Von Götz Hoffart
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die ATOS steht kurz davor, ins vierte Erscheinungsjahr zu gehen. Allerdings wird sie das nicht mehr unter der alten Gruppierung erleben, denn Rainer Wiesenfeller (Chefredakteur), Uwe Mindrup (Layout) und Götz Hoffart (Lektor, Vizechefredakteur) legen ihre "Ämter" nieder.
Die Entscheidung ist uns (ich, Götz Hoffart, spreche da auch für meine zwei Kollegen) wahrlich nicht leicht gefallen und sie wurde nicht "aus dem Bauch heraus" gefällt, vielmehr ist sie das Ergebnis eines langen Prozesses. Zum einen wurde es immer schwieriger, die mit der Zeit aufgebaute Qualität der ATOS zu halten, da wir zusehends Probleme bekamen, Artikel zu bekommen, zum anderen war auch eine gewisse Lustlosigkeit oder Lethargie innerhalb des gesamten Redaktionsteams zu spüren. Wir machten die ATOS zum Spaß, doch wenn ein solches Projekt, das für jede Ausgabe viele, viele Tage und Nächte Zeit erfordert, nur noch Frust statt Freude einbringt, dann ist der Punkt gekommen, wo man als ehrenamtlicher Mitarbeiter keine Lust mehr hat.
Dieser Punkt war zumindest bei mir jetzt erreicht: einige Autoren wollen anscheinend ihre eigenen Artikel nicht vor der Abgabe zumindest noch einmal überfliegen, anders sind manche aufgetretene grobe Schnitzer (komplette Absätze voll mit unvollständigen Sätzen bspw.) nicht zu erklären. Uwe und ich telefonieren und mailen manchen Leuten tage- und wochenlang hinterher wegen eines Artikels.
Ich möchte betonen, daß das bei weitem nicht auf die gesamte Autorenschaft der ATOS zutrifft. Wir hatten viele exzellente Artikel, um ganz unbescheiden zu sein, und viel Spaß und Freude auf unseren Redaktionssitzungen oder beim Pizzaessen - und damit bei der Umsetzung der geschätzten Leserspenden in Kalorienform. Wir bekamen viele nette Zuschriften von euch und viel Ermunterung, auch auf den Messen - nochmals im Namen des ganzen Teams ein herzliches Dankeschön dafür. Den bisherigen Autoren gilt natürlich der gleiche Dank, denn ohne sie wäre die ATOS nicht existent, sie liefern das "Material", das von uns nur noch etwas zurechtgeformt oder -lackiert wird.
Aber es wurde mit der Zeit immer schwieriger, gutes und interessantes Material - äh, Artikel zu finden. Ideen dafür existierten wahrlich genug, aber die Umsetzung muß eben jemand machen, und unser Schreiberteam schrumpfte und schrumpfte. Außerdem reduzierte sich die Anzahl der Neuveröffentlichungen im Atari-Markt in den letzten zwei Jahren deutlich. Diese beiden Faktoren führten schließlich zur Änderung des Ausgaberhythmus auf drei Monate statt zweien.
Doch die erhoffte große Besserung trat dadurch nicht ein, viele Autoren gaben Artikel immer noch extrem unpünktlich ab, obwohl die Termine bereits Monate vorher bekannt waren und auch immer wieder bekannt gegeben wurden. Auch all die anderen bereits aufgezählten Dinge änderten sich auch nicht. Dazu kommt, daß zumindest wir drei aufgrund anderer Verpflichtungen zunehmend weniger Zeit für die ATOS aufbringen können.
Wir hoffen, daß sich neue, engagierte Leute finden, die das Projekt weiterführen. Uwe wird das Layout Interessierten gerne zur Verfügung stellen, gute UDO-Kenntnisse sind jedoch zwingend nötig.
Mir bleibt nur noch allen ATOS-Mitstreitern, allen voran Uwe Mindrup, Rainer Wiesenfeller, Thomas Much und Volker Ricke, für die eingebrachte Arbeit und den gemeinsamen Spaß zu danken.
