläutert alle Funktionen kurz und knapp
aber ausreichend. Fest integriert ist eine Kontext-Ballon-Hilfe,
ähnlich wie beim MacOS, die die Funktion von fast jedem Button kurz
in einer Sprechblase erklärt. Eine ausführliche Onlinehilfe liegt als
Hypertext JINNEE.HYP bei und ist jederzeit verfügbar: ST-GUIDE wird
mitgeliefert.
8. Sonstiges.
Jinnee unterstützt laut Handbuch auch GEMScript. Ich habe das aber
nicht ausprobiert.
Mit dem Erstellen von Links (Alias, Verknüpfung) hatte ich mehrfach
Probleme: das klappte bei mir nicht immer. Woran das liegt, weiß ich
bisher nicht.
9. Shutdown.
Sehr praktisch ist auch das Shutdown-Programm: beim Beenden von
MagiCMac werden durch das Shutdown-Programm automatisch alle noch
offenen Atari-Anwendungen ordnungsgemäß geschlossen. Ggf. wird man
noch zum Sichern von noch offenen Dateien aufgefordert. Das Shutdown-
Programm wird auch durch die Ausschaltroutine des Mac automatisch
gestartet: So werden automatisch alle noch laufenden Atari- und Mac-
Anwendungen korrekt beendet und noch offene Dateien vor dem
Ausschalten geschlossen, erst die Atari-Anwendungen, dann MagiCMac,
dann die Mac-Anwendungen - das ist Mac-Komfort!
Soweit dieser Erfahrungsbericht. Er ist nun doch etwas länger geworden,
aber noch kürzer kann man die vielen Funktionen einfach nicht darstellen.
Schon an einem preisgünstigen Apple Power Macintosh 5500/225 erlebt man
unter MagiCMac 6.0.4 und Jinnee 1.11 die Atari-Anwendungs-Software im
präemptiven Multitasking nebeneinander, in voller Geschwindigkeit,
Auflösung und Farbenpracht. Wenn man dies einmal erlebt hat, möchte man
es nicht mehr missen!
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Na, dann frohes Texten...
very happy text-proccessing...
dk.
P.S.: Diesen Text habe ich problemlos unter MagiCMac 6.0.4, NVDI 5.01
und Jinnee 1.11 mit qed 4.52 erstellt.