Von Christian Eyrich
Ein kurzer Besuch auf der MacExpo 97 in Düsseldorf zeigte uns eindrucksvolle Neuigkeiten aus dem Apple-Bereich. Schwerpunkt der Messe lag eindeutig auf dem grafischen Bereich, so gab es jede Menge Scanner, Plotter, Drucker und DTP-Software zu sehen. Als besonders interessant empfand ich in diesem Bereich 600dpi-Plotter, die von mehreren Firmen angeboten wurden und wirklich eine beeindruckende Qualität, die man von Plottern eigentlich nicht gewohnt ist, boten.
Lexmark präsentierte ihre neue Serie von 1200dpi-Laserdruckern, die qualitativ wohl am oberen Ende der Skala rangieren. Ein Ausdruck aus einem solchen Laser ist kaum noch von einer Belichterausgabe zu unterscheiden, für jeden DTPler sind diese Drucker einen genaueren Blick wert.
Auch softwaremäßig gab es eine kaum zu überschauende Masse an Neuheiten. Microsoft war dieses mal auch wieder dabei (im letzen Jahr hatte Billy kurz vor der Messe abgesagt), und präsentierten Office 98 für Mac. Laut Microsoft-Chef Bill Gates ist die Mac-Version des neuen Office-Paketes das am weitesten fortgeschrittene Softwarepaket, das von Microsoft jemals herausgegeben wurde. Die PC-Version erscheint Ende 98.
Omega wollten eigentlich ihr neues Apple-OS - kompatibles Betriebssystem COS (Crypto-OS) vorstellen, bekamen die für die Vorführung gedachte Betaversion aber leider nicht fertig, so daß am Omega-Stand nur Prospekte zu finden waren.
Das interessanteste war jedoch mit Sicherheit Apple selbst, die die ersten Macs mit dem neuen G3-Prozessor von Motorola vorgestellt haben. Der G3 hat mehr als die doppelte Leistung des bisherigen Rechenleistungs-Anführers 604e, kostet aber nur noch wenig mehr als ein Drittel dessen. Der G3 läuft mit wahlweise 512K oder 1024K Backside-Cache, der mit Prozessortakt (vorerst 200, 275, 300 oder 350 MHz) läuft. Auch dadurch erreicht der G3 eine ungeahnte Performance: in einem kleinen Test mit dem Raytracer "Cinema 4D" von Maxon habe ich die mitgelieferte Schachbrett-Szene in 640*400 Pixeln in nur 6 Sekunden geraytraced - inklusive Tiefenschärfe, Transparenz, Spiegelungen und Antialiasing!
Weiterhin hat Apple die MacOS-Version 8 vorgestellt, das erste Update 8.1 soll im Januar erscheinen.
Und dann kam das, worauf alle gewartet hatten: die Vorführung des neuen Apple-Betriebssystems Rhapsody.
Und diese war wirklich verblüffend. Es wurde ein kleiner Texteditor, inklusive Dateiroutinen, Zeichensatzauswahl, Textlinealen, Tabulatoren, Druckroutinen, etc., in nur einer Minute erstellt, ohne eine Zeile Code zu programmieren! Das Programm wurde mit Betriebssystem-Objekten erstellt, das alle Routinen in Form eines GUI-Builders zur Verfügung stellt (ungefähr mit einem RCS vergleichbar). Textfenster, Zeichensatzauswahl, Menüzeile, etc. wurden per Drag&Drop zusammengefügt, und fertig war das Programm.
Die grafischen Ausgaben werden in Rhapsody ausnahmslos per Display-Postscript erledigt, wodurch ein 100%iges WYSIWYG immer präsent ist. Alles, was man auf dem Bildschirm sieht, kann also wirklich 1:1 auf jeden beliebigen PS-Drucker ausgegeben werden, immer und zu jeder Zeit. Das bedeutet allerdings keineswegs, daß die Ausgaben dadurch langsam wären. Demonstrationen auch mit komplexeren Vektorgrafiken zeigten erstaunlich hohe Darstellungsgeschwindigkeiten, die den Vergleich mit weniger komplexen Systemen nicht zu scheuen brauchen.
Durch die neuartige Architektur des Betriebssystems ist es problemlos möglich, Programme von Rhapsody nach Win95 oder NT zu portieren. Im Prinzip reicht es, einen Schalter im Compiler (bzw. GUI-Builder) umzustellen und ein neues Compilat zu erstellen, und schon läuft das Mac-Programm unter Windows95.
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Letzte Aktualisierung am 2. Dezember 1997