Pro Atari Computer Club eV

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"Draconis" - Internet-Paket

von Dieter Kirchhoff

Bisher konnte man vom Atari-Computer aus nur mit dem Programm "CAB" im WWW surfen und mit dem "ASH Emailer" eMails senden und empfangen. Jetzt gibt es mit "WenSuite" und dem "Draconis"-Internet-Paket von M.u.C.S. Hannover zwei Alternativen. Nachfolgend möchte ich meine Erfahrungen mit dem neuen Programmpaket "Draconis" schildern.

Natürlich geben die folgenden Ausführungen meine ganz persönliche und u.U. lückenhafte Bewertung wieder. Eine Haftung für die Richtigkeit der Angaben kann ich natürlich nicht übernehmen. Trotzdem hoffe ich, daß die folgenden Ausführungen als Entscheidungshilfe nützlich sind. Alle genannten Produktbezeichnungen sind eingetragene geschützte Warenzeichen des jeweiligen Herstellers und werden als solche anerkannt.

Programm-Bezeichnungen

Die Bezeichnungen für dieses Internet-Programm-Paket sind zunächst etwas verwirrend und leider nicht ganz eindeutig:

  • "Draconis" ist sowohl die Bezeichnung für das gesamte Programmpaket,
  • "Draconis" ist aber auch die Bezeichnung für das Programm-Modul für den Verbindungsaufbau zum Internet-Service-Provider (ISP), das sogenannte "Internet-Dialup",
  • "Marathon" ist die Bezeichnung für das eMail-Client Programm-Modul,
  • "The Light of Adamas" ist die etwas umständliche Bezeichnung für das WWW-Browser Programm-Modul und
  • "Draconis FTP" ist ein neuer Client für das "file transfer protokoll", um Dateien von oder auf Server des Internets zu übertragen. Er wird nur in der Pro-Version enthalten sein.

    Ferner werden noch einige nützliche Zusatzprogramme, ein Konfigurationsprogramm, ein Programm zur Einstellung der Pfade, ein Telnet-Programm (Pro-Version), ein Testprogramm für die Verbindung zum Server, ein Script-Editor und ein Time-Checker, mitgeliefert.

    Einsatzbedingungen

    Ich hatte meinen Erfahrungsbericht über "Draconis", Version 1.1, schon fertig, da mußte ich feststellen, daß er inzwischen nicht mehr aktuell ist. Die Version 1.1 hatte noch viele Mängel, die zu einem erheblichen Teil inzwischen mit der stark verbesserten neuen Version behoben sind. Ich habe mir deshalb noch einmal die brandneue Beta-Version 1.6, bestehend aus dem WWW-Browser: "The Light of Adamas", Version 1.6, dem eMail-Client "Marathon", Version 1.6, dem FTP-Client "Draconis FTP" und dem Draconis-Programm zum Internet-Verbindungsaufbau, Version 1.5, angeschaut. Das ganze Programmpaket belegt auf der Festplatte nur ca. 2,7 MB und im RAM nur ca. 950 kB! Das ist wohl konkurrenzlos wenig!
    Ich konnte "Draconis" nur unter "MagiCMac 6.0.4" mit "NVDI 5.0" und "Jinnee 1.11" einsetzen. Unter anderen AtariOS-Varianten und Desktops ("ST-Emulator 1.3.6", "N.AES", "Thing", "Ease 5.0" usw.) hatte ich keine Gelegenheit, mit diesem Softwarepaket zu arbeiten. Die Verbindung zu meinem ISP habe ich mit PPP über die in meinen Apple "PowerMacintosh 5500/225" eingebaute Apple "GeoPort/Express-Personal"-Modemkarte mit 33,4 kb/s hergestellt. Mein ISP ist T-Online, dort habe ich auch einen eMail-Account. Vergleiche mit einem ISDN-Zugang oder anderen ISP konnte ich nicht machen, da ich derartige Zugänge nicht habe.

