Von Thomas Much
Wenige Stunden vor Redaktionsschluß erreichte uns ein Preview-Testexemplar von CAB 2.0. "Preview" (engl. = Vorpremiere, Vorbesichtigung, Vorschau) bedeutet dabei, daß CAB 2.0 bei Erscheinen der ATOS vermutlich noch nicht öffentlich verfügbar ist. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die von vielen On- und Offlinesurfern sehnsüchtig erwartete neue Version des HTML-Browsers.
Für die beiden größten Neuerungen - Frames und schnelle Tabellenformatierung - hat Alexander Clauss, der Autor von CAB, den HTML-Parser und den Window-Manager komplett neu programmiert. Was sich für den Anwender dadurch ändert und verbessert, ist im folgenden ausführlicher erläutert.
Übersicht:
Frames
EMBED-Objekte
Tabellen
Weitere Tags und Attribute
Sonstige Verbesserungen
CAB & STiK online
Lange ließ CAB das Feature vermissen, das die Darstellung so mancher Seite, die Netscape-optimiert war und "cool" oder "hip" sein wollte, ermöglicht. Nachdem vorangehende CAB-Versionen wenigstens den Zugriff auf die einzelnen Frame-Dateien erlaubten, stellt CAB 2.0 Frames nun endlich wie der "große Bruder" Netscape dar.
Die Navigation durch die Frames ist in CAB eindeutig geregelt. Während die Toolbar im Fenster immer auf das gesamte Frame-Dokument wirkt (was wohl am ehesten beim Anzeigen des Sourcecodes oder beim "Back"-Button deutlich wird), kann man eine einzelne Framedatei durch ein Popup, das man durch Klick in den Frame erhält, steuern (Back/Forward, Print, Source etc.). Mit einem Klick in den Frame wird dieser auch aktiviert, was durch die Farbe der Slider (wie auf dem Desktop) angezeigt wird. Der aktive Frame kann außerdem mit TAB bzw. Shift+TAB gewechselt werden. Im aktiven Frame kann mit den Cursortasten gescrollt werden.
Die Darstellung von Frames bringt aber auch ein notwendiges Übel mit sich. Aufgrund der beschränkten Fähigkeiten des AES sind die Slider der Frames keine echten Fensterelemente (das AES kann pro Fenster nur je einen horizontalen und vertikalen Slider verwalten). Ansonsten ist die Einbindung der Frames aber hervorragend gelungen, und auch die Nachbildung der Slider ist sauber ins System integriert, so daß man als Anwender keinerlei Nachteile hat, sondern nur die Vorteile zu spüren bekommt. Meiner - subjektiven - Meinung nach lassen sich die CAB-Frames deutlich besser bedienen als die von Netscape.
Wer nach wie vor "Classic HTML" bevorzugt, also zu den eingefleischten Framehassern gehört, kann die Unterstützung von Frames selbstverständlich auch ausschalten.
Mit dem EMBED-Tag kann CAB 2.0 als ID4-Client via OLGA-Protokoll Dateien einbinden, die CAB normalerweise nicht darstellen kann. Das obige Diagramm wurde beispielsweise mit der Zeile
<EMBED SRC=file://localhost/D:/ArtWorx/balmer.cwg WIDTH=320 HEIGHT=140>
in das HTML-Dokument eingefügt. Voraussetzung für die Darstellung ist natürlich ein korrekt konfigurierter OLGA-Manager sowie die passenden ID4-Server. Als Server kommen im Moment nur STELLA ab Version 2.61 und ArtWorx ab Version 1.14 in Frage. Das bedeutet, daß das EMBED-Tag beim Online-Surfen noch keinen Sinn macht, da ID4-Server für PDF-Dateien oder Shockwave-Filme - zwei Standardformate im WorldWideWeb - für die Atari-Plattform fehlen. Offline kann man EMBED aber ohne Probleme für seine eigenen HTML-Dokumente verwenden.
Die auffälligste Änderung bei den Tabellen betrifft die subjektiv deutlich schnellere Formatierung derselben, Betatester sprechen von einer Geschwindigkeitssteigerung um bis zu Faktor 5. Die Arbeit mit CAB hinterläßt nun einen wesentlich flüssigeren Eindruck. Für genauere Ergebnisse bleibt die endgültige CAB 2.0-Version abzuwarten.
