THE WHOLE STORY - Die ganze Geschichte 2. korrekturgelesene Fassung, Oktober 1997 Einleitung Der folgende Text sollte ursprnglich "Die Spirits-Story" heiáen. Von diesem Titel habe ich Abstand genommen. Die Ehre fr den wunderbaren Verlauf der geschilderten Dinge gebhrt jemand anderem - dessen Name fr viele zu einem Reizwort geworden ist, Jesus Christus. Ich hab' ihm nur Feindschaft entgegengebracht, aber er ist mir nachgegangen und hat mein Leben zum Guten gewendet. Ich wollte von ihm nichts wissen, aber er hat mich ins offene Messer laufen sehen und mich zurckgehalten. Diese Zeilen sind als Ausdruck meines Dankes entstanden. Ich hab's nicht verdient, so gut behandelt zu werden, und kann nur jedem von Herzen wnschen, ihn, den Heiland, so kennenzulernen. Die Entwicklung der letzten Jahre und die Wende, zu der sie fhrte, l„át sich nur als turbulent bezeichnen. Ich hoffe, sie wird hiermit fr den einen oder anderen, der Gerald und mich noch von frher kennt, etwas durchsichtiger. Es liegt bei Dir, lieber Leser. Du kannst den Text lesen oder fortwerfen, ihn ernstnehmen oder dich darber lustigmachen. Meine Absicht war es, dir meine Erlebnisse, meinen Weg zu ihm aufzuschreiben, und ihn dir etwas n„herzubringen, und dich zu ermutigen, den kennenzulernen, der sein Leben fr uns gegeben hat - und ich hoffe mir ist das gelungen. Es liegt bei Dir, ob Du diese Chance wahrnimmst, oder sie wegwirfst. Pseudos Ich, das ist Sebastian Hennig, und Gerald, das ist Gerald Spreer, der dem einen oder anderen unter verschiedensten Namen vielleicht schon mal ber den Weg gelaufen ist, sei es durch Scrolltexte in Demos, oder sogar "live" auf verschiedenen Parties. Sich Pseudonyme mit mehr oder weniger Tiefgrndigkeit zu geben hat in der Szene eine lange, lange Tradition. Die Motive dafr sind freilich verschieden, den einen dienen sie schlicht zur Tarnung fr halblegale Aktivit„ten, andere empfinden eine Notwendigkeit, sich ihren knstlerischen Aktivit„ten entsprechende Namen zu geben, eine dritte Gruppe schlpft damit in eine zweite Haut und baut eine zweite Identit„t auf, andere haben sich nie richtig ber diesen Brauch Gedanken gemacht und machen es, weil es alle machen. Wir waren dabei keine Ausnahme, und, je nach Zeit ebenfalls unter verschiedenen Gruppennamen anzutreffen. Von unseren Pseudonymen, die fr uns echten Tiefgang und Bedeutung hatten, haben wir uns seit geraumer Zeit getrennt. In diesem Text (und auch sonst) wollen wir es einfach bei unseren Vornamen belassen, und ebenso werde ich von anderen mit richtigem Namen sprechen und hoffe, niemandem damit auf die Fáe zu treten. Noch ein Wort zuvor Unser gemeinsamer Bruch mit allen Szeneorientieren Aktivit„ten passierte so gegen Ende 1995, Anfang 1996 (an einem Tag kann ich das nicht mehr festmachen) und wurde mit dem Release von "Wo wirst Du sein in Ewigkeit?" auf der Symposium'96 in Hamburg offiziell, dem letzten Demo der "Spirits". Diesem 4-Kilobyte-Demo ("4ktro") lag ein fast doppelt so grosses Readme bei, in dem wir ber unsere Beweggrnde zu diesem Entschluá etwas Klarheit bringen wollten. In zweierlei Hinsicht war das damals etwas besonderes, zum einen war es eher blich, daá Leute, die sich von derlei Computeraktivit„ten zurckzogen einfach sang-und-klanglos im Hintergrund verschwanden und man nur durch Gerchte etwas ber die Grnde erfuhr, zum zweiten war ein Demo mit "religi”sem" Inhalt etwas bis dahin wohl nicht gekanntes, zumindest ist mir in all den Jahren so etwas nicht begegnet, und ich denke, anderen auch nicht. Das Readme entstand ebenfalls auf der Symposium'96 in einer emotional aufgeheizten Atmosph„re, und mein schlechtes, offensichtlich miáverst„ndliches Englisch trugen ein briges dazu bei, daá es einige "in den falschen Rachen" bekamen. Ich hoffe, auch diesen eventuell hinterlassenen falschen Eindruck mit diesem Text richtigstellen zu k”nnen, denn (diesmal mit noch gr”áerem Abstand als damals) rckblickend, k”nnen wir nur sagen und bekr„ftigen, daá wir keinerlei Bitterkeit oder gar Feindseligkeit empfinden, weder der Szene als solches noch Einzelpersonen gegenber, auch nicht angesichts der "verlorenen" Zeit, im Gegenteil. Betrachtend, was ich letztendlich gefunden habe, bin ich dankbar fr die Erfahrungen und Bekanntschaften, die ich in der Szene machen durfte. Aber diese Zeit ist nun vorbei, und um nichts in der Welt m”chte ich das Kostbare, das ich nun habe, wieder gegen die nur kurzweilige Freude von damals wieder eintauschen. Nimm' Dir etwas Zeit fr den folgenden Text, und sieh' selbst. Kindheit Anfang der Achtziger zogen wir, also meine Eltern, meine Schwester und ich aus Offenthal in die N„he von Darmstadt, in ein Dorf, etwa 15 Autominuten entfernt. Ich war noch klein und besuchte hier noch fr kurze Zeit den Kindergarten (in dem ich das erste Mal meine Schuhe selbst band) bevor dann im Sommer 1982 die Einschulung in die Wilhem-Busch-Grundschule stattfand. Wir waren eine kleine Klasse, vielleicht 20 Kinder. Und in dieser Zeit, es muá die zweite Klasse gewesen sein, wurde gewissermaáen der Grundstein gelegt. Ich verbrachte viele Nachmittage bei einem Schulfreund, Philipp, dessen Vater einen PC besaá - Computer waren damals noch eine sehr exotische Sache. Von Anfang an ging von "der Kiste" eine groáe Faszination aus! So groá, daá ich oft meine Uhr zurckstellte, um eine "plausible" Erkl„rung dafr zu haben, wenn ich erst um 19.00 nach Hause kam (oft nach einem Anruf) - obwohl doch 18.00 Uhr fest vereinbart war. Waren es anfangs nur "PC Arcade" und "Castle" die mich derart fesselten, daá ich darber die Zeit vollkommen vergaá, so kam kurze Zeit sp„ter auch BASIC dazu. Meine Mutter hatte mir aus der Stadt ein Buch mitgebracht ("Heimcomputer spielend leicht") und nach den ersten selbst (ab)geschriebenen Programmen daraus hatte ich endgltig Feuer gefangen. Die For-Next-Schleife erkl„rte mir Philipp einmal auf dem Weg zur Schule, eine fr mich irre abstrakte Sache. Das dauerte etwas, bis ich die begriffen hatte. Jede freie Minute verbrachte ich damals bei dem Schulfreund, mit dem ich meine Begeisterung teilte. Technische Neuheiten tauchten nach und nach auf: Ein Interface zum Anschluá eines Typenraddruckers, die Hercules-Karte, ein Basic mit Grafikbefehlen (das allerdings bei Backspace sofort abstrzte), GEM-Paint. Ein anderer Schulfreund, Michael, bekam eine Atari-Konsole mit Pacman, Asteroids, Atlantis, Space Invaders und anderen Modulen. Einhundert Dinge, die mich in ihren Bann zogen. Und meine Uhr wurde immer unzuverl„ssiger... Auch von Gott h”rte ich hier das allererste Mal, im Reli-Unterricht. An einen frheren Zeitpunkt kann ich mich nicht erinnern. In meinem Elternhaus war Religion allgemein kein Thema. Unsere Taufe in der evangelischen Kirchengemeinde Gr„fenhausen - in der wir uns auáer an Weihnachten auch nicht blicken lieáen - geschah, wie eben erw„hnter Besuch, allein aus Tradition. Und um uns nichts vorzuenthalten. Wir sollten die M”glichkeit bekommen, sp„ter einmal selbst zu entscheiden, ob wir aus der Kirche austreten wollten oder nicht. Die damals in der Schule geh”rte Geschichte mit dem Mose und dem Auszug aus Žgypten ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Die hatten wir damals als gelbes Comicheft ("Der Berg bebt") geschenkt bekommen. Schulzeit in Darmstadt Von 1986 bis 1995 besuchte ich die Edith-Stein-Schule in Darmstadt, ein "staatlich anerkanntes katholisches Gymnasium" - vormals nur fr M„dchen, wir sollten der allererste gemischte Jahrgang sein. Diese Schulwahl geschah nicht, weil meine Eltern besonders viel mit der katholischen Kirche zu tun gehabt h„tten - das habe ich ja oben schon geschrieben - sondern weil zu dieser Zeit gerade die Diskussion um die sogenannte F”rderstufe entbrannt war. Den genauen Sachverhalt weiá ich nicht mehr, jedenfalls war diese Schule die einzige M”glichkeit, jene fragwrdige F”rderstufe zu umgehen. Andere Alternativen gab es praktisch nicht. Rckblickend kann ich mich dem nicht anschlieáen, was man von so manchem geplagten Berufst„tigen h”rt, daá die Schulzeit die sch”nste Zeit gewesen sein soll. Es war die Zeit mit der meisten Freizeit, aber als sonderlich sch”ne Zeit werde ich sie nicht in Erinnerung behalten. Wir waren der allererste