    Installation

    Die Installation und Konfiguration der meisten Kommunikationsprogramme ist leider für reine Anwender noch immer ziemlich umständlich, für GEMverwöhnte Atarianer ein Graus! Ich kann die Konfigurationsproblematik von Kommunikationsprogrammen im Rahmen dieses Erfahrungsberichtes nur andeuten. Den Betriebssystemen fehlen bisher Standard-Treiber für die verwendeten Protokolle: PPP, POP3, SMTP, CSLIP, TCP/IP usw.. Jeder Anwendungsprogrammierer bastelt da was Eigenes (mit mehr oder weniger vielen Fehlern und individuellen Bezeichnungen in den - in jedem Programm anders aufgeteilten - Dialogboxen. Auch die verschiedenen Modem-Typen benötigen im Detail unterschiedliche Steuerscripte für die gleichen Funktionen, beispielsweise: AT%ATZ%ATM. Eine (weitgehend) automatische Installation bieten die Provider meist nur für Mac- oder PC-Programme an. Viele reine Anwender schrecken deshalb noch vor der Installation von Kommunikationsprogrammen zurück.

    Deshalb ist besonders erfreulich: Das "Draconis"-Installationsprogramm führte alle notwendigen Installationsschritte automatisch durch. Man muß nur Name und Anschrift, den mitgelieferten sogenannten Installationsschlüssel, den Pfad sowie den ISP angeben. Nach der Installation wird automatisch ein Konfigurationsassistent gestartet, der die komplette Konfiguration von Browser, eMail-Client und Modem (bzw. ISDN) vornimmt, wenn die entsprechenden Konfigurationsdaten bereits in der Datenbank dieses Konfigurationsprogramms vorhanden sind. Da mein ISP, T-Online, in der Datenbank vorhanden war, war für mich auch die Konfiguration in wenigen Sekunden problemlos erledigt, bis auf die Einstellung zu -IP-Adressen komprimieren- (s.u.). Das nenne ich anwenderfreundlich! Und dennoch konnte ich zunächst keine Verbindung zu meinem ISP bekommen, das Programm lief nur offline. Ich dachte schon, daß eine Verbindung über die in meinen Macintosh eingebaute Modemkarte nicht möglich sei, weil diese Modemkarte in der Konfigurationsliste des "Draconis"-Paketes nicht aufgeführt ist. Erst nach weiterem Studium des ausführlichen Handbuches fand ich im Kapitel -Die ausführliche Treiberkonfiguration- heraus, daß man für die Herstellung der PPP-Verbindung zum ISP ein besonderes Programm starten muß, das man auch als Accessory installieren kann, was ich sehr praktisch finde. Dieses Programm muß man erst mal finden, es befindet sich nämlich im Unterordner: ...\DRACONIS\BIN\DRACONIS.PRG. Ich weiß nicht, warum man es so versteckt hat. Die Verbindung zum ISP muß in jedem Fall auch wieder manuell getrennt werden.

    Handbuch

    Wie man sieht, kommt man nicht ganz an einem Studium des Handbuches vorbei. Das Handbuch ist logisch gegliedert und führt den Anwender sicher durch die Installation und Konfiguration. Es ist in den meisten Kapiteln ausreichend ausführlich und recht übersichtlich. Allerdings wird der Sinn der Konfigurationseinstellungen nicht deutlich. Das Handbuch ist in deutscher Sprache geschrieben, dennoch stehen da plötzlich englische Begriffe wie Connection-Configuration. Das Programm für die Herstellung der PPP-Verbindung zum ISP hat den Dateinamen DRACONIS.PRG, im sich öffnenden Dialog steht -Internet-Verbindungsaufbau- und im Atari-Menü nennt sich das Accessory -Internet-Dialup-: 3 verschiedene Bezeichnungen für das gleiche Programm verwirren den Neuling völlig unnötig. Manches ist für den Neuling auch etwas zu kurz beschrieben. Unter Modem-Configuration steht einfach da: AT%ATZ%ATM: alles klar? Wenn man mit der oben erwähnten vollautomatischen Konfiguration kein Glück hat, dann muß man schon etwas Fachwissen mitbringen, um manuell die richtigen Einstellungen vornehmen zu können: das gilt natürlich genauso für alle ähnlichen Kommunikationsprogramme anderer Anbieter. Bei den TCP/IP-Einstellungen muß man beispielsweise wissen, was Host, IP-Adresse, Port-Adresse, Domain und Subnet-Mask sind. Oder was ist: Proxy, PPP, POP3, SMTP, NameServer, Mail-Gateway, Attachment, Mime, Base64, AppleDouble, AppleSingle, UUCode, BinHex, Quoted-Printable, 7-Bit-Übertragung usw... Wie gesagt, ich hatte Glück, bei mir funktionierte die vollautomatische Konfiguration auf meinen ISP, T-Online, problemlos, bis auf die Einstellung zu -IP-Adressen komprimieren- (s.u.).

