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 Das ATOS-Magazin 1/00

Protector

Neues Futter für die Raubkatze

Von Frank Szymanski

Lange war es still um den ATARI Jaguar, der ersten 64-Bit-Videokonsole der Welt und gleichzeitig letztem Produkt der bekannten kalifornischen Firma. Hatten nun selbst große Enthusiasten nicht mehr damit gerechnet, daß nach dem Verkauf aller Rechte am Namen ATARI sowie dazugehöriger Patente an die US-Spielefirma Hasbro noch weitere Spiele für das Multimedia-System erscheinen würden, sehen sich diese getäuscht. Der Drittanbieter Songbird Productions veröffentlichte jüngst Protector, einen klassischen 2D-Shooter, der auf der vergangenen ATARI-Herbstmesse bereits probegespielt werden konnte und nun in Deutschland erhältlich ist.

Songbird Productions sicherte sich die Rechte an einer Reihe bereits komplett oder in Teilen fertiggestellter Jaguar- und Lynxspiele, die in den kommenden Monaten erscheinen sollen. Das erste Spiel für den ATARI Jaguar ist das Ballerspiel Protector, daß im Quelltext von Bethesda Softworks übernommen und nach langer Entwicklungszeit nun fertiggestellt wurde.

Lieferumfang

Das Spiel selbst wird als 2MB-Modulversion mit hübschem farbigen Cover geliefert und kommt in einer ebenfalls bunten Standard-Modulverpackung inkl. Schwarzweiß-Anleitung daher. Leider fehlt das Inlay der Hülle, so daß das Modul nur mittels Transportverpackung gegen Schäden geschützt wird. Es kann sich nun derjenige glücklich schätzen, der bereits über AirCars verfügt, denn dieses Spiel besitzt zwar keine Verpackung, dafür aber das Inlay, so daß nach dem Prinzip: Aus zwei mach eins verfahren werden könnte.





Die ausschließlich englischsprachige Anleitung ist mit 12 bedruckten Seiten inkl. Hülle zwar sehr spärlich geraten, verschweigt aber nichts und gibt sogar allgemeine Hinweise zu einer besseren Spielweise.

Die Hintergrundstory

Im Verlauf des 21. Jahrhunderts versucht sich die Menschheit am Terraforming auf einem Erdtrabanten namens Haven-7. Bei einem Angriff böswilliger Aliens auf die Erde wird auch dieser Planetoid und seine bis zu zehn unbewaffneten Einwohner attackiert.

Das Spiel

Protector ist ein horizontal scrollendes Ballerspiel für ein bis zwei Spieler, sehr ähnlich zu Defender (2000). Die Aufgabe des Spielers besteht darin, mit einem Raumschiff die Einwohner von Haven-7, die am Boden des Planeten umherlaufen, gegen die angreifenden Aliens zu beschützen.





Die Außerirdischen greifen mit mehr als acht verschiedenen Raumschifftypen an. Eine Sorte versucht auschließlich, die Einwohner zu kidnappen, an den oberen Bilschirmrand zu bringen und dort in Mutanten zu verwandeln, die ihrerseits den Spieler angreifen, während die restlichen Gegner dazu gedacht sind, dem Spieler den Garaus zu machen.

Ziel des Spiels ist es nun, alle Gegner einer Runde zu vernichten und dabei soviele Einwohner des Planeten wie möglich vor der Verschleppung zu bewahren. Dazu stehen dem Spieler als Bewaffnung ein Laser mit unbegrenzter Schußzahl und in begrenzter Anzahl Smart-Bombs, Hyperspace und Schutzschilde zur Verfügung.

Pro Level hat ein Spieler drei Schutzschilde, d.h. eine Berühung mit einem Außerirdischen verläuft, solange Schutzschilde vorhanden sind, nur für diesen tödlich. Wird ein Raumschiff in einer Runde komplett zerstört, erhält man - sofern noch Raumschiffe vorhanden - wieder neue Schutzschilde und Smart-Bombs. Leider sind aber alle in Mutanten umgewandelte Bewohner des Planeten trotzdem getötet. Desweiteren greifen die Außerirdischen wieder mit ihrer kompletten Mannschaft an, d.h. bereits zerstörte Feinde müssen erneut vernichtet werden. Gerade in schwierigen Levels ist das sehr frustrierend. Auch der Umstand, daß nach der Zerstörung des Raumschiffs die Aktionen weiterlaufen, bis auch der letzte Rest des eigenen Kampfgerätes pulverisiert ist, trägt zur Verschlechterung der Spielbarkeit bei, da dadurch in nicht seltenen Fällen entführte Einwohner noch in Mutanten umgewandelt werden.