gemischte Jahrgang, aufgeteilt in die Klassen 5a bis 5f, mit jeweils so um die 30 Schler. Die Schule hatte einen recht groáen Einzugsradius, die unterschiedlichsten D”rfer im Umkreis von 25 km in alle Himmelsrichtungen waren vertreten. Die Klassen wurden zwar so zusammengemischt, daá m”glichst Kinder aus derselben Gegend zusammen waren, aber das war nicht immer m”glich. Aus unserem Dorf Schneppenhausen war nur noch ein anderes M„dchen auch auf diese Schule gekommen. Die Distanz zu den anderen Klassenkameraden war aber nicht allzu tragisch, schlieálich fuhren einen die Eltern in diesem Alter noch gerne hier-und-dort hin. Was sich wie ein roter Faden durch die ganze Schulzeit zog waren die unz„hligen Debatten ber das ach-so-schlechte Klassenklima. Und in der 5f sollte das mit am schlimmsten gewesen sein. Von Anfang an war das wohl ein groáes Problem fr Lehrer, Eltern und Schler. Ich bekam davon nicht so viel mit, wuchs ich ja f”rmlich mit dieser Problematik auf und wrde es auch anders gar nicht mehr kennenlernen. Durch eine Keuchhustenerkrankung konnte ich erst ein paar Wochen sp„ter am Unterricht teilnehmen, zu einem Zeitpunkt, als schon viele lose Freundschaften in der Klasse bestanden. Die anderen kannten sich bereits mehr oder weniger, ich kam eines Tages dazu und sah mich praktisch 30 unbekannten Gesichtern gegenber. Das stellte aber kein allzu groáes Problem dar, denn schon am - fr mich - allerersten Schultag lernte ich einen neuen Freund kennen (wie sich allerdings erst sp„ter herauskristallisieren sollte, ein sehr schwieriger und launischer Charakter). Jedenfalls freute ich mich sehr ber diese neue Bekanntschaft. Der Kontakt zu meinem alten Grundschulfreund brach mit der Zeit ab. Wir sahen uns nur noch unregelm„áig im Bus - er ging auf eine andere Schule -, verabredeten uns immer seltener, und das Ganze verlief sich dann im Sand. In der sechsten Klasse kauften sich meine Eltern einen eigenen Computer, einen Atari 1040 STF mit Monochrommonitor, da Freunde von uns dasselbe Ger„t besaáen. Als dann so eine Kiste direkt bei uns zu Hause stand war es um meine Nachmittage endgltig geschehen und Computerverbot erwies sich fr meine Eltern als „uáerst wirksames Erziehungsmittel. Das zog. Fr das neue Ger„t gab es praktisch keine Spiele, schon gar nicht fr den Betrieb an einem Monochrom-Monitor, aber das machte nichts. Mit dem mitgelieferten ST-BASIC herumzumachen war fr mich aufregend genug, insbesondere bei den Grafikbefehlen gab es viel Neues zu entdecken. In dieser Zeit fing ich wohl auch an, mir regelm„áig Zeitschriften (Happy Computer) zu kaufen. Durch den Schulbus lernte ich einen anderen Gymnasiasten aus einem Nachbarort kennen, der etwa 2, 3 Jahre „lter war und sich unheimlich gut mit dem Ger„t auskannte, vor allem aber jede Menge Software aller Art hatte, (Hey, Stephan H...k, wenn Du das hier jemals lesen solltest, melde dich doch mal!) die er mir gerne kopierte. (Ahem) So kam ich dann auch an ein besseres, schnelleres BASIC, Spiele - und Demos. Das einzige Problem war, daá 10 Leerdisketten damals noch an die 60 Mark kosteten. W„hrend einer l„ngeren Krankheitsphase kauften meine Eltern einen weiteren Farbfernseher mit Anschluákabel an den Computer und so kamen wir das erste Mal in den Genuá eines Farbspiels - Joust. Das war ein irrer Spaá, dieses Spiel zu zweit zu spielen - mit einem Joystick, man wechselte sich einfach ab. Mit der rechten Maustaste bernahm der Eine das Fliegen, der Andere mit dem Joystick das Lenken. Joust sollte mich nicht mehr loslassen. Und auch oben erw„hnte Demos nicht, die ich mir ja nun endlich ansehen konnte. Ich war begeistert von den Sachen, die diese komischen Typen (hatten ja alle Pseudonyme) auf den Monitor zauberten und mein gr”áter Wunsch wurde es seit dieser Zeit, einmal dort dabeizusein. Bei den Demoprogrammierern. Žhnliches aus dem Ger„t rausholen zu k”nnen. Und jene kennenzulernen, TEX, Level 16, TNT-Crew und wie sie sich sonst noch nannten, und auch einmal bei den "Greetings" aufzutauchen. In der Zeit, wo andere Kinder also drauáen rumalberten saá ich meist alleine vor der Kiste, mit GfA-Basic Stufe um Stufe auf der Programmierleiter hochkletternd. Erfolge blieben nicht aus. Meinen einzelg„ngerischen Weg verfolgte ich weiter. Ich brauchte andere nicht, konnte mich wirklich hervorragend selbst besch„ftigen. Aber so fgten sich die Steine aufeinander. H„nseleien in der Schule, die Schwierigkeiten mit jenem launischen Freund, der so nett sein konnte aber auch mit "A..loch" oder „hnlichem nicht sparte, wenn es mal im Schulbus mit Platz-freihalten nicht klappte (aber eigentlich brauchte es dafr keinen Anlaá...), entt„uschte Unterstufen-Lieben :-) und was-weiá-ich-noch-fr-Dinge fhrten mich in eine Art H„áliches-Entlein-Bewuátsein, oder legten zumindest den Grundstein dafr, genau kann ich's nicht sagen. Der groáe B„r bin ich noch nie gewesen. Ich war immer recht schm„chtig (was sich bis heute nicht ge„ndert hat) und den meisten in meinem Kreis k”rperlich unterlegen. Ich kam mir ziemlich alleingelassen, ungeliebt und unbeliebt vor und suchte so meine Freude eben in dem, womit ich mich auskannte. In der siebten Klasse, anl„álich der Wahl der zweiten Fremdsprache, wurden die Klassen erneut durchgemischt. Neue Leute gab es zu entdecken, neue, und zumindest eine echte Freundschaft entstand, aber an meiner Situation, dennoch alleine dazustehen - das war die ganze Zeit mein subjektiver Eindruck - „nderte sich dadurch nicht viel. Um doch wenigstens etwas Aufmerksamkeit zu bekommen, wahrgenommen und registriert zu werden, griff ich einmal zu einem ganz pragmatischen Mittel - wenn man mit einem groáen Pflaster bzw. Schnitt in die Schule kommt konnte man sicher sein, daá sich dann andere - wenn auch nur fr kurze Zeit, das war das Dumme daran - mit einem besch„ftigten. Es muá in dieser Zeit gewesen sein, als ich das Pseudonym annahm, unter dem ich auch sp„ter produktiv war. Brataccas von Psygnosis war eines der ersten Spiele, die ich fr den Computer in die H„nde bekam, und das auch mit dem Monochrommonitor lief (man konnte sogar w„hrend des Spiels den Monitor wechseln!...). Es ging dabei um jemanden, der undercover auf einer Art Mondbasis ankommt, um hier Beweise fr seine Unschuld zu sammeln. Die ganze Hintergrundstory kenne ich nicht, aber das war die Handlung, durch die R„ume laufen, Dokumente aufsammeln, auf der Flucht sein vor denen, die einem da ans Leder wollten. "Kyne is guilty". Mit Kyne konnte ich mich vollkommen identifizieren. Ich fhlte mich auch allein und unverstanden, ausgestoáen. Und ging in dieser Rolle voll auf, begann ab da eine Art Doppelleben zu fhrend. In der Schule Sebastian, die Mauerblume, das h„áliche Entlein, wenn ich das so sagen kann, auf dem Rechner Kyne, der z„he Programmierer, der "einsame Wolf". Autoaggression Die depressive Grundstimmung verst„rkte sich. In der Mittelstufe ist man noch nicht so reif, daá man sich Gedanken ber Sinn und Unsinn des Lebens macht - ich war's zumindest nicht - deswegen blieb es im wesentlichen bei dieser Stimmung. Deswegen vom Haus zu springen, oder was andere Leute machen wrden, kam mir (noch) nicht in den Sinn. Mit meinem Kummer trug ich mich alleine herum. Nicht, daá ich das h„tte tun mssen, zu meinen Eltern hatte ich immer ein ganz gutes Verh„ltnis (auch wenn die es mit etwas Sorge sahen, wieviel Zeit ihr Sohn mit dem Computer verbringt, und das verst„rkte das sich-unverstanden-fhlen noch etwas), ich tat es einfach. In der sechsten Klasse bin ich w„hrend einer "Verfolgungsjagd" mal unglcklich in das Gelenk einer Toilettentr gekommen. Ich und andere hatten unsere helle Freude, Uli (der "Sch”nste unter den Butterf„ssern", wie er geh„nselt wurde) durchs ganze Haus zu jagen. Der Gejagte hielt es fr eine gute Idee, sich im Keller in den Toiletten einzuschlieáen, - und schlieálich hatte ich zwei Finger im Trgelenk derselben. Und eine Stunde sp„ter die Hand in Gips. Seitdem wuchs dieser eine Fingernagel etwas merkwrdig. Mit einer anderen Farbe, viel dnner, anders. Anders. Und an einem Abend in so einem depressiven Tief hielt ich es, mit Pinzette und Zange ausgerstet, fr „hnlich sinnvoll, mir genau den zu ziehen. Warum, kann ich nicht sagen. Aber der