    eMail-Client "Marathon"

    eMail ist der am häufigsten benutzte kostenlose Dienst des Internet (es müssen nur die Zugangsgebühren zum ISP bezahlt werden). "Marathon" ist ein sogenannter POP3-eMail-Client, der sich in Verbindung mit jedem POP3-eMail-Server eines ISP verwenden läßt. Das POP3 (Post-OfficeProtokoll) ist das heute am meisten angebotene Protokoll der verschiedenen ISP und wird zum Herunterladen von eingegangenen eMails benutzt. Zum Absenden von eMails wird das Simple-Mail-Transfer-Protokoll (SMTP) benutzt. Man liest eMails oder erstellt neue eMails ganz in Ruhe offline, wenn man nicht an ein ILAN (intern local area network) angeschlossen ist. Erst wenn alles fertig ist, stellt man die gebührenpflichtige Point-to Point-Protokoll (PPP)-Verbindung zum ISP her, schickt die erstellten eMails ab und lädt alle eingegangenen eMails auf den eigenen Rechner. Diese Datenübertragung dauert im allgemeinen (wenn nicht große Anlagen angehängt sind) nur wenige Sekunden und kostet meist nur 0,12 DM Telefongebühr, ist also viel billiger als das Briefporto!

    "Marathon" läuft in GEM-Fenstern. Man kann nach dem Herstellen der Verbindung zum Mail-Server des ISP zunächst den Posteingang (in einer Liste der eingegangenen eMails mit Absender, Betreff und Datum) prüfen und dann entscheiden, was mit diesen eMails geschehen soll. Werbe-Mails beispielsweise braucht man nicht zeitaufwendig herunterladen, sondern kann sie gleich auf dem Server löschen. Anschließend kann man die markierten eMails empfangen oder empfangen & auf dem Server löschen. Sie landen dann in der Mail-Box "Posteingang" in "Marathon". Für die zu sendenden eMails kann man eine Empfangsbestätigung und/oder eine Lesebestätigung aktivieren. Dann erfährt man, wann die eMail auf dem Mail-Server des Empfängers angekommen ist und wann der Empfänger sie zum ersten Mal heruntergeladen (und gelesen) hat. Man kann beliebige weitere Mail-Boxen einrichten, um eingegangene oder gesendete eMails übersichtlich geordnet ablegen zu können. Der Inhalt aller eingerichteten Mail-Boxen kann in getrennten Fenstern eingesehen werden.

    Ein Schwachpunkt ist in vielen eMail-Client-Programmen ein allzu simpler Texteditor, das gilt auch hier. Es können Mail-Texte auch in ANSI-Codierung (wie sie beispielsweise in Windows verwendet wird) erzeugt und richtig dargestellt werden. Bei aktiviertem Menüpunkt {Optionen - Zeilenumbruch} sollte der Text mit einer maximalen Zeilenlänge von 76 Zeichen (wie im RFC-Standard vorgesehen) gespeichert werden; dies funktionierte aber noch nicht richtig. Andere Zeilenlängen (zur Anpassung an die Eigenschaften des eMail-Systems des Empfängers) können leider nicht eingestellt werden. Man kann nicht einmal die Mail-Texte in einem externen Texteditor erstellen und später in den "Marathon"-Mail-Editor laden sondern nur über das GEM-Clipboard dorthin kopieren. Die üblichen GEM-Clipboard-Funktionen wie Ausschneiden, Kopieren und Einfügen werden in der neuen Version 1.6 unterstützt, auch die dafür üblichen Tastenkombinationen Ctrl X, Ctrl C oder Ctrl V. Man kann aber nur ein einziges Textfenster öffnen. Das Kopieren von Mail-Texten von einem Fenster in ein anderes ist also nur möglich, wenn man nach dem Kopieren in das GEM-Clipboard das erste Fenster schließt. Das Markieren von empfangenen oder abgelegten eMails ist leider auch nicht möglich, so daß von hier aus ein Kopieren über das Clipboard nicht möglich ist.

