Proportionale Systemfonts auf dem Atari
Nun ist es also soweit: auch auf Ataris und Kompatiblen :-) ist ein proportionaler Systemzeichensatz möglich. Um es gleich vorwegzunehmen: Das Ergebnis ist besser als erwartet, wenn auch noch mit diversen Haken und Ösen versehen, die allerdings im Wesentlichen damit zusammenhängen, daß manche Anwendungsprogramme nicht so ganz auf dieses neue Feature vorbereitet sind.
Auf obigem Bild können Sie auch - sofern Sie sich gerade die farbige ATOS-Version anschauen - den neuen Fenster-Look von MagiC bewundern sowie die graue Menüzeile und die 3D-Darstellung des Menüs, die seltsamerweise nur zusammen mit den proportionalen Systemfonts aktiviert werden können.
Wie funktioniert das Ganze?
MagiC ersetzt den großen (8x16, wird z.B. in Menüs und Dialogen verwendet) und den kleinen (6x6, z.B. in Icon-Fahnen) AES-Font (der mittlere sowieso kaum noch zum Einsatz kommt), und dafür stehen jetzt alle im System (z.B. über NVDI) eingebundenen Schriften zur Verfügung. Das Ganze wird - Sie haben es sich sicher schon gedacht - in der MAGX.INF konfiguriert, die hierfür vier neue Variablen bekommen hat; für die 3D-Menüs ist das letzte verbliebene Bit in der Variable #_FLG zuständig. Und da das manuelle Eintragen der richtigen Werte doch etwas umständlich wird und eher an die AUTOEXEC.BAT von DOS erinnert (beispielsweise müßten Sie dafür die Font-ID wissen), ist gleich ein komfortables Programm dabei, mit dem diese (und alle anderen in der MAGX.INF vermerkten) Einstellungen viel bequemer (z.B. über einen Fontselektor) vorgenommen werden können.
Laut ASH-Rundschreiben sollen dabei "die Schriften für Menüleiste, Dialogboxen, Icons und Fensterinfozeilen separat eingestellt werden" können. Das stimmt jedoch so nicht bzw. ist ziemlich mißverständlich ausgedrückt. Tatsache ist, daß für den großen und kleinen AES-Font jeweils eine beliebige Schrift gewählt werden kann; darüberhinaus können lediglich die Fenster-Infozeilen eine eigene Schrift bekommen.
Ausnahmeregelungen
Für Anwendungen, die damit nicht zurechtkommen, kann die Verwendung der proportionalen Systemfonts im Desktop abgeschaltet werden (bislang nur in MagxDesk und jinnee). In der Praxis sieht es allerdings so aus, daß die betreffenden Programme dann lediglich in ihren Dialogboxen den originalen Systemfont benutzen - und auch das nicht überall (z.B. nicht in Editfeldern). Davon abgesehen ist diese Lösung allerdings ziemlich unglücklich, da ja der Desktop beim Hochfahren des Rechners als letztes gestartet wird und daher dieses "Abschalten" bei AUTO-Ordner-Programmen, Accessories und START-Ordner-Programmen nicht möglich ist. Das Gleiche gilt für Programme, die aus anderen Anwendungen heraus gestartet werden (z.B. CoNnect aus CAT), weil der Desktop davon ja gar nichts mitbekommt. Viel sinnvoller wäre es, wenn man dies direkt im System (also in der MAGX.INF) konfigurieren könnte.
Im Endeffekt hat das "Abschalten" des proportionalen Systemfonts also nur sin bei (vom Desktop aus gestarteten!) Programmen, mit denen man ansonsten nicht vernünftig arbeiten könnte (z.B. weil sie abstürzen oder die Dialoge "verhagelt" aussehen). Glücklicherweise sind es ja tatsächlich nicht allzuviele Programme, die mit einem proportionalen Systemfont nicht zurechtkommen (z.B. Arabesque2), und in vielen Fällen handelt es sich dabei nur um kleinere "kosmetische" Fehler wie zu kleine Buttons (wie in BoxKite) oder nicht mehr gerade ausgerichtete Spalten (wie in CAT).
Schwerer wiegt da schon, daß auch Thing hiermit seine Schwierigkeiten hat. Daß er z.B. für die Beschriftung der Desktop-Icons den kleinen MagiC-Systemfont ignoriert, läßt sich ja noch leicht verschmerzen. Daß allerdings die Cursorposition in Editfeldern nicht mehr stimmt und hier manche Buchstaben teilweise oder ganz "verschluckt" werden, ist schon ziemlich lästig. Mit der richtigen Cursorpositioni in Editfeldern haben allerdings auch noch ein paar andere Programme ihre Schwierigkeiten - wie z.B. der ASH-Mailer.
Auch der Kobold und seine Zusatzprogramme haben erhebliche Schwierigkeiten mit proportionalen Systemfonts, da sie hier anscheinend intern noch Umrechnungen vornehmen. Der große Font erscheint leicht vergrößert (mit den unvermeidbaren "Pixeltreppen"), der kleine dagegen ist unleserlich winzig. Glücklicherweise hat ein findiger User (Joachim Mährdel @ HH) herausgefunden, wie man sich GEM-Fonts basteln kann, die auch in Kobold & Co. vernünftig dargestellt werden. Dieser ATOS-Ausgabe liegt das Archiv SYSFNTPR.ZIP bei, das Beispiele für solche Fonts enthält. Es handelt sich dabei um modifizierte "Monaco"-Fonts; sie sind übrigens auch in den Screenshots dieses Artikels zu sehen.