Schmerz war in dieser Situation nichts wirklich unangenehmes. Man sprt irgendwie, daá man lebt, wenn der ganze Finger pulst... Materialismus Mein Lieblingsfach war seit der Grundschule Mathe, auf dem Gymnasium kamen nun noch Physik und Biologie dazu. Und ich verlieá mich natrlich darauf, daá das, was mir in der Schule erz„hlt wurde, auch richtig war. In Biologie hatten wir dann diese "wunderbaren" Filme ber Evolution. Per Zufall zum Einzeller (Pantoffeltierchen oder etwas „hnliches), ber primitive Vielzeller (Volvox-Kugelkolonie) weiter - bis schlieálich zum Menschen. Wer hat sie noch nicht gesehen, diese Streifen. Hinterfragt habe ich das alles nicht, und es erschien mir auch schlssig, da man eine gewisse Žhnlichkeit insbesondere zwischen den S„ugern nicht abstreiten kann. (Daá das aber auch daran liegen kann, daá dahinter ein- und derselbe Erfinder steckt, kam niemandem in den Sinn). Ich kann nicht genau sagen, woher es kam, daá ich Gott immer feindlicher gegenberstand. Obwohl ich ein ziemliches Jammerleben fhrte, wollte ich partout nicht, daá jemand anderes darber bestimmt - und genau das h„tte Gott ja bedeutet, daá es in der Tat eine bergeordnete Instanz gibt, mit der man nicht ber richtig und falsch diskutieren kann. Evolution wurde damals festes Werkzeug in meiner Gott-hau-ab-Argumentekiste. "Die Wissenschaft hat ja wohl gezeigt, daá die Bibel totaler K„se ist (insbesondere die ersten Seiten)", so h„tte ich geantwortet. "Die Wissenschaft" und "der Fortschritt" genossen mehr und mehr mein totales Vertrauen. Zeit des Aufbegehrens In diesem Alter, in der Mittelstufe, war das Grenzen-austesten, aufmpfig sein ein normales pubert„res Ph„nomen, aber diese feindliche Haltung gegenber Gott in erster Linie (und die Kirche in zweiter), dieser Geist der Rebellion und des Aufbegehrens schwebte einfach in der Luft, anders kann man es kaum ausdrcken. Als im Religionsunterricht das Thema Qumran - wo ein arabischer Hirtenjunge in der 40ern (oder so) antike Papyrusrollen gefunden hat - behandelt wurde, lag es in der Luft: "Der Bibel ist nicht zu trauen, alles wurde verf„lscht im Laufe der Zeit..." Beim Thema Apokryphen lag es auch in der Luft: "Der Bibel ist nicht zu trauen, in den Apokryphen steht es, wie's wirklich gewesen ist..." Und dann die blichen Reizthemen Katholizismus, Papst, Z”libat und das groáe weite Feld moralischer und unmoralischer Dinge. (Und niemand machte sich die Mhe, selbst einmal nachzulesen, wie es "geschrieben steht" - die Ablehnung der Kirche ging - obwohl zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe - unmittelbar ber in eine totale Ablehnung aller Dinge die mit Gott zu tun haben.) Einem Eugen Drewermann wurde - obwohl man gar keine Ahnung hatte, was der Mann berhaupt wollte - sofort groáe Sympathie entgegengebracht, weil man zumindest das wuáte, daá der Krach mit der Kirche hat, und schon deswegen hatte der bei uns einen groáen Stein im Brett. Vor allem aber wurde mir der schlichte Name "Jesus" ein totaler Dorn im Auge. Wenn von ihm die Rede war wurde ich kribbelig. Ich wuáte von seinem Absolutheitsanspruch, und dafr konnte ich ihn absolut nicht leiden, wollte nichts mit ihm zu tun haben. Assembler In der neunten Klasse fing ich an, mir Assembler auf dem 68000er beizubringen. šber l„ngere Zeit hatte ich Zeitungsartikel und Sourcecodes gesammelt - mein groáer Schatz war die "Hexer"-Serie ber TEX aus dem ST-Magazin von 1988 - und nach zwei Wochen in Hamburg bei einem Bekannten (der mich auch ”fters unterbutterte - wo ich auch hinkam, das begleitete mich echt auf Schritt und Tritt :-) kam ich mit dem Devpac-Assembler im Gep„ck nach Hause. Im Schulbus schaute ich mir die Listings durch und versuchte die Dinge nachzuvollziehen - Assembler ist eine ganz sch”n abstrakte Sache, erst in der neunten kam ich damit zurecht. Kontakte zu anderen Programmierern entstanden durch Inserate, und die ersten Erfolgserlebnisse mit der neuen Programmiersprache stellten sich ein. Know-How-m„áig ging es schnell voran - innerhalb kurzer Zeit hatte ich dann den ersten Sternplotter (Sternenfeld) in mehreren Ebenen laufen, Laufschriften, Bild ein- und ausblenderoutinen, Sprites (bewegte Grafiken), Distorter (verzerrte Grafiken), sp„ter kamen die "tricky" Dinge wie Raster, Border”ffnen, Rasterbars, Sound-Aussteuerungsanzeigen, Samplereplay und noch einiges andere. Mit Freezer-Cartridge und Reassembler er”ffneten sich weitere interessante Perspektiven. Was sich jedoch die ganze Zeit ber nie einstellte, war anhaltende Freude. Es war immer dasselbe: In irgendeinem Demo gab es einen Effekt, den ich auch "drauf haben" wollte, dann verging einige Zeit mit Grbeln wie der wohl funktioniert, ein paar lange N„chte vor dem Bildschirm, und schlieálich lief der Effekt, manchmal das Original noch bertreffend, auch auf meinem Rechner, und die Freude war groá. Und die Freude war auch schnell wieder weg. Da war einfach keine wirkliche Befriedigung, solange ich nur alleine vor meinem Computer Know-How auf Know-How stapelte, anonym und fernab von der Szene, die ich doch unbedingt kennenlernen wollte. Zu der ich dazugeh”ren wollte. Dann hab'ich Erfllung - dachte ich mir. D.C.C.#1 Diese Gelegenheit kam 1993. Ein befreundeter Atarianer, den ich auch per Inserat kennenlernte, bekam ein Invitation-Intro fr die D.C.C.#1, die "Dresden-Coding-Convention" in die H„nde, einer Party, die von einer gewissen Gruppe namens NewLine organisiert wurde. Und da fuhren wir zusammen hin. Dieses Treffen sollte den Einstieg in die "Szene" bilden. Hier kam ich dann mit denen zusammen, meinen Vorbildern. Die Zeit von TEX und den anderen ST-Pionieren war zwar bereits lange zuende, dafr waren andere Gruppen auf der Bhne aufgetaucht, und ein paar von denen war auch dort in Dresden vertreten. Ein Team namens TNB fragte mich, ob ich mich ihnen nicht anschlieáen wollte. Sie waren auch erst seit kurzer Zeit dabei und noch recht unerfahren, und jemand Assembler-kundiges war hochwillkommen. Hier, durch TNB, lernte ich auch Gerald kennen, einen Musiker, der fr mein weiteres Leben und dessen Wende noch eine groáe Rolle spielen sollte. Ebenso machte ich hier Bekanntschaften mit anderen "Gr”áen" der Demo-Welt, mit Leuten, mit denen ich eine gewissen Seelenverwandtschaft zu haben glaubte, hatten wir ja schlieálich alle dasselbe groáe Hobby. Existentielles Eine faszinierende Entwicklung begann, und rckblickend ist ab hier die Zeit, wo Gottes Fingerabdrcke in meinem Leben fr mich ganz besonders deutlich werden. Die Jahre gingen ins Land, und mittlererweile besuchte ich die Oberstufe. Die existentiellen Fragen des Lebens tauchten auf, und insbesondere die Frage nach der Zukunft machte mir zu schaffen. Vor der hatte ich Angst. Da kommt nichts gutes, dachte ich. Da waren die Nachrichten ber das Ozonloch. šber den Treibhauseffekt. šber die Wasserverschmutzung. šber die Massen von Atommll, die sich ansammelten, und deren Problem der Entsorgung nicht gel”st war. Die Tierarten, die tagt„glich ausgerottet wurden und werden. Die Umwelt und ihre Zerst”rung lagen mir besonders schwer auf dem Herzen. Dazu kamen die anderen schlechten Prognosen bezglich Rstung und Krieg, Kriminalit„t, Arbeitslosigkeit, Gewaltspirale etc. etc. Das alles lastete schwer auf mir. Bezglich der Zukunft sah ich vollkommen schwarz ("Ich bin nur Realist..."). Das war das Sahneh„ubchen zuzglich meiner ganzen anderen Probleme, die sich ja auch nicht gebessert hatten in der Zwischenzeit. Viele meiner Jahrgangsstufenkollegen l„uteten, was die "Besch„ftigung mit dem anderen Geschlecht" anging (das in der Zwischenzeit immer interessanter geworden war :-), bereits die zweite oder dritte Runde ein. Jeder hatte so seine Freundin, nur mit mir konnte keine was anfangen, und ich konnte mir nicht erkl„ren, woran das wohl lag. Alle Versuche meinerseits verliefen frher oder sp„ter im Sand. Garantiert. Heute bin ich froh darber, aber damals hatte ich daran arg zu knabbern. Und die Besch„ftigung mit dem Computer brachte auch nicht die Freude und Befriedigung, die ich mir erhoffte. In der Zwischenzeit waren mehrere kleine Intros entstanden, ein gr”áeres fr TNB's Diskmag "Undercover", dieses und jenes kleines Utility, aber die Freude darber, ein Projekt