    Es ist in der neuen Version 1.6 nun möglich, eine unfertige eMail oder Anlagen offline zu speichern; allerdings erst, nachdem man sie in den Postausgang gelegt hat. Von hier aus kann man sie zur weiteren Bearbeitung jederzeit wieder öffnen. Die gespeicherte Datei kann jedoch nicht wieder in eine Mail-Box oder den Texteditor hineingeladen werden. Ich habe auch keine Möglichkeit gefunden, eine eMail aus dem Editor heraus zu drucken. Man muß dazu erst eine ASCII-Datei erzeugen und dann diese über einen externen ASCII-Editor oder ein Textverarbeitungsprogramm ausdrucken, das ist sehr umständlich! Auch mit Rücksicht auf die Anwender, die unter "MagiCMac" arbeiten, sollte mindestens ein Ausdruck über das GDOS/NVDI-Drucksystem möglich sein, wie es auch im WWW-Browser "TheLight of Adamas" realisiert ist (s.u.).
    Man kann in "Marathon" an die zu sendenden eMails automatisch sogenannte Signaturen anhängen lassen. Das sind Textdateien mit beispielsweise der Post-Adresse, Telefon- und Faxnummer sowie der eMail-Adresse des Absenders. Die Signatur kann in "Marathon" über den Menüpunkt {Optionen - Einstellungen - Identifikation}, eingegeben werden. Ich habe keine Möglichkeit gefunden, den eMail-Header (Kopfzeilen) von empfangenen eMails darzustellen. Dies sollte wenigstens optional möglich sein, denn es ist manchmal sehr nützlich, wenn man sehen will, über welche Server eine eingegangene eMail wann weitergeleitet wurde oder welcher eMail-Client vom eMail-Partner benutzt wird. Nach Auskunft des Entwicklers wird diese Möglichkeit in der endgültigen Version enthalten sein.

    "Marathon" erlaubt es, an eine eMail mehrere Anlagen anzuhängen, zu senden und auch eMails mit mehreren Anlagen zu empfangen. Das ist sehr praktisch und eine oft bei eMails genutzte Möglichkeit, dem Empfänger beliebige Dateien (formatierten Text, Grafik, Sound, ausführbare Dateien usw.) zu übermitteln. Mit dem Öffnen von empfangenen Anlagen hatte ich jedoch noch Probleme. Sie sind dem Entwickler bekannt und werden in der endgültigen Version beseitigt sein. "Marathon" verfügt jetzt auch über ein einfaches Adreßbuch, in dem man eMail-Einzeladressen und eMail-Verteiler (Adressengruppen) ablegen kann.

    Über das Internet können nur Dateien im 7-Bit-Code übertragen werden. Dies bedeutet, daß alle 8-Bit-Dateien (praktisch alle außer reinen ASCII-Texten) vor der Übertragung durch eine besondere Kodierung in 7-Bit-Code umgewandelt werden müssen. Hierzu gibt es auf verschiedenen Plattformen verschiedene Verfahren. "Marathon" unterstützt nur die heute meist verwendete "MIME"-Codierung; "UUCode", "BinHex", "AppleDouble" oder "AppleSingle" werden leider nicht unterstützt. UUCode und AppleDouble werden nur beim Empfang unterstützt. Falls ein eMail-Empfänger nur diese Kodierungen verarbeiten kann, muß man sie mit externen Programmen erzeugen. "MIME" ist aber inzwischen zum Quasi-Standard geworden, steht für "Multipurpose Internet Mail Extension" und soll dafür sorgen, daß Daten per eMail richtig transportiert werden.
    "MIME" stellt dafür sogenannte Content-Types zur Verfügung, die die Art des Inhaltes einer Datei (Text, Daten, Applikationen, Bild, Sound usw.) beschreiben und das konkrete Format. ASCII-Texte werden durch "Quoted-Printable" in 7-Bit-Code umgewandelt; so entstehen aus Wörtern wie "AndrÇ" kryptische Begriffe wie "Andr=E9"; die unterschiedlichen Zeichensätze auf verschiedenen RechnerPlattformen spielen dann keine Rolle mehr und man erreicht nebenbei eine plattformübergreifende Kompatibilität, die beim eMail-Verkehr natürlich besonders wichtig ist. Zur Umwandlung von Binärdateien in 7-Bit-Code verwendet "MIME" bei Anlagen das Verfahren "Base64", wenn man es im Attachment-Dialog nicht anders einstellt. Bei mir wurden in "Marathon" aber noch einige Umlaute falsch wiedergegeben, so daß ich annehme, daß die "MIME"-Unterstützung noch nicht ganz fehlerfrei arbeitet.