Manche Aliens hinterlassen nach ihrer Zerstörung Powerups oder Bonuspunkte. Nach jedem Level können die Bonuspunkte dann in einem Shop gegen Zusatzwaffen oder -schiffe getauscht werden.

Nach jeweils fünf der nach Herstellerangaben über 40 Levels gibt es besonders schwierige Missionen, z.B. gegen Meteroiten oder Endgegner, zu bestehen. Hat man einen solchen Level geschafft, wird dies im nichtflüchtigen RAM des Moduls gespeichert und man kann zu Beginn des nächsten Spiels in Fünferschritten seinen Startlevel auswählen, so daß man nicht immer von vorn beginnen muß.

Optionen

Im Auswahlmenü des Spiels lassen sich eine ganze Reihe von Möglichkeiten konfigurieren, angefangen von der Anzahl der Spieler über die angeschlossen Joypads bis zum Schwierigkeitsgrad (niedrig, mittel, hoch), die dauerhaft im Modul gespeichert werden.

Hierbei wird auch der Pro-Controller unterstützt, da Aktionen auf die Tasten 4 und 6 gelegt werden können und damit auf zwei der zusätzlichen Buttons des Pro-Controllers liegen. Zwingend erforderlich ist ein solches Joypad jedoch nicht. Highscores werden ebenfalls auf dem Modul gesichert und lassen sich in der Hall of Fame abrufen.

Grafik, Sound und Steuerung

Die Grafik des Spiels ist detailreich mit großen, teilweise sehr schön animierten Sprites und hübschen, gerenderten Hintergrundbildern, die über 90% des Spiels mit 60 Frames pro Sekunde (50 bei 50Hz-Konsolen) abgespielt wird. Allerdings kommt die Grafik einem 2D-Shooter entsprechend etwas old-fashioned daher.

Die Hintergrundmelodie kann leider die hohe Qualität der Grafik nicht erreichen und erinnert eher an ein 4-stimmiges MOD-File mit zusätzlich hinzugemischten Soundeffekten von einem YAMAHA YM-Soundchip des ST. Glücklicherweise läßt sie sich jedoch jederzeit deaktivieren. Demgegenüber steht die Soundkulisse des Spiels mit digitalisierter Sprachausgabe und einer einem Ballerspiel angemessenen Geräuschuntermalung, die insgesamt als gelungen bezeichnet werden kann.

Die Steuerung des Spiels ist etwas "hektisch", da das Raumschiff auf Joypad-Eingaben sofort reagiert. Bei Spielen dieses Typs wird sich das wohl auch nicht anders lösen lassen, denn sie entspricht dabei im Wesentlichen der von Defender2000.

Fazit

Diejenigen, die bereits Defender2000 besitzen oder keine Fans des Genres sind, wird vielleicht der sehr hohe Preis abschrecken, zumal das Spiel nicht die technische Qualität des 2D-Shooters von Jeff Minter erreicht, so daß hier keine uneingeschränkte Empfehlung gegeben werden kann. Wer die Gelegenheit zum Probespielen bei einem befreundeten Jaguarbesitzer (oder auf einer zukünftigen ATARI-Messe) hat, sollte sich vor dem Kauf daher auf jeden Fall ein eigenes Bild machen und dann seine Entscheidung treffen.

Wer hingegen schon lange auf eine Neuerscheinung für seinen Jaguar wartet, wird aber sicherlich nicht zögern, dieses Modul zu erwerben, da auch der angemessene Schwierigkeitsgrad lang anhaltenden Spielspaß verspricht. Das Abspeichern der Highscores und Optionen des Spiels sowie die gesamte technische Umsetzung machen das Game darüber hinaus auch für weniger enthusiastische Gelegenheits-Jaguarspieler interessant.

Bezugsquellen und Preise

The Video Game Source
Salzbrücker Str. 36
D-21335 Lüneburg

Tel./Fax: (04131) 406278
Mo.-Sa.: 9:00-21:00 Uhr
E-Mail an: InfoqATARIhq.de
www: http://www.atarihq.de/

<DM 169,95>

Songbird Productions
1774 10th Ave SE
Rochester, MN 55904
http://songbird.uni.cc/

US-$: 74,95

Weitere Informationen:
http://songbird.uni.cc/





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Letzte Aktualisierung am 26. März 2000

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