Von Götz Hoffart
Vor kurzem bestätigte das Bundesverfassungsgericht, daß der Bundesnachrichtendienst (BND) auch weiterhin Telefongespräche ins Ausland mithören und auswerten darf, selbst ohne konkreten Verdacht. Den Printmedien war das meist eine Randspalte auf Seite 1 wert, immerhin.
Doch allzuviele scheint dieses Thema nicht zu interessieren. Datensicherheit ist vielerorts noch ein Fremdwort. Kaum jemand verschlüsselt seine EMails, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen. Warum auch? "Ich habe nichts zu verbergen." lautet meist die Antwort. Aber würden Sie Briefe offen versenden, wenn Sie sie genauso gut auch zukleben könnten? EMails sind noch leichter auszuspähen als Postkarten. Durch die leichte maschinelle Bearbeitbarkeit spart man sogar den früher für das Öffnen von Briefen notwendigen Wasserdampf. Glauben Sie nicht, daß nicht der Staat oder zumindest Wirtschaftsunternehmen an einem Profil von Ihnen interessiert wären. In Frankreich sollen Postboten für Firmen Analysen ihrer (Post-) Kunden liefern: Wie viele Mitwohner, welcher soziale Status, welches Auto, welche Art von Post, welche Gewohnheiten.
Sie haben Vertrauen in die deutschen staatlichen Stellen? Das genügt leider nicht: Australien bestätigte vor ein paar Wochen die Existenz von Echolon, einem gigantischen Abhörsystem in Kooperation mit Großbritannien und den USA. Echolon lauschte jahrelang praktisch den gesamten Datenverkehr der westlichen Hemisphäre mit - ohne Kenntnis der betroffenen Bürger und, wie es scheint, wohl auch teilweise ohne Kenntnis der Regierungen der Länder. In einem Staat wie Deutschland, der auf seine Demokratie, seine Menschenrechte und seine freiheitliche Einstellung stolz ist, verwundert es, daß kein Aufschrei durch das Land geht, wenn beste Diktaturmethoden auf unbescholtene Bürger losgelassen werden, die nicht einmal hinterher informiert wurden.
Dabei scheint es auch deutsche Regierungen nicht allzusehr zu stören. Jahrelang waren deutsche Politiker auf dem gleichen Kurs. Der ehemalige Innenminister Kanther forcierte lange Zeit ein Verschlüsselungsverbot oder zumindest eine Verschlüsselung, die ein Hintertürchen für das Mitlesen von Behörden beinhaltet - die Verschlüsselung wäre ad absurdum geführt. Innenminister Schily ist auf Druck einer Lobby von ähnlichen Vorhaben abgerückt: Die Industrie benötigt als Schutz vor Spionage dringend eine starke Kryptographie.
Ein Bürgerrecht darf aber nicht nur an ein wirtschaftliches Interesse gekoppelt sein. Der Artikel 10 des Grundgesetzes garantiert das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis. Warum EMails nicht darunter fallen sollen, ist schwerlich ersichtlich.
Wahren Sie Ihre Privatsphäre und benutzen Sie eine starke Verschlüsselung, wo immer dies möglich ist. Auch wenn nur über Tante Emma getratscht wird - im echten Leben wollten Sie da auch nicht den Nachbar mit dem Ohr an der Tür wissen.
In einer der nächsten ATOS-Ausgaben werden wir detailliert die Verwendung von PGP, dem wohl populärsten und sichersten Verschlüsselungsprogramm, auf der Atari-Plattform beschreiben.
Ihr
Götz Hoffart
(PGP-Schlüssel auf Anfrage erhältlich)