    Obwohl das Programm sehr einfach gestaltet ist, finde ich die Benutzeroberfläche dennoch nicht übersichtlich. Eine intuitive Bedienung ist nicht möglich, teilweise ist die Bedienung recht umständlich. Da vermißt man ganz besonders eine Online-Hilfe, die noch nicht vorhanden ist. Natürlich ist es wichtiger, erst mal das Programm selbst weiter zu entwickeln. Die Menüs sind zwar sauber von denen des Browser "The Light of Adamas" getrennt; sie sind aber teilweise unlogisch angeordnet. Einige Funktionen sucht man in den Menüs vergeblich, sie sind nur über Buttons, andere nur über PopUp-Menüs erreichbar. Ich denke, in den Menüs sollten alle Funktionen - logisch gegliedert - möglichst intuitiv (ohne Handbuch) zu finden sein, Buttons, PopUp-Menüs und möglichst einheitliche Tastenkombinatioenen sind zusätzlich für häufig benutzte Funktionen praktisch. Ich finde es nicht gut, wenn manche Funktionen nur über Buttons, andere nur über PopUp-Menüs zugänglich sind. Die Funktionen der vorhandenen Buttons erscheinen erst in einer Art Sprechblase, wenn der Mauszeiger mehrere Sekunden lang auf dem Button liegen bleibt. Kontext-Menüs können mit der rechten Maustaste nicht immer aufgerufen werden. Bezüglich Bedienungsoberfläche bin ich zugegebenermaßen sehr anspruchsvoll. M.E. ist doch der Sinn von grafischen Benutzeroberflächen, wie der GEM-Oberfäche eines Atari, daß alle Anwendungen nach dem gleichen Schema über Pull-down-Menüs, einheitliche Tastenkombinationen und Dialogboxen bedient werden können. Sonst muß sich der gestreßte Anwender bei jeder Anwendung wieder völlig umgewöhnen. Buttons sollen nur die besonders häufig benötigten Funktionen zusätzlich schneller erreichbar machen.

    "Marathon" läuft bei mir unter "MagiCMac 6.0.4" leider nicht ganz stabil. Die Reaktionen auf Maus-Clicks sind langsam, manchmal friert gar das Programm ganz ein und es geht nichts mehr. Beim Verschieben von eMails aus dem Posteingang in eine andere Mail-Box hängte sich das Programm öfter auf. Dies ist wohl aber auch nur ein Problem in der mir vorliegenden Beta-Version und wird in der endgültigen Version 1.6 vom Entwickler wieder behoben sein. In der Version 1.5 tritt der Fehler auch nicht auf. "Marathon" ist bezüglich Leistungsumfang und Bedienungskomfort von den bekannten Standard-eMail-Clients anderer Plattformen noch weit entfernt. POP3-eMail-Clients, wie "Eudora", "Outlook-Express", "Claris Em@iler" usw., sind viel leistungsfähiger, sicherer und komfortabler zu bedienen.

    WWW-Browser "The Light of Adamas"

    Das World-Wide-Web (WWW) ist der am zweithäufigsten benutzte Dienst des Internet, der allerdings meist nicht kostenlos angeboten wird. Man muß bei den verschiedenen ISP - je nach Grundgebühr - mit Online-Kosten zwischen 6 und 15 Pf/Minute rechnen. Durch den Wettbewerb gibt es bei einigen ISP auch immer wieder günstige Angebote. "The Light of Adamas" ist ein sogenannter WWW-Browser, mit dem man sich mit den Servern des weltweiten WWW verbinden kann und dort auch durch die Ordner-Strukturen "browsen" kann. Im Gegensatz zum eMail-Dienst muß man zum Surfen im WWW dauernd online bleiben. Da können bei stundenlangem Surfen schnell erhebliche Kosten aufkommen, vor allem, wenn man bei der Übertragung jeder Seite wegen öberlastung des Servers oder eines Internet-Knotens lange warten muß.

    Der Browser "The Light of Adamas" ist sehr einfach gestaltet. Man kann die Übertragung der eingebetteten Grafiken (oft nur Werbung) zur Beschleunigung der Ladezeit unterdrücken. Die Datenübertragungsrate wird beim Laden einer Seite leider nicht angezeigt, so daß man momentane Überlastungen der angesteuerten Server nicht erkennen kann. Die Farben sind jetzt besser gewählt, so daß man jetzt die Statusanzeige oben rechts im Fenster während der Ladeprozedur sowohl bei monochromer wie bei farbiger Darstellung gut lesen kann.