Tabellen sehen nun so aus wie beim Netscape Navigator oder Microsoft Internet Explorer. Das betrifft zum einen die Tabellenumrahmung, deren Breite mit <TABLE BORDER=pixel> festgelegt werden kann. Zum anderen kann der Abstand der Zellen (CELLSPACING) sowie der Abstand vom Zellinhalt zum Zellrahmen (CELLPADDING) festgelegt werden.
Außerdem kann der Umbruch innerhalb einer Zelle oder Zellüberschrift mit dem Attribut NOWRAP ausgeschaltet werden (<TD NOWRAP>, <TH NOWRAP>).
Mit dem BLINK-Tag kann man Text - wie der Name schon suggeriert - blinkend darstellen (<BLINK>Hier blinkt's!</BLINK>). Da Dauersurfer oftmals nervös auf eine solche Darstellung reagieren, kann man das Blinken in CAB bei Bedarf abschalten.
Bei unsortierten Listen (<UL>..</UL>) kann das Aussehen der Gliederungszeichen näher bestimmt werden. Zur Verfügung stehen die Typen Rechteck sowie ausgefüllter und leerer Kreis (z.B. <UL TYPE=SQUARE>).
Bei sortierten Listen (<OL>..</OL>) kann die Art der Numerierung sowie ein Offset angegeben werden. Als Numerierungstypen werden arabische Zahlen ("1"), Großbuchstaben ("A"), Kleinbuchstaben ("a"), große römische Zahlen ("I") und kleine römische Zahlen ("i") angeboten. Zur Darstellung von Jahreszahlen ab 1995 in großer römischer Darstellung müßte man also <OL TYPE=I START=1995> schreiben.
CAB 2.0 ist außerdem auf das Abspielen von Klängen vorbereitet. Hierfür werden die Tags SOUND zum einfachen Abspielen und BGSOUND zum Abspielen einer Hintergrundmusik unterstützt. Zur Ausgabe der Klangdateien greift CAB auf ein externes Tool zurück, das derzeit aber noch nicht verfügbar ist.
Ab NVDI3 bzw. mit dem EdDI-Enhancer werden GIF-Animationen flimmerfrei dargestellt, da CAB in diesem Fall Offscreen-Bitmaps verwendet. Ferner werden die Verzögerungszeiten zwischen den einzelnen Bildern der Animation nun korrekt ausgewertet.
Im JPEG-Modul (CAB_JPEG.OVL) wurde ein Bug gefixed, so daß die häufigeren Abstürze beim Anzeigen von JPEG-Grafiken der Vergangenheit angehören sollten.
Damit man beim Durchblättern einzelner Webseiten schneller einen Überblick über den Inhalt bekommt, werden alle Bilder (auch die Hintergrundgrafik) erst nach dem vollständigen Formatieren des Textes gedithert und angezeigt - dieses Feature trägt wesentlich mit zum flüssigeren Arbeiten bei.
Desweiteren hat es natürlich noch zahlreiche kleinere Verbesserungen und Bugfixes gegeben, die hier nicht einzeln aufgeführt sind. Doch trotz des mittlerweile enormen Leistungsumfangs bleibt auch CAB 2.0 Freeware!
Mit CAB 2.0 läßt es sich hervorragend arbeiten, es braucht den Vergleich mit anderen HTML 3.2-fähigen Browsern wie Netscape Navigator oder Internet Explorer nicht mehr zu scheuen. Einzig die fehlende Java- und JavaScript-Integration wird wohl noch lange ein Nachteil der TOS-Plattform bleiben.
Zwar eignet sich CAB hervorragend dazu, offline auf seine HTML-Daten zuzugreifen, aber viele Atari-Besitzer möchten endlich auch online mit ihrem Lieblingsrechner surfen. Der im MausNet und auf der Atari-Messe in Neuss angekündigte Artikel zur Konfiguration von STiK - der Schnittstelle zwischen CAB und dem Internet - muß aufgrund technischer Probleme leider auf eine spätere ATOS-Ausgabe verschoben werden. Bis dahin können sich Interessierte, die bereits über einen Internetzugang verfügen, die nötige Software im WorldWideWeb unter folgenden Adressen besorgen:
Englische CAB-Version bei Interactive
Alle Programme des "Internet Access Kits":
iak-Kit
oder auch
Internet Access Kits
Allgemeine Informationen zum Thema Atari und Internet