abgeschlossen zu haben, hielt nie lange an. 3D-Programmierung war am Anfang eine echte Herausforderung. Mal selbst so einen sich drehenden Drahtgitterwrfel zu programmieren oder ein anderes Objekt, das war fr mich ein Meilenstein. Aber kaum war die Hrde genommen war die Freude darber schon wieder weg. So suchte ich mir neues Ziel um neues Ziel, aber richtige, dauerhafte Freude gab das nicht. Und auch das mit-dabei-sein, zur-Szene-geh”ren war nicht der groáe Bringer. So oft telefonierte oder schrieb man sich auch nicht, wie ich das frher dachte. Und pers”nlich sah man sich nur ein, zweimal im Jahr auf den Parties, die regel- m„áig stattfanden, sonst aber, wegen der meist groáen Entfernungen, nicht. Mit TNB ging es aufw„rts. Das Diskmag UnderCover hatte schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, wir waren oder wurden "wer". Aber jedesmal, wenn ich einen mir festgesetzten Meilenstein erreicht hatte, kam kurze Zeit sp„ter die ernchternde Frage "Und das war's jetzt gewesen?". Das war auch sp„ter nicht anders. Nach anf„nglicher Begeisterung fr die neue Hardware und die M”glichkeiten, die sich auf anderen Rechnern und Prozessoren boten - MC68000, MC68030, DSP56001, RISC, 80x86, ist alles das Gleiche -, flachte die Freude ber Erfolge immer schnell wieder ab. Vormalige "Bcher mit sieben Siegeln" - Hardwaretricks, 3D, etc. - waren schnell ausgelesen und wurden langweilig. "Und ich wandte mich hin zu allen Werken, die meine H„nde gemacht, und zu der Mhe, womit ich wirkend mich abgemht hatte: und siehe, das alles war Eitelkeit und ein Haschen nach Wind; und es gibt keinen Gewinn unter der Sonne." - Prediger 2,11 Leere So kam alles zusammen. Die Hohlheit meines eigenen Lebens wurde mir immer mehr bewuát, alles, das ganze Leben erschien mir von Tag zu Tag sinnloser. Wofr? Wofr alles? Die Lernerei in der Schule ging mir so elend auf den Keks, dazu die nagende Frage "Wofr lernst Du eigentlich den ganzen Krempel?". Die Zukunft sah raben- schwarz aus. Meine Mitschler kamen ganz offensichtlich auch ohne mich gut zurecht, meine Mitschlerinnen sowieso, das hatte ich ja nun oft genug erfahren. Das ganze Klima war so eisig, daá die Leute morgens nichtmal den Mund fr ein simples "Hallo" oder "Guten Morgen" aufbekamen. Was hatte mir die Welt berhaupt zu bieten? Ich hatte mich mit dem Gedanken abgefunden, sowieso eines Tages mal unter der Erde zu liegen. Da ich nur ein "veredelter Affe" war, der seine Existenz nur einem mehr-oder-weniger glcklich-dummen Zufall verdankt und "Mutation und Selektion" - Gott hatte ich ja aus meinem Weltbild fortgeschafft - hatte ich auch in dieser Hinsicht keinen tieferen Sinn zu erwarten. So packte ich eine Rasierklinge in mein Portemonnaie, die mein best„ndiger Begleiter wurde, und ich genoá die neue "Freiheit", jederzeit Schluá machen zu k”nnen, wenn es mir zu bunt wurde. Ich wartete nur drauf. Eine Wanderung auf des Messers Schneide, im wahrsten Sinne des Wortes. Und ich hab' es wirklich als Freiheit empfunden, in dem Wahn. Unten, erstes Mal Zum entscheidenden Punkt kam es die n„chste Zeit nicht. An einem ganz blen Tag, an dem ich mal berhaupt nicht mehr weiter wuáte, heulte ich mich bei einer ganz flchtigen Bekannten im Herrengarten in Darmstadt vollst„ndig aus. Ich kannte sie wirklich kaum. Danach ging es auch kurze Zeit, kurze Zeit wieder aufw„rts. Kurze Zeit, denn die Probleme waren ja nicht beseitigt, alle Fragen harrten nach wie vor einer Antwort. Aber das sollte ein neuer Anfang werden, und nach diesem Nachmittag gab ich mir einen Ruck und wollte von nun an mal aus meinem Schneckenhaus hinaus von mir aus auf andere zugehen, mich berwinden, ber meinen Schatten springen und selbst Initiative ergreifen. Das ging auch, aber, wie gesagt, auch nur fr eine kurze Zeit. Weiter unten, zweites Mal Aber ein paar Wochen sp„ter war ich wieder am selben Tiefpunkt, und nach einem tristen Nachmittag im "Dieburger" Biergarten (eigentlich falsch, es máte heiáen "Biergarten in der Dieburger Straáe" - in Darmstadt) auf dem Weg auf die Marienh”he, um mich dort auf eine Bank zu setzen und mich auslaufen zu lassen. Ich stellte mir das nicht allzu schwierig vor, so schmerzhaft konnte das nicht sein - hatte schon vorher mal im Affekt die Linie mit einer scharfen Pinzette gezogen, und das war wirklich auszuhalten - und wenn es doch einen Gott gibt, das wird schon klappen, daá ich dem mein "Leben"-beschriftetes P„ckchen zurckgebe. Ich bin ein Narr gewesen. Wie ich vor dem berhaupt dastehe, daran hatte ich nicht einen Moment gedacht. Gott-sei-Dank, und das kann ich wirklich so schreiben, an dem Abend hat mich auf halbem Weg doch "etwas" zurckgehalten. Zum einen Teil hatte ich doch Bammel vor so etwas endgltigem, zum anderen Teil hat Er sich in den Weg gestellt. Er wollte mich nicht ins offene Messer laufen lassen. Joseph Weizenbaum Die Computer-Entwicklung und Automatisierung begann ich zu Oberstufenzeiten schon etwas kritischer zu sehen. Am Horizont zeichnete sich zus„tzlich zu den anderen Katastrophen diese šberwachungsmaschinerie und totale Kontrolle ab. Durch meine Besch„ftigung und "1984" hatte ich ein Auge dafr bekommen, was fr Gefahren in der Hochtechnisierung lagen. Mein Fortschrittsglaube - der ja doch irgendwie vorhanden war, fr mich pers”nlich sah ich zwar nur eine dstere Zukunft, aber global gesehen hegte ich doch die Hoffnung, daá sich die Menschen mit Hilfe der Technik vielleicht doch noch den Himmel auf Erden schaffen - bekam erste Risse. Im Ersten kam an einem Tag dann abends eine Reportage von Gero von Boehm (oder so) ber drei oder vier Vision„re in der Computerbranche. Dabei waren Marvin Minsky vom MIT-Media-Lab, Danny Hillis von Thinking Machines, ein Informatiker der eine Art sehenden Chip entwickelt hat und wohl noch jemand, den ich aber vergessen habe, und, - als einzig vernnftige Stimme - Joseph Weizenbaum. "Marvin Minsky ist einfach gr”áenwahnsinnig", dachte ich mir. "Gehirn mit Computer koppeln, total bekloppt, der Mann hat doch ein Rad ab". Diese ganze Cyber-Kultur war mit zuwider (die Begeisterung fr Gibson's "Neuromancer" konnte ich ebenfalls nie nachvollziehen). Danny Hillis wirkte etwas weniger abgedreht, war mir aber immer noch zu vertr„umt, als er von seinen massiv-parallelen Rechnern erz„hlte. Naja, und der Informatiker, der hatte seine helle Freude, ein kleines Auto zu "erschrecken", auf das er sein Chip-Auge montiert hatte und das dann jedesmal in eine andere Richtung davonfuhr. Der war das groáe Kind von den dreien. Von Joseph Weizenbaum war ich angetan. Der hatte ein wachsames Auge und vernnftige Ansichten. Der sah die ganze Entwicklung kritisch, wagte es, das alles zu hinterfragen. In der Stadtbibliothek schaute ich nach Bchern von ihm, die ich dann auch gleich bestellte. "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft" wurde ein pr„gendes Buch - in dieser Zeit - fr mich. Und fhrte mich auf den Weg, nur noch fr mich selbst zum Spaá zu programmieren. Ursprnglich hatte ich gedacht, nach der Schule mal Informatik zu studieren - sollte die mal vorbei sein und ich noch am Leben - aber nun fing ich an davon Abstand zu nehmen. Ich wollte die ganze Entwicklung nicht auch noch f”rdern, indem ich in der Branche nach einem Job suche. Das ist die wunderbare, faszinierende Entwicklung: Wie Gott mich hier von meinem sturen, blinden Fortschrittsglauben wegholte. Langsam Stck fr Stck, aber dennoch stetig weg vom Fortschrittsglauben, (ber einen Umweg) hin in seine Richtung. Sanft, weh hat's nicht getan. Ich wurde offener. Zun„chst natrlich fr alles m”gliche, aber wie sollte das in diesem Zwischenstadium auch anders sein. Was ich frher nur zu gerne machte, mich ber "Glauben" lustig zu machen ("Glauben ist nicht Wissen...") und die "unaufgekl„rten, naiven Leute" durch den Kakao zu ziehen, die noch an das M„rchen von einem Gott glauben - wo doch jedes Kind weiá, wie's wirklich gelaufen ist, "n„mlich mit Ursuppe und nix mit 6 Tagen" - das war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr m”glich. Zu hart hatte ich selbst erfahren, was das heiát, allein ein vollkommen hohles, sinnloses Leben ohne Zukunft zu fhren, so daá ich eine regelrechte Sympathie Menschen gegenber zu empfinden begann, die