    Die HTML-Seiten lassen sich auch im Quelltext anzeigen. Es können auch Texte in ANSI-Codierung (wie sie beispielsweise in Windows verwendet wird) richtig dargestellt werden. Sogenannte "Frames", also einzelne Felder einer HTML-Seite, werden offenbar korrekt dargestellt. In HTML-Seiten eingebettete Grafiken (*.GIF, *.JPG) können heruntergeladen und gespeichert werden.

    Soweit ich das beurteilen konnte, unterstützt "The Light of Adamas" nur HTML 3.2, und noch nicht HTML 4. JawaScript wird (noch) nicht unterstützt. Vor allem werden die sogenannten -Cascading Style Sheets-, die ein einheitlicheres Layout bei umfangreichen Web-Projekten ermöglichen und auf die die Firma Microsoft angeblich Patentrechte hat, nicht unterstützt. So können einige neuere HTML-Seiten des WWW nicht immer ganz korrekt dargestellt werden.
    Ein besonderes Problem ist das Ausdrucken von HTML-Seiten, da sie für den Bildschirm gestaltet und nicht seitenorientiert aufgebaut sind, keine Rücksicht auf die Papierformate und Randeinstellungen nehmen und die eingebetteten Schriftarten nicht genau definiert sind. Wenn beispielsweise eine HTML-Seite für den Ausdruck auf einer DIN A4-Seite zu breit ist, wird sie auf 2 Blätter gedruckt; auf Blatt 2 steht dann das, was auf Blatt 1 rechts fehlt. Nützlich wäre deshalb die Möglichkeit, sich vor dem Ausdruck eine Seitenansicht anschauen zu können, um ggf. besser im Querformat auszudrucken. Eingebettete Grafiken werden mitgedruckt. Man kann in "The Light of Adamas" alle Frames einer HTML-Seite in einem Druckauftrag (wenn auch nur auf getrennte Seiten) oder auch nur einzelne Frames einzeln ausdrucken. Leider können keine Kopf- oder Fußzeilen, z.B. mit WWW-Adresse (http://www...) und Datum, mit ausgedruckt werden, so daß man später immer sehen könnte, unter welcher WWW-Adresse man mal die ausgedruckte Datei gefunden hat.

    Unter "MagiCMac" können nur die Programme auf einen Apple-Drucker ausdrucken, die den GDOS-Druckertreiber von "SpeedoGDOS" oder "NVDI" unterstützen, da Apple-Drucker eine völlig andere serielle Schnittstelle haben und nur über "SpeedoGDOS" bzw. "NVDI" und das sogenannte "QuickDraw"-System erreicht werden können. Hierzu gehört "The Light of Adamas". GDOS-Ausdruck auf Macintosh-Drucker ist unter "MagiCMac" mit dem Druckertreiber "Quick-Draw Ausgabe" möglich.

    "The Light of Adamas" läuft in GEM-Fenstern. Obwohl das Programm sehr einfach gestaltet ist, finde ich die Benutzeroberfläche dennoch nicht übersichtlich. Eine intuitive Bedienung ist nicht möglich, teilweise ist die Bedienung recht umständlich. Da vermißt man ganz besonders eine Online-Hilfe, die nicht vorhanden ist. Nach Auskunft des Entwicklers ist eine Online-Hilfe im HTML-Format erst einmal für den Browser in Arbeit (dauert aber noch etwas, da erst einmal die gedruckte Anleitung aktualisiert muß), eine für die eMail-Client wird sicherlich folgen. Die Menüs sind zwar sauber von denen des eMail-Clients "Marathon" getrennt; sie sind aber teilweise unlogisch angeordnet. Einige Funktionen sind nur über Buttons, andere nur über PopUp-Menüs erreichbar. Die Textbezeichnungen der Buttons von "The Light of Adamas" erscheinen erst, wenn der Mauszeiger mehrere Sekunden lang auf dem Button liegen bleibt. Kontext-Menüs können mit der rechten Maustaste nicht immer aufgerufen werden. Bezüglich meiner hohen Ansprüche an eine intuitiv bedienbare Benutzeroberfläche gilt hier das Gleiche, wie bereits im Abschnitt über "Marathon" ausgeführt.

