Die Firma AXRO aus Hamburg nahm zusammen mit den Milanleuten den Großteil der Tribüne der Neusser Stadthalle in Beschlag. Der Messestand war optisch sehr ansprechend gestaltet und muß deshalb lobend erwähnt werden. Leider war die optische Erscheinung das Einzige, das man als standesgemäß bezeichnen konnte.
Der Milan II war wieder/immer noch nicht vorführbar. Nur das neue Gehäuse war in mehreren Varianten zu sehen und war dann auch Grund etlicher Diskussionen.
Sicherlich liegt dem Gehäuse ein schönes Design zugrunde, aber die mangelnden Erweiterungsmöglichkeiten bieten Anlaß zu Kritik. Ob es gelingt, sich mit diesem Gehäuse von Standard-PCs abzusetzen, bleibt abzuwarten. Es wird wohl aber eher scheitern, denn es bietet keine Vorteile gegenüber normalen PC-Gehäusen, und ob die Optik bei einem Gehäuse, das zumeist unter dem Schreibtisch oder in eine Ecke verschwindet, so entscheidend ist, kann mehr als bezweifelt werden. Die User, die schon im Ataribereich aktiv sind, wollen sicher auch eher eine Maschine, die ihre Arbeit zuverlässig verrichtet und die die Möglichkeit bietet, die vorhandene Peripherie weiter zu nutzen, und werden deshalb sowieso lieber das ebenfalls angebotene ATX-Gehäuse wählen.
Neben der Enttäuschung, dass der Milan II nicht funktionsfähig gezeigt wurde, gibt es nur noch Zukunftsmusik zu berichten.
So soll der Milan II nun im September veröffentlicht und zu einem Preis von etwa 1599,- DM angeboten werden. Dieser Preis mag gerechtfertigt sein, ist aber wohl zu hoch angesetzt, wenn man sich tatsächlich gegen die Billig-PC Konkurrenz durchsetzen will. Bedenkt man, dass man damit nur den reinen Rechner hat und noch mindestens einen Monitor benötigt, liegt man schon über dem, was ALDI & Co für ihre Sonderangebote haben wollen, auf denen durch Emulatoren auch Atari-Software mit beeindruckender Geschwindigkeit läuft.
Auch mit dem Mac möchte man in Konkurrenz treten. Dies könnte man mit dem Preis erreichen, aber wohl nur die Käuferschicht des iMac, denn die Nutzer der großen Macs wird man wohl aufgrund der technischen Daten für den Milan nicht so schnell begeistern können. Auch iMac-User werden aufgrund der Nachteile des Milan-Gehäuses ihren iMac noch mehr zu schätzen wissen und dem Milan nur wenig Aufmerksamkeit schenken.
Wie von AXRO erwähnt, soll die Grundlage des Erfolgs dadurch gelegt werden, dass bisherige Atari-User den Milan II kaufen und damit einen Anfang machen. Aus der jetzigen Sicht meinen wir, dass dies so nicht funktionieren wird, da sich die meisten Atarianer lieber abwartend verhalten und im Zweifelsfall lieber zum Mac oder PC greifen werden, um dann per schneller Emulation in Atarihöhenflügen zu schwelgen.
Trotz aller Zweifel, die sich momentan ergeben, stellt der Milan immer noch eine große Hoffnung für den Atari-Markt dar. Gerade darum ist es besonders schade, wie man bei AXRO die Produktpolitik gestaltet und die Atari-Anwender immer wieder vertröstet. Das Argument, das auf der Messe von Seitens AXRO fiel: "Atari-Anwender seien solche Verschiebungen doch gewohnt" betrachten wir als eine große Frechheit. An dieser Stelle sei AXRO darauf verwiesen, dass auch die treueste Seemannsfrau irgendwann auf kein Schiff mehr wartet.
Auch der Umgang mit der Presse ist nicht gerade eine große Stärke der Hamburger Firma. Von der ATOS-Redaktion im Herbst 1999 eingereichte Interviewfragen hat AXRO bis heute noch nicht beantwortet. Etliche Nachfragen per E-Mail und die Anrufe mehrerer Redakteure halfen nicht und auch auf dieser Messe hielt die Fa. AXRO es nicht für nötig, sich zu dieser Sachlage zu äußern. Aber der Ehrlichkeit halber: Wir haben auf der Messe auch keinen Schritt mehr in Richtung AXRO unternommen, auch weil wir der Meinung sind, dass AXRO an der Reihe ist.
Jetzt soll hier aber nicht der Eindruck erweckt werden, dass wir alles, was mit AXRO zu tun hat, sofort verurteilen wollen. Wir möchten nur auf Unzulänglichkeiten hinweisen und hoffen, dass AXRO für die Zukunft aus den Fehlern lernt. Zum Teil ist dies ja auch schon passiert. Der Messestand hatte ein hohes Niveau und mit Vorankündigungen war man auf der Messe auch vorsichtiger.
Zum Abschluß bleibt nur zu hoffen, dass die weitere Einführung des Milan etwas reibungsloser verläuft und dass das System wirklich im Herbst diesen Jahres verfügbar ist, denn weitere Verzögerungen können nicht mehr akzeptiert werden.
AXRO GmbH
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