ber der Sinnlosigkeit ihres Lebens Trost und Hoffnung bei einem Gott, in einer Religion - egal welcher Art - suchten. Nun konnte ich das nachempfinden. Und ich sympathisierte mit dem Gedanken, daá es da noch etwas "ber uns gibt" (wovon ich natrlich nicht wuáte, wie das aussehen sollte), und fand diese M”glichkeit immer reizvoller. Von den gottlosen Philosophen, deren Theorien wir im Religionsunterricht durchkauen muáten, hatte ich die Nase voll, wuáte mittlererweile, daá die auch nicht helfen k”nnen und betrachtete es auch nicht mehr als gute Sache, anderen Menschen den Glauben madig zu machen. Alien Der Weg zum Richtigen fhrte allerdings ber einen groáen Umweg. Den Film "Alien" (mit Sigourney Weaver) fand ich schon lange Zeit unheimlich faszinierend - und habe, seitdem eines Morgens im Radio dessen Fernsehauffhrung angekndigt wurde, den Namen H.R.Giger nicht mehr vergessen - der Schweizer "Knstler", der das Alien (eine bizarre Mischung aus Reptil und Insekt) Ende der 70'er entworfen hatte. Auf einem Bcherstand im Darmst„dter Hauptbahnhof entdeckte ich 1994 dann einen seiner (preiswerteren) Bildb„nde, und setzte mich immer intensiver mit ihm und seiner "Kunst" auseinander. Es blieb nicht bei diesem einen Bildband, andere seiner Werke gesellten sich nach kurzer Zeit dazu. Obwohl alles andere als sch”n oder „sthetisch faszinierten mich die Bilder. Die dsteren Farben, die bizarre Verquickung von Biologischem - Lebewesen - und Technik - Metall, Glas - zu "Biomechanics" bt auf viele eine groáe Faszination aus. Ungesunde Neugier Gigers Sicht der Welt kommt in nicht wenigen Bildern klarstens zum Ausdruck. Die ganze Symbolik - hier ein Pentagramm, da ein umgekehrtes Kreuz - als auch die Texte in den biographisch angehauchten Bildb„nden offenbaren dem Leser schon nach kurzer Zeit, in welchen finsteren Kreisen er sich bewegt, und wen er mit seinen Bildern augenscheinlich verehrt - das Wesen, das auch die Bibel bestens kennt, den "Menschenm”rder von Anfang" und "Vater der Lge". Ich war zu dieser Zeit wie beschrieben noch gegenber jeder Weltanschauung aufgeschlossen, den ganzen okkulte Krempel fand ich zumindest "interessant" und hielt das fr ein Gebiet, in das man hineinschnffeln - mehr wollte ich gar nicht - kann, ohne sich dabei geh”rig die Pfoten zu verbrennen. Dementsprechend schnell war ich im Besitz "richtiger" Bcher (die ich an dieser Stelle aus einsichtigen Grnden nicht nennen will). Das alles muá so im Sp„tsommer bis Herbst 1994 gewesen sein. Mit Gerald verband mich mittlererweile eine oberfl„chliche Freundschaft, seitdem er mich seit dem Sommer mehrmals besucht hatte. Geschrieben hatten wir uns schon l„nger, aber an diesem einen Tag waren er und Torsten gleichzeitig zu Besuch, und im "Gorki Park" in Darmstadt hatten wir - neben anderen Themen - ein sehr intensives Gespr„ch ber dieses Thema (bei dem sich Torsten, bis heute [?] sehr zurckh„lt :-). Geralds Autoaufkleber (ein Fisch mit dem Satz "Vorsicht Jesus Freak") war mir anf„nglich ein echter Dorn im Auge. "Oh Mann, was fr 'ne Type hast Du dir denn da geangelt..." dachte ich zuerst, aber nachdem wir uns nun schon etwas besser kannten und er doch wirklich ganz nett zu sein schien blickte ich wohlwollend darber hinweg. Die beiden schwarzen Bcher (von denen Gerald nicht gerade angetan war) besch„ftigten mich. Das erste, Kleinere hatte ich bereits ganz durchgelesen, aber erst das Zweite kam "richtig zur Sache", und mir gingen die Augen auf. Innerhalb einer Woche war mein damaliges Weltbild - indem fr einen "Lieben Gott" nun schon etwas Platz war, fr etwas anderes aber nicht - nur noch Schutt und Asche. Schloá Falkenberg, Wabern - Rckblick W„hrend der Mittelstufe (wenn ich mich nicht irre) waren wir mal von der Schule aus auf "Besinnungstagen" in einem wirklich christlichen (d.h. auf dem Boden der Schrift) Therapiezentrum fr Drogenabh„ngige in Nordhessen. Ich kam zu dieser "frommen" Aktion aber nur mit, weil es fr die Daheimgebliebenen sonst eine Woche Blockunterricht - und der ist sehr unangenehm - bedeutet h„tte. Die Aussicht auf ein "gediegenes Bes„ufnis" war da wesentlich angenehmer. Fr die Woche waren neben der Besichtigung der Therapieeinrichtung und der einzelnen Arbeitsst„tten auch Gespr„che mit den Leitern ber ihre Arbeit, Erfolge und Grundlagen geplant - von denen ich alles andere als begeistert war. "Naja, vom Heroin-Trip runter, auf dem Jesus-Trip drauf, wo ist der Unterschied" dachte ich damals noch - und, es lag in der Luft, die anderen dachten „hnlich. An einem Abend sollte ein Gespr„ch mit einem Ex-Junkie stattfinden, das ich - ich weiá nicht ob ich's Glck oder Nichtglck nennen soll - nicht mitbekam, da ich in der Kche mit Abwasch splen besch„ftigt war. Johnny's Geschichte war fr meine aufgekl„rten Mitschler mitsamt den Lehrern (davon ein Pfarrer) allerdings eine irre Keule - nicht wegen seiner blen Vergangenheit, sondern wegen seiner (neuen) Sicht der Dinge. Und in keinem einzigen von unseren modern erzogenen K”pfen war noch Platz fr einen Teufel und die Gerichte, von denen die Offenbarung neben anderen Stellen in aller Deutlichkeit spricht, und die Johnny an diesem Abend den anderen plastisch vor Augen malte. Es muá ein ziemlicher Hammer gewesen sein. Die Weltbild-Abriábirne Und dieses "moderne" Weltbild, mit dem ich aufgewachsen war, dieses war innerhalb krzester Zeit in Trmmer gehauen. Auf einmal waren meine Augen dafr aufgerissen worden, daá es tats„chlich mehr gibt als diese materielle Welt, eine unsichtbare. Und etwas wirklich B”sartiges, mit dem ich mich hier eingelassen hatte. Ich hing vollkommen in der Luft, hatte nichts mehr zum festhalten, fhlte mich wie im freien Fall. Die beiden Bcher wurden mir unheimlich und ich wollte nichts lieber, als sie loszuwerden. Ich wollte mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben. An einem Herbstnachmittag 1994 fuhr ich mit Rucksack, Schaufel und dem gr”áeren Buch in den Wald - das andere hatte ich bereits anders beseitigt - und vergrub es einigermaáen tief. Die Stelle lag abgelegen, viele Meter entfernt vom n„chsten Weg. Um sie wiederzufinden legte ich in der N„he zwei markante Holzstcke hin - wo sich ihre Linien kreuzten, hatte ich das Buch vergraben - denn die Stelle war bereits gut getarnt und fiel mir selbst kaum noch auf. Dann machte ich mich auf den Heimweg. "Jetzt bist Du's los", dachte ich. Fehlgeschlagene Buchkompostierung Ein Trugschluá, denn richtige Ruhe bekam ich darber trotzdem nicht. St„ndig war da der Gedanke "Ach, h„ttste's doch bloá verbrannt" und ich sprte, daá das der richtige Weg gewesen w„re, das Miststck ein fr alle Mal richtig, unwiederbringlich zu zerst”ren. Das wrde nun aber sehr unbequem werden und so schob ich es noch einige Zeit vor mir her. An einem Tag ging es dann einfach nicht mehr weiter aufzuschieben. Es war kein gutes Wetter - es nieselte und war kalt - aber von der Unruhe getrieben setzte ich mich auf's Fahrrad und suchte den "Ort des Geschehens" auf. Die Holzstcke waren auch noch vorhanden, und ich begann zu graben. 20 cm, aber kein Buch. Nochmal 20 cm, aber immer noch kein Buch. Und noch tiefer, aber da war kein Buch! "So tief hast Du doch damals gar nicht gebuddelt, es ist bestimmt an einer anderen Stelle." - aber die Stelle paáte, und der Boden ringsherum war im Unterschied hierzu auch total fest. Ich hatte mich nicht geirrt, das Buch war verschwunden. Und Ich bekam eine irre Angst. Was war wohl geschehen? Hat damals jemand zugesehen und es mitgenommen? (Aber warum hat der die Grube dann nicht einfach offengelassen?) Der F”rster? Und was ist, wenn es nun in den falschen H„nden ist? - Mir war klar, was fr ein Unglck das Ding anrichten konnte. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, aber keinen einzigen Klaren konnte ich fassen. Die Grube war schnell wieder zugeschttet, die Schaufel im Rucksack verstaut und ich mit schlotternden Knieen auf dem Heimweg. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, das Buch k”nnte sich nun in den "falschen H„nden" befinden. In der Sackgasse Zuhause ging ich nur noch ruhelos im Zimmer umher und zitterte. Was hatte ich da angerichtet! Und wie sollte ich das wiedergutmachen k”nnen, wenn es jemanden in wirkliche Schwierigkeiten bringt oder gebracht hat? Meine ganze Schuld stand mir in diesem Augenblick vor Augen, im besonderen aber die jngste Sache - mit wem hatte ich mich da eingelassen! Und mir stand vor Augen, daá ich an Gott - wenn es die "andere Seite gibt", dann ihn ja erst recht - schuldig geworden war - an ihm. Und daá ich vor ihm jetzt ganz ganz schlecht dastehe. Das war der Punkt, an den er mich die ganze Zeit haben wollte, das Ziel. Der Punkt, an dem viele Menschen aufgrund ihrer sturen Selbstgerechtigkeit leider nie ankommen, da sie sich die Ohren zuhalten und sein Urteil nicht anh”ren wollen: "Es ist kein Unterschied, alle (ohne Ausnahme, also auch ich!) haben gesndigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes..." (R”mer 3,23). Und hier stand ich nun und wuáte, wenn es nach meiner Schuld geht, habe ich nichts zu lachen. Ach, wenn es doch m”glich w„re, die loszuwerden... (Der Vers geht glcklicherweise noch weiter!) Das war mein allererstes, aufrichtiges, wirklich ernstgemeintes Gebet. "Herr, bitte rechne mir das nicht zu, hol' mich hier bitte irgendwie raus..." - den genauen Wortlaut weiá ich nicht mehr, aber sinngem„á war das der Kern gewesen. Danach geschah erstmal... Nichts. Ich stand auf, aber mein Herz pochte noch genauso wild wie im Wald und ich war auch noch genauso zittrig wie im Wald. Kein "Licht" was auf einmal in meinem Zimmer war, berhaupt nichts auáergew”hnliches. Da hatte sich nichts ge„ndert. Keine Ahnung, wie ich den weiteren Abend verbrachte, irgendwie kam ich dann ins Bett und schlief - oh Wunder - trotzdem bald ein. Neuer Tag Am n„chsten Tag wachte ich von selbst auf - es war Wochenende, oder wir hatten Ferien -, lag noch eine Weile so rum, und erinnerte mich dann an den Vorabend. Sp„testens ab da war ich dann wirklich hellwach, als mir die Sache mit dem Buch wieder in den Sinn kam! Aber - ich hatte Frieden. Die groáe, tonnenschwere Last vom Vorabend war von meinem Herz weggenommen. "Moment," dachte ich, "bild' Dir hier mal nichts ein.". Und ich versuchte mir Sorgen zu machen, griff die Gedanken, die mir am Vorabend noch durch den Kopf rasten - "Was ist mit dem, der es gefunden hat?" - wieder auf... - Aber das klappte nicht. Die Ruhe darber ging nicht weg, da war nichts zu machen. Das fand' ich natrlich gut - und ahnte, daá das sicher mit jenem Gebet zusammenhing. Gott kennenlernen Ab diesem neuen Morgen wollte ich diesen Gott, den ich bereits erlebt hatte, n„her kennenlernen. Bis jetzt wuáte ich ja berhaupt nichts von ihm, nur ein paar Dinge, die Gerald mal so erz„hlt hatte. Im Haus konnte ich dann auch eine Bibel auftreiben - die alte Luther von '56 von meinem Opa (mit historisch-kritischen Quellenanmerkungen :-), die ich schon zum Konfirmationsunterricht mal in der Hand hatte. Da hatten wir auch ein, zweimal drin gelesen. Diesmal war es aber umgekehrt. Diesmal wollte ich es, freiwillig, und niemand hielt seinen Finger drauf. "Von vorne bis hinten gerade durchlesen" hatte ich mir ursprnglich vorgenommen und fing beim 1. Buch Mose mit lesen an - eigentlich schlechte Startbedingungen, wie mir sp„ter oft andere sagten, die zum Einstieg immer Johannes empfehlen. M”glichst ohne Vorurteile wollte ich rangehen und lieá die Sache mit der Sch”pfung - in der Schule hatte ich ja etwas anderes gelernt - einfach mal stehen. Und zeichnete spaáeshalber meinen Stammbaum mit, wenn Geschlechtsregister aufgez„hlt wurden (die sonst sehr schnell langweilig werden). Was mich dabei schnell stutzig machte, war die Tatsache, daá der immer gr”áer und gr”áer und gr”áer wurde und eine Seite schon lange nicht mehr ausreichte. Und ein Ende war immer noch nicht abzusehen - und die erste Frage tauchte auf: "Wer um alles in der Welt h„tte Interesse daran, sich so etwas aus den Fingern zu saugen?" Die Bibel ist kein normales Buch. Was ich sehr schnell spren durfte, war, daá da beim lesen "jemand zieht" - oder anschiebt, wie man's sieht. Vorausgesetzt, man begegnet ihr mit einem offenen Herzen und schreibt Gott nicht vor, was m”glich ist und was nicht funktioniert. Langeweile wollte auch nicht aufkommen, dafr was alles viel zu neu und zu interessant (nicht daá der Eindruck entsteht - langweilig ist sie auch jetzt nicht!). Was mich ebenfalls erstaunte, war die Offenheit, mit der sie ber unsere Schuld spricht. Ich weiá nicht, was Du fr ein Typ bist, aber wenn ich groben Mist gebaut habe, hab' ich doch immer versucht, mich aus der Aff„re und die Sache aus dem Blickfeld zu ziehen. Die Bibel ist anders - da wird nicht vertuscht, was diese(r) und jene(r) auf dem Kerbholz hat, da werden klare Worte geredet und nichts besch”nigt. Man bekommt den Eindruck, daá da "in Wirklichkeit" jemand schreibt, der die Menschen durch-und-durch kennt, aber alles "von oben" sieht - und deswegen so klar ber Unrecht schreiben kann, weil er selbst damit berhaupt nichts zu tun hat. Aus meinem ursprnglichen Plan, sie von vorne bis hinten an einem Stck zu lesen, wurde dann doch nichts. Beim Lesen des 3. Buch Mose war da st„ndig der Gedanke, doch lieber "gleich" mit dem Neuen Testament anzufangen, und nicht erst in einem Jahr, denn solange h„tte es sicher noch gedauert. Es "zieht" jemand. Und sich mit Gottes Wort, mit seinen Gedanken, Ansichten und Absichten zu besch„ftigen hinterl„át vielf„ltige Spuren. Fried Bits #3 Im April 1995 fand die Fried Bits #3 in Bremen statt. Gerald und mich verband mittlererweile eine groáe Freundschaft, die weit ber das gemeinsame Hobby hinausging. Der Herr war nun zum einigenden Band geworden, auch wenn das Tief, durch das Gerald ging, noch einige Zeit anhalten sollte. Durch Ereignisse und Erfahrungen, die er aber besser selbst schildert, hatte er sich einigermaáen weit vom ihm entfernt - uns sein Glck, wie ich, beim Computer gesucht, auch sein groáer Wunsch war es, einmal "dazuzugeh”ren". W„hrend dieser drei Tage wurde unsere Abspaltung von TNB offiziell. Ab nun waren (nur) wir beide die "Spirits", ein Name, der gewissermaáen auch unsere Geisteshaltung ausdrckte, die wir seit l„ngerem teilten - ebenso die Absicht, nur noch "fr uns selbst", "zum Spaá" zu programmieren, denn die Weizenbaum-Bcher hatten auch an ihm Spuren hinterlassen. Schrittweise Im Frhjahr 1995 war Gerald mal wieder in Darmstadt zu Besuch, und an einem Abend saáen wir zusammen im "Gorki Park". "Gerald", sagte ich, "das mit Gott, also daá es den gibt, ist fr mich ¯kein Thema® mehr, den durfte ich ja in der Zwischenzeit kennenlernen - aber das mit der Evolution, ich weiá ja nicht, ob ich mich davon trennen kann.". Wir diskutierten nicht lange darber, fr ihn war Sch”pfung ausgemachte Sache. Und ich war zumindest schon so weit, mich auf faule Kompromisse wie "Theistische Evolution" gar nicht erst einzulassen. Es sollte kein halbes Jahr ins Land gehen. Im Sommer - das Abitur war gut berstanden und die Verabschiedung ist auch schon gewesen, ich hatte mit der Schule also gar nichts mehr zu tun - traf ich mich mit einer Schulfreundin im "Dieburger Biergarten" und wir kamen auf das "Thema Nr.1" (zumindest was fr mich Thema Nr. 1 geworden ist, wahrscheinlich hab ich das damals auch vom Zaun gebrochen) - und daá ich die Vergangenheit der Menschheit nun so annehmen kann, wie es auf den ersten Seiten geschrieben steht. Wirklich, ehrlichen Herzens, akzeptieren. "Britta, das mit Sch”pfung ist fr mich ¯kein Thema® mehr...", so oder „hnlich wird der Satz gefallen sein. Andere Hinweise von naturwissenschaftlicher Seite aus, daá Sch”pfung durchaus - was ich zur "alten Zeit" ja niemals fr m”glich gehalten h„tte - Hand-und-Fuá hat, und Evolution nicht die einzige Deutungsm”glichkeit der Fakten sein muá, ja, sogar plausibler ist, solche Werkzeuge sollte ich erst ein weiteres Vierteljahr sp„ter in die H„nde bekommen. An einem anderen Tag, von dem ich aber nicht mehr sagen kann, wann das war, fuhren wir von der B42 gerade auf die A5 in Richtung Frankfurt auf. Gerald war kurz zu Besuch und wir wollten ein paar Tage zusammen in Wrzburg verbringen. Es war in diesem Autobahnabschnitt, als ich sagte, "Gerald, daá mit Gott und (man beachte die Steigerung "und") Sch”pfung ist ¯kein Thema® mehr fr mich, aber was Jesus Christus bei der ganzen Sache soll, daá verstehe ich einfach nicht." - Diese Frage