    "The Light of Adamas" ist auch als Datei-Manager für die Dateien auf dem eigenen Atari verwendbar; aber wer wird das bei dem komfortablen GEM-Destops (Jinnee, Ease, Gemini, Thing usw.) schon machen. Mit dem Bedienungskomfort der bekannten Standard-Browser anderer Plattformen kann "The Light of Adamas" noch nicht ganz mithalten. WWW-Browser, wie "Netscape oder "Internet-Explorer", sind viel leistungsfähiger und komfortabler.

    FTP-Client "Draconis FTP"

    Jetzt gehört zur Pro-Version des "Draconis"-Internet-Paketes auch ein FTP-Client: "Draconis FTP" genannt. Der FTP-Dienst ist der am dritthäufigsten benutzte Dienst des Internet. FTP steht dabei für "file-transfer-protokoll".

    Der FTP-Client "Draconis FTP" hat mit seinem Doppelfenster große Ähnlichkeit mit dem FTP-Client "WS-FTP" für die Windows-Plattform. Dateinamen werden automatisch nach einstellbaren Regeln konvertiert, Binär- und ASCII-Dateien werden automatisch unterschieden. Bei "Draconis FTP" ist die intuitive Benutzerführung des "Draconis"-Internet-Paketes am weitesten fortgeschritten und auch eine weitgehende Tastaturbedienung möglich. Es ist wohl derzeit nach meinem Kenntnisstand der beste FTP-Client für das "AtariOS".

    Zusatzprogramme

    Mit dem Programm "Internetzugangs-Konfiguration" kann man auch nachträglich in einem Dialogfenster die Konfiguration komfortabel überprüfen oder ändern. Mit dem Programm "Draconis Path Configuration" können alle Pfade nachträglich geändert werden, beispielsweise wenn man die Programme auf ein anderes Laufwerk verschieben will. Das Programm "DR-Telnet" (Pro-Version) ist eine Terminal-Emulation für den Telnet-Dienst des Internets. Mit dem Programm "Drac-Ping" kann die Verbindung zu einem Server getestet werden. Mit dem Programm "DR-Script" wird ein Script-Editor zum "Draconis"-Internet-Paket mitgeliefert. Das Programm "Time-Checker" ist eine "Draconis socket programming demonstration", also ein Programmierbeispiel.

    Weiterentwicklung

    Anfangs hatte ich große Probleme, die Programmmodule "The Light of Adamas 1.6" und "Marathon 1.6" des "Draconis"-Internet-Paketes unter "MagiCMac 6.0.4" am T-Online-Server ordentlich zum Laufen zu bringen. Es gab gravierende Geschwindigkeitsprobleme und Instabilitäten. Im Dialog mit dem Entwickler bekam ich den Tip, mit Hilfe des mitgelieferten Programmes "Internetzugangs-Konfiguration" unter dem Punkt -Protokoll- den Button -IP-Adressen komprimieren- zu deaktivieren. Danach liefen die Programmmodule "The Light of Adamas 1.6" und "Marathon 1.6" des "Draconis"-Internet-Paketes unter "MagiCMac 6.0.4" am T-Online-Server mit ordentlicher Geschwindigkeit. Diese Einstellung sollte deshalb - zumindestens für den ISP T-Online - als Standard-Voreinstellung bei der automatischen Installation und Konfiguration vorgesehen werden. Dies wird in der Verkaufsversion auch so sein.

    Nach Angaben des Anbieters ist eine Weiterentwicklung zu einer sogenannten Professional-Edition geplant, die auch den erwähnten FTP-Client enthält und JavaScript unterstützen soll. Eine beschleunigte Weiterentwicklung erscheint mir dringend nötig, da der Markt sehr dynamisch ist und der Leistungsumfang durch immer mehr neue Technologien im Konkurrenzkampf zwischen den Großen ("Netscape" und "Internet Explorer") immer mehr zunimmt. Auch der WWW-Browser "ASH-CAB 2.7e" und der eMail-Client "ASH-Emailer 2.0" wurden in den neuen Versionen erheblich verbessert.
    Im eMail-Client "Marathon" müßten m.E. möglichst bald folgende Funktionalitäten ergänzt werden, damit man mit ihm effizient arbeiten kann. Vor allem sind ein stabilerer Betrieb, eine intuitiv bedienbare Benutzeroberfläche mit allen Funktionen, ein besserer eMail-Texteditor, die Möglichkeit, mehrere Editor-Fenster gleichzeitig zur Textblockübernahme zwischen verschiedenen eMails zu öffnen sowie eine GDOS/NVDI-Druckfunktion ein Muß. Nützlich wären auch automatische Filter zur Sortierung eingegangener eMails.