Götz Hoffart
Rainer Wiesenfeller
Uwe Mindrup
Nun folgt das für diese Ausgabe ursprünglich geplante Editorial, das wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten wollen:
Clowns und Helden
Atarianer sind eine Computergemeinde, die gerne und oft versuchen, "das" Vorurteil auszuräumen: Atari-Computer sind nur Spielecomputer. Dieses immer wieder auftauchende Vorurteil wird es geben, solange es Computer gibt.
Der überzeugte Atarianer wird dem Frevler dann sein Betriebssystem anpreisen, daß mittlerweile multitaskingfähig ist und ebenso viele tolle Programme, die es jederzeit mit Programmen aus anderen Rechnerwelten aufnehmen können. Und selbst Internet ist mittlerweile möglich.
Kurzum: er wird um jeden Preis versuchen, das professionelle Sein von heutigen Atari-Betriebssystemen unter Beweis zu stellen - zu recht.
Nur eines sollte er bei dieser Gelegenheit unterlassen: Sein Gegenüber zur Atari-Messe nach Neuss mitzunehmen. Denn wenn der (mittlerweile vielleicht sogar wohlgesonnene) Zweifler die Halle in Neuss betritt und sich dann interessiert umschaut, werden seine ganzen Vorurteile bestätigt werden.
Mittlerweile reiht sich ein Altwarenhändler an den nächsten Anbieter von Computerspielen aus Atari-Steinzeiten. Erstaunt wird er feststellen, daß Innovationen nicht zu bestaunen sind und daß überall nur PCs oder Mac-Rechner stehen. Ja, selbst Messestände, auf denen gar kein Computer steht, wird er finden.
Wenn er sich nun hilfesuchend an den Atarianer wendet und um Stellungnahme bittet, wird dieser ihn vielleicht an einen Stand einer Firma verweisen, die mittlerweile einer der beiden größten Softwarehersteller auf dem Atari-Markt ist.
Als der Zweifler direkt nach Messeeröffnung an diesen Stand kommt und für seinen Freund zum Geburtstag die neueste Programmversion erwerben will, stellt er erstaunt fest, daß dort noch der Messestand aufgebaut wird und er wird mit dem freundlichen Hinweis vertröstet, daß er doch bitte nochmal in einer Stunde wiederkommen soll. Bis dahin würden auch die Daten aus dem mitgebrachten Laptop in den Mac überspielt sein und dann sei man auch in der Lage, etwas zu verkaufen.
Irritiert wendet sich der Zweifler an den nächsten Stand und will sich dort umsehen, was es da neues zu sehen gibt und findet: einen nagelneuen Macintosh-Rechner! Auf dem läuft (wie zu erwarten) das Mac-Betriebssystem. Natürlich fehlt nicht der Hinweis, daß man auch ein Atari-Betriebssystem, Windows und sogar OS/2 emulieren kann!
Völlig überzeugt kommt er zu einem Stand, an dem ein neuer Atari-Computer angepriesen wird. Kaufen kann man den dort zwar nicht, aber immerhin: ansehen und das sogar aus allernächster Nähe. Man müsse erst einmal die bisher hergestellten verkaufen, um die nächste Produktion anlaufen lassen zu können.
Unser Zweifler ist mittlerweile vollkommen von der Professionalität der Atari-Welt überzeugt, kauft sich noch ein Maus-Pad für seinen PC und geht zufrieden mit sich und der Welt nach Hause.
Ich will hier einmal Schluß machen, obwohl das nicht alles ist, was mir so an Eindrücken von der Messe haften geblieben ist. Aber ich war schon erstaunt und enttäuscht, welche Chancen von den "Großen" der Atari-Szene ausgelassen werden, um sich zu präsentieren und ich würde mir wünschen, daß diese Zeilen die Angesprochenen ein wenig nachdenken lassen.
Der Messetermin an einem Samstag-Feiertag (gleichzeitig verkaufsoffene Düsseldorfer Innenstadt mit 800.000 Besuchern) sorgte dann auch noch dafür, daß an beiden Tagen die Zuschauerzahlen weit hinter den Erwartungen zurückblieben und die Messe zu einem Szene-Treff unter Insidern wurde.
In der Hoffnung auf ein Besinnen bei den Veranstaltern und Messeteilnehmern verbleibe ich mit atarifrohen Grüßen