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22.04.01

Microsoft Write

Sagenumwobener Textverarbeitungsoldie für den ST

Von Matthias Jaap

Bei einem Office-Schwerpunkt darf natürlich auch der Marktführer nicht vergessen werden...

Als der Atari ST noch relativ neu war, wurde natürlich auch der Ruf nach leistungsfähigen Textverarbeitungen laut. Tatsächlich erschienen die drei Standardprogramme der MS-DOS-Welt auch für den Atari. Wordstar erschien als erstes, war aber dreisterweise nur die CP/M-Version mit mitgeliefertem Emulator. WordPerfect und MS-Write für den ST wurden ungefähr zur gleichen Zeit entwickelt (86/87). Während ersteres relativ einfach zu finden ist, stellt MS-Write schon fast eine Rarität dar. Ein Kuriosum mag sein, dass beide eine Zeitlang von Atari vertrieben wurden.

Installation

Die Installation ist ziemlich einfach: das komplette Programm wird auf die Festplatte verfrachtet. Es lässt sich sogar wieder rückstandslos entfernen.

Start

Gleich zum Start öffnet sich ein GEM-Textfenster und es kann losgetippt werden. Starten sollte man Write aber nur in der hohen ST-Auflösung, da es sonst üble Redraw-Fehler gibt. Das Tippen selber ist relativ langsam (Falcon 16 MHz), dafür hält sich Microsoft brav an einige GEM-Standards.

Standards

Einige Menüpunkte lassen sich auch über Tastatur-Shortcuts bedienen. Diese entsprechen den Standards. Das Clipboard wird jedoch nicht unterstützt, sondern ist eine interne Lösung.

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Ungewöhnlich für die Zeit ist der GDOS-Support. Tatsächlich kann man beliebige Fonts auswählen, die sogar auf dem Bildschirm dargestellt werden. Nur Textattribute werden vor dem Ausdruck gezeigt. GDOS und die diversen Druckertreiber nehmen gleich drei der vier Disketten in Anspruch.

Hilfe

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Im Info-Dialog wurde auch gleich ein komplettes Hilfesystem eingebaut. Zusätzlich gibt es noch das normale Handbuch (206 Seiten).

Textfunktionen

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Neben den Formatier- und Blockfunktionen kann Write auch Fußnoten setzen. Eine Glossarverwaltung speichert häufig benötigte Textschnippsel. Seiten lassen sich nummerieren. Das ist es auch schon mit der Funktionsvielfalt von MS-Write. Im einblendbaren Lineal lassen sich nach Belieben Tabstops setzen und löschen.

Stabilität

MS-Write ist nicht sonderlich stabil, auch wenn dieser Testbericht komplett unter Write erstellt wurde. Microsoft wagte das Experiment, 1987 (!) einige Dialoge in Fenster zu verfrachten. Leider bleiben diese Dialoge auf dem Falcon in einer Endlosschleife hängen.

Fazit

Was wäre, wenn Microsoft mit MS-Write 1st Word verdrängt hätte? Vermutlich hätte Atari schon Jahre früher den TT veröffentlicht, um Write und seine Nachfolgeprodukte in einer erträglichen Geschwindigkeit ablaufen zu lassen. Heute würde jeder am Atari G4 Cube sitzen und kleine animierte digitale Assistenten wie Karl Klammer bewundern. Zugegeben, diese Vorstellung hat seine Vor- und Nachteile.

MS-Write ist nicht in großen Stückzahlen im Handel erhältlich. Mit Glück findet man es in den Software-Kisten einiger Atari-Messe-Aussteller.

Matthias Jaap


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