    Die Unterstützung von HTML- und Java in eMails ist dagegen m.E. nicht so wichtig, denn sie ist nicht ganz unproblematisch. Ich kenne bisher kein eMail-Programm, das den vollen Leistungsumfang von HTML 4.0 darstellen könnte. Es wäre also immer eine halbe Sache. Ferner kann man mit HTML- und Java-eMails theoretisch auch Viren einschleppen, was mit Plaintext-eMail nicht möglich ist. Im WWW-Browser "The Light of Adamas" müßten m.E. möglichst bald folgende Funktionalitäten ergänzt werden, damit man mit ihm effizient arbeiten kann: die Unterstützung von HTML 4.0, die Unterstützung von JawaScript sowie die einwandfreie Anzeige von -Cascading Style Sheets-, auf die wohl aber Microsoft Patentrechte hat.

    An der wachsenden Zahl der sogenannten Plug-Ins für die bekannten Browser anderer Plattformen ("Netscape" und "Internet Explorer") kann man erkennen, mit welcher Dynamik die Funktionalität von WWW-Seiten laufend zunimmt. Die Unterstützung von Dynamic-HTML erscheint mir dagegen nicht so wichtig. "The Light of Adamas" muß sich dennoch sehr anstrengen, wenn es auf Dauer hier mithalten will.
    Inzwischen habe ich vom Entwickler eine weiter verbesserte Version des "Draconis"-Internet- Paketes bekommen. Die ständige Verbesserung dieser Software geht also weiter. Ich kann sie bis zum Redaktionsschluß des CM 1/99 aber leider nicht mehr testen.

    Fazit

    Dieser Bericht ist nun doch ziemlich lang geworden. Das ließ sich aber nicht vermeiden, wenn man das umfangreiche "Draconis"-Internet-Paket auch nur einigermaßen genau beschreiben will. "Draconis" enthält gute Ansätze, wie beispielsweise die vollautomatische Installation und Konfiguration, muß aber noch dringend weiterentwickelt werden wie oben skizziert. Bei aller Kritik muß man den Hut ziehen vor der Programmierleistung eines Entwicklers, dem kein großes Team zur Seite steht, wie bei der Entwicklung des Netscape "Communicators" oder des Microsoft "Internet-Explorers". Es ist gut, daß es jetzt eiene Alternative zu "CAB", "WenSuite", "Fiffi" und "ASH-Emailer" auf der Atari-Plattform gibt; normalerweise belebt Konkurrenz das Geschäft. Das "Draconis"- Programm-Paket ist sehr preisgünstig, wie fast alle "AtariOS"-Programme. Ich habe leider keinen Vergleich zu "CAB" und "ASH Emailer": diese sind aber wohl inzwischen etwas ausgereifter.

    Hinweis

    Weitere Berichte über das "Draconis"-Internet-Paket findet man auch im "ATOS-Magazin 2/98" und in "ST-Computer 3/99".

    Bezugsquelle Draconis:
    Adresse:	M.u.C.S.-Hannover
    	Sacha Roth
    	Gustav-Adolf-Str. 11
    	30167 Hannover
    WWW:	http://www.mucs.com/atari/deutsch/darconis.htm
    	http://dc2.uni-bielefeld.de/atari/dracon.htm
    eMail:	MUCS-Hannover@t-online.de
    	info@mucs.com
    
    Eine Testversion auf Disk kann man für 5,- DM (+ 3,- DM Versand) erhalten;
    die Vollversion für 69,95 DM (+ 8,- DM Versand) wird nach Fertigstellung ausgeliefert.
    

    Na dann frohes emailen und surfen...
    very happy emailing and surfing...

    dk.

    P.S.: Ich habe bei den Screenshots mit Rücksicht auf eine optimale Darstellung auf monochromen Monitoren, wie dem weit verbreiteten Atari "SM 124", auf eine farbige Darstellung verzichtet.

    Mit "AtariOS" meine ich alle TOS-kompatiblen Betriebssysteme wie alle "TOS"-Versionen, "MagiC", "MagiCMac", "MagiCPC", "STEmulator", "N.AES", "TOS2Win", "Gemini", "GEMulator", "MultiTOS", "Geneva", usw..
    Diesen Text habe ich problemlos unter "MagiCMac 6.0.4", "NVDI 5.01" und "Jinnee 1.11" mit "Papyrus 7.09A" erstellt.

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