blieb nicht allzulange unbeantwortet. Als wir das n„chste Mal hier vorbeifuhren erinnerte ich mich an das damalige Gespr„ch, und nun war auch das ¯kein Thema® mehr, wie ich mit nicht geringer Freude erz„hlte. Es "zieht" jemand. Anders kann man das alles kaum ausdrcken. Ge”ffnete Augen Woran ich damals an jenem "schicksalhaften" Herbstabend berhaupt nicht dachte, war die Grundlage, auf der Gott berhaupt vergeben kann. Wie das funktioniert, daá Schuld weggenommen und vergessen wird - und dafr hatte ich noch eine ganze Zeitlang gar keinen Blick. Was ich frher gerne als Ausflucht (anders kann man es nicht bezeichnen) benutzte, war das "Argument" "Mit einem Gott, der seinen sogenannten eigenen Sohn am Kreuz sterben l„át, mit dem lasse ich mich doch nicht ein, was ist denn das fr einer, dem kann man (sich) doch nicht (anver)trauen!?". In dieser Zeit ”ffnete Er mir darber die Augen, daá Er, Gott selbst, es ist, der hier am Kreuz meine Schuld bezahlt und - stellvertretend - meine Strafe tr„gt und damit die Grundlage schafft, auf der er mir gerecht vergeben kann. Das Kreuz stellt es mit aller Deutlichkeit vor Augen: Daá Gott heilig ist und Snde nicht sehen kann, Daá Gott gerecht ist und Schuld gerichtet und bezahlt werden muá - er drckt nicht etwa ein Auge darber zu und l„át fnf gerade sein - Daá Gott uns Menschen liebt und alles gegeben hat, um uns vor Gericht und Verdammnis zu bewahren Daá damit Himmel und H”lle "hammerharte" Realit„t sind Und daá es keinen einzigen anderen Weg der Erl”sung gibt - g„be es ihn, h„tte der Herr Jesus nicht sterben mssen. Weil Er meine Strafe getragen und bezahlt hat - es ist nichts mehr davon brig - darf ich straffrei ausgehen und einen neuen Anfang machen! "Ihrer Snden und Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken" - Hebr„er 10,17 "Wenn eure Snden wie Scharlach sind, wie Schnee sollen sie weiá werden; wenn sie rot sind wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden." - Jesaja 1,18 "Du, du zogest liebevoll meine Seele aus der Vernichtung Grube, alle meine Snden hast Du hinter deinen Rcken geworfen." - Jesaja 38,17 Und weiter? Wie ging es dann weiter? An dieser Stelle h”ren die meisten Zeugnisse auf, und man h”rt manchmal den Vorwurf, die ganze Geschichte h”re sich doch zu regenbogenhaft an - vorher alles ausnahmelos schlecht, nach der Bekehrung alles ausnahmelos gut, eine Vorstellung, die ich anfangs auch noch hatte. Die Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus, mit ihm zu leben, gestaltet einen um. Durch die Schrift bekommt man eine ganz andere Sicht der Dinge. Es ist wie mit einer berschwemmten Berglandschaft - Erst wenn das Wasser absinkt, erkennt man, daá die einzelnen Berge miteinander durch T„ler und Straáen verbunden sind. So „hnlich war es hier. Die Bibel ist kein antiquitiertes, veraltetes Buch, was heute nichts mehr zu sagen hat, ganz im Gegenteil. Dinge, von denen ich vorher nie gedacht h„tte, sie k”nnten etwas miteinander zu tun haben, waren nun auf einmal miteinander verbunden - die ganze Weltsituation mit Umweltzerst”rung, Globalisierung, Automatisierung, die Zuflucht in die unz„hligen ”stlichen Religionen, der moralische Niedergang, diese ganzen Dinge passen hervorragend in das Bild, daá die Bibel ber den Gang der Welt zeichnet. Nur brauchte ich jetzt keine Angst mehr davor zu haben. Aber nicht nur Sichten, auch Ansichten und Aussichten ver„nderten sich. Meine ca. 160 MB Porno-GIF-Sammlung verschwand nach einiger Zeit von der Festplatte ("Man hat's, man brauch's ja nicht" - die stereotype Antwort, die man bei dieser Sache von vielen h”rt), und langsam wuchsen gesndere Ansichten ber diesen Teil des Lebens. Die anderen Giger-Bildb„nde und verwandte Literatur gingen - obschon eines betr„chtlichen Wertes - eines Sommerabends im elterlichen Kamin in Rauch auf, nach etwas Ringen. Ich sprte, daá das Dinge waren, die vom Herrn trennen und Distanz schaffen - eine Gefahr, die jemand, der Gott gar nicht kennt, leider berhaupt nicht wahrnehmen kann. (Vergl. Apg. 19,18-20) Auch viele Rap-CDs, an denen ich frher unheimlich hing, die mir aber mittlererweile wie Dreck erschienen, wurden schnell unbrauchbar. Aus dem frher depressiven, selbstmordgef„hrdeten, schwarzseherischen Sebastian war jemand Neues geworden - ein nun freier, mit Gott Frieden gefunden habender Mensch, der allen Grund zu Hoffnung und Zuversicht haben darf. Das geschah nicht von heute auf morgen, aber rckblickend kann ich das sagen. Er hat mir einen neuen Anfang geschenkt, und nur das ist der Grund, warum ich ber meine Vergangenheit und die Dinge die ich verbockt habe, so schreiben kann - weil Er sie hinter seinen Rcken geworfen und einen groáen Schluástrich darunter gezogen hat. "Daher, wenn jemand in Christo ist, da ist eine neue Sch”pfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden" - 1. Korinther 5,17 Neuorientierung Nun, auf diesem neuen - diesmal festen - Fundament unter den Fáen „nderten sich auch die Ansichten ber die Welt und das Leben an sich. Die Frage, wie ich denn meine begrenzte Zeit hier auf Erden verlebe und in was fr Dinge ich sie investiere stellte sich. Der Wunsch, ein fr die Ewigkeit wertvolles Leben zu leben, entstand. Ein Leben, an dessen Ende ich ehrlichen Herzens sagen kann: Ich hab's gut angelegt, in sinnvolle Dinge investiert, in Dinge, die in Ewigkeit Bestand haben werden. Darauf wurde diese und jene Aktivit„t abgeklopft - auch das (Demo-) Programmieren "nur zum Spaá". Und aus genau diesem Grund sahen wir uns nicht mehr in der Lage, so weiterzuleben und "zum Spaá" zu programmieren wie bisher. Ich durfte mittlererweile aus einer anderen Quelle - best„ndige - Freude sch”pfen. Der Bruch war nur eine logische Konsequenz. Mein Rechner verschwand fr einige Zeit vollkommen im Keller. Das muá gegen Ende 1995 gewesen sein. Gerald war von der Idee anf„nglich berhaupt nicht begeistert - aber bei ihm sollte sich auch noch viel „ndern. Im neuen Jahr gaben wir auch - nachdem ich meinen Rechner wieder aus dem Keller hervorgeholt hatte, aber nun wollte ich ihn nur noch zum schreiben benutzen - unsere Videospiel-Entwicklerkits zurck. Ewigkeit Ich weiá' nicht, inwieweit Du das Programm kennst, wodurch unser gemeinsamer Ausstieg auf der Symposium'96 ”ffentlich wurde. Die Hintergrundstory kann wirklich als abenteuerlich bezeichnet werden. Eines Abends hatte ich pl”tzlich die Idee, basierend auf alten DSP-Codes vom Sommer 1995 eine brennende Erdkugel mit entsprechendem Bibelvers (Endzeitreden in Matth„us 24 u. 25) zu schreiben. Damit w„re die damals investierte Zeit schlieálich doch noch zu etwas ntze gewesen. Das Konzept wurde um weitere Elemente erweitert, und schlieálich war innerhalb krzester Zeit "Ewigkeit" ohne groáe Debugging-Probleme aus dem Boden gestampft und sogar auf weniger als 4kB packbar. Die Symposium'96 stand vor der Haustr und die Idee, das Programm innerhalb des 4kB-Wettbewerbs einer breiteren ™ffentlichkeit zu zeigen klang hervorragend - Bei einem Besuch bei Christian in Karlsruhe, als er mir auch eine Vorabversion des Inter-Lazer- 4ktro's zeigte, sagte ich noch lustlos zu ihm, von uns sei diesbezglich wohl kaum etwas zu erwarten, die Motivation sei einfach null. Der Herr hat Gelingen gegeben, anders l„át es sich nicht bezeichnen. Meine Erk„ltung, die mir vorher tagelang zu schaffen gemacht hatte, war wenige Stunden vor Ankunft in Hamburg wie weggeblasen, vor Ort konnte ich mich sogar von meinem Schal trennen. Ein letzter Effekt (die Karfreitag-Grafik) lieá sich ohne groáen Anlauf noch in das bereits stehende Demo einbauen, und das Ganze unter 4 Kilobyte drcken - alles lief, als die Deadline noch mehr als 12 Stunden entfernt war (die bei einem kniffligen Fehler ganz schnell vergehen k”nnen). Auch die Nachricht, wir sollten uns wegen einer abgegebenen, defekten Diskette nochmal bei der Jury melden, erreichte uns, das Demo wurde zugelassen und lief fehlerfrei auf der Leinwand (auch wenn der allerletzte Satz "The Bible - God's letter to you" nicht gezeigt wurde). Er hat uns berreich beschenkt. Alte Natur Also alles nur noch Sonnenschein? Weit gefehlt, und so durfte ich in der gesamten Zeit einige wichtige Korrekturen erfahren - von Ansichten ebenso wie von charakterlichen Eigenschaften. Nach einem anf„nglichen H”henflug, in dem ich auch sicherlich mehr als einmal ber das Ziel hinausgeschossen bin, folgte eine Zeit groáen Hochmutes und Stolzes. Der dringend notwendige D„mpfer dafr kam im Dezember 1996, und das war eine gute Sache. Es ist m”glich, diesen und jenen Vers tausendmal zu lesen, ohne wirklich mit dem Herzen erfaát zu haben, was er bedeutet. Nun ist mir klarer, was Paulus mit der alten Natur und ihren unangenehmen Eigenheiten meint... Kann man auch "danach" noch auf die Nase fallen? Man kann, und zwar ganz sch”n grndlich. Von einem guten Freund hatte ich zu meinem Geburtstag im Juli 1995 eine 240er-Videokassette bekommen mit dem Zeichentrickfilm "Heavy Metal" in der ersten H„lfte und einem "Sozialkritischen" in der zweiten. "Ich denk' ja nicht, daá ich mir den anschauen werde" - von meiner Festplattenbereinigung schrieb' ich bereits - sagte ich, und nahm mir an einem Tag fest vor, die zweite H„lfte zu l”schen, und landete nach mehrmals kurz und einmal l„nger vorspulen... genau mitten in dem Streifen. Ab da war's dann gelaufen. Es ist wunderbar wieder ein einigermaáen sensibles Gewissen zu haben und Dinge als schlecht zu erkennen, die es sind. Und jemanden, dem man die Last dann abgeben kann, darf und soll, und der "... uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit" (1. Joh 1,9). In der Lebensschule des Herrn werden wie nie auslernen und wohl noch einige Lektionen erhalten. Beim jetzigen Stand soll es nicht bleiben, und darber freue ich mich. Wende zwei Zwischen Winter 1996 und Ostern 1997 bekam auch Gerald einen komplett neuen Anfang geschenkt und durfte viel Gutes erfahren, was er aber besser selbst schreibt. Zivildienst Im Herbst 1995 begann mein Zivildienst im Elisabethenstift Darmstadt, eine Zeit, die, h„tte ich nur drei W”rter, mit wertvoll, pr„gend - und kraá beschreiben wrde. Und von der ich nicht weiá, wie ich sie ohne Ihn berstanden h„tte. Da k”nnen Wertesysteme zusammenstrzen. Mit diesem Krankenhaus hatte ich schon frher durch zwei Schulunf„lle meine Bekanntschaft gemacht und so war das praktisch die erste Adresse. Und nach drei Wochen verstand ich, wieso mir alle anderen Zivildienstleistenden jedesmal "Na dann mal viel Spaá" wnschten, wenn ich sagte, ich wrde auf die und die Station kommen. Das "Patientengut" bestand zum groáen Teil aus „lteren Leuten und Diabetikern, eine ungute Kombination, wenn beides in einer Person vereint ist. Und beim t„glichen Umgang mit Menschen, denen ein oder zwei Beine fehlten, deren Wunden z.T. knochentief waren und einfach nicht verheilen wollten (und nur noch schmodderten) stellt sich die Frage nach der eigenen Zukunft, nach dem eigenen Altern, nach dem eigenen Tod. Und ich bin heilfroh, zu diesem Zeitpunkt bereits (hoffnungsvolle) Antworten darauf gehabt zu haben. Nach zehn, elf, dreizehn Tagen Schaukeldienst hat man kein Tagesged„chtnis mehr. Manchmal wuáte ich nicht mehr, mit wem ich vorgestern in der selben Schicht war. Und die ganze Zeit ber Elend gesehen kann es vorkommen, daá der erste Gedanke, st”át man sich irgendwo das Schienbein an, "Fleisch!!..." ist - Verg„nglichkeit. Ein Wort, fr dessen Verst„ndnis man in der Mittelstufe, wenn in Kunst das Thema "Vanitas" auf dem Lehrplan steht, noch nicht die n”tige Reife hat. Jetzt hatte ich sie. Da war mal eine „ltere Dame, die frher Tanzlehrerin gewesen war und mir alte Fotos aus dieser Zeit gezeigt hat. Tanzlehrerin, und nun das eine Bein nur noch bis Mitte Unterschenkel. Wenige Wochen nach der Entlassung stand ihr Name im "Darmst„dter Echo". Es ist schlimm, alleine dort zu liegen und selbst von den eigenen Angeh”rigen keinen Besuch zu bekommen. Und zu warten. Es ist furchtbar, die Tage wegen einer schlechten Prognose bereits rckw„rts z„hlen zu mssen und nicht zu wissen, was mit dem Tod auf einen zu kommt. Die nagende Ungewiáheit, - "Und wenn doch was dran ist am Gericht?". Und die Vorahnung, daá man dann keine Chance hat. "Ich tue recht und scheue niemand" - ein Selbstbetrug, den man sp„testens dann fallen l„át, wenn man hier (wo man endlich die Gelegenheit und Ruhe dafr hat) sein Leben rekapituliert. Ich war dankbar, den Tod als den sehen zu drfen, als den ich ihn hier t„glich erlebte - als Feind des Menschen, und nicht als den Mechanismus, dem ich meine Entstehung durch "H”herentwicklung" zu verdanken habe - und die Aussicht, daá er nicht das letzte Wort behalten wird. Einer kam zurck. Verg„nglichkeit. Wo kommst Du her, Mensch, und wohin gehst Du. Und wo wirst Du sein in Ewigkeit? Geschwister Wer den Herrn Jesus kennengelernt hat, entwickelt nach einer Zeit den Wunsch, Leute kennenzulernen, die dasselbe erlebt haben. Mein Weg in eine Gemeinde verlief „hnlich kurvenreich wie der Weg zu ihm. Die Besuche in der Kirchengemeinde am Ort, in der ich konfirmiert wurde (und mich seitdem nicht habe blicken lassen) waren nicht besonders erbaulich. Nach den Gottesdiensten "zerstreuten sich die Schafe" auch wieder recht schnell, von einer richtigen Gemeinschaft habe ich nichts mitbekommen. In der N„he vom Elisabethenstift gab es nun eine evangelische Buchhandlung, in der ich oft auftauchte, um Lesestoff zu besorgen - und in der ich mich mit einem Buchverk„ufer anfreundete. Martin war vor knapp einem Jahr von Nordrhein-Westfalen hierher in die Gegend gezogen und war nach etwas Umschauen in der Christlichen Gemeinde Eberstadt fndig geworden. Nachdem ich zweimal mitgekommen bin, habe ich Wurzeln geschlagen. Die "Brdergemeinde" ist fr mich zu einer echten geistlichen Heimat geworden, die ich nicht mehr missen m”chte. Daá ich das dreiviertel Jahr ohne gut berstanden habe, war reine Bewahrung. Was ich hier besonders zu sch„tzen gelernt habe, ist die Liebe und Treue der Schrift gegenber, eine Sache, die man leider nicht mehr oft findet, die aber erst die Basis dafr bietet, zwischen "echt" und "kirchlich" u.„. zu unterscheiden. Im Sommer 1996 trat ich dann auch aus der EKD aus. Ausbildung Die Entscheidung, nach der Schule mit Zivildienst weiterzumachen, kam nicht von ungef„hr. Ich hatte einfach keine Ahnung, was ich nach der Schulzeit machen wollte. Durch den Schichtbetrieb rinnt die Zeit wie Sand durch die H„nde, und im mittleren Drittel wurde es langsam unangenehm. Das Zivildienst-Ende war bereits absehbar. Dann kam ich auf das zurck, womit ich w„hrend der Schulzeit schonmal kurzzeitig gelieb„ugelt habe - MTA, Medizinisch-technischer Assistent. Zu der Zeit, in der andere schon ihre Vorstellungsgespr„che hatten, fing' ich gerade erst an, meine Bewerbungsschreiben zu verschicken. Von den sechs, sieben Schulen im Umkreis war Heidelberg mein groáer Favorit, da die nicht nur im Herbst, sondern auch im Frhjahr Ausbildungsstart haben, was ein ertr„gliches halbes Jahr Leerlauf nach Zivildienstende bedeutet h„tte. "Der Herr wird fr euch streiten, ihr aber werdet still sein" - 2. Mose 14,14. Ein Vers, an den ich die ganze Zeit denken muáte. Beim Vorstellungsgespr„ch ging es gar nicht mehr darum, ob ich genommen werden sollte oder nicht - das schien bereits lange ausgemachte Sache zu sein - es ging nur noch darum, ob ich noch Fragen h„tte! Fr April n„chsten Jahres hatte ich mir einen Platz ertr„umt. Und fr Oktober desselben Jahres einen bekommen! Die Strecke Darmstadt-Heidelberg t„glich mit dem Zug zu fahren ist anstrengend. Die Hinfahrt klappt einigermaáen, aber die Rckfahrt kann von Haustr zu Haustr drei Stunden dauern, ger„t man genau in die Fahrplanlcken. Das denkt man auch nur im ersten Semester, daá das ber l„ngere Zeit gut gehen kann, daher erkundigte ich mich schon bald im Sekretariat wegen eines Wohnheimzimmers. "Oh Herr Hennig, ganz schlecht, vielleicht in einem Jahr. Vielleicht aber auch nicht." war die wenig ermutigende Antwort der Sekret„rin - die mich zwei Wochen sp„ter ins Schulbro rufen lieá, weil da zwischenzeitlich "pl”tzlich ein Zimmer frei geworden ist" - ich weiá, wem ich das verdanke. Taufe Eine merkwrdige Sache, je mehr Zeit ich nun in Heidelberg verbrachte, desto mehr schien ich in Darmstadt echte Wurzeln zu haben. Was verband mich zwischenzeitlich alles mit dieser Stadt! Was habe ich hier alles erlebt! Hier wurde ich gewissermaáen geboren. So freute ich mich umso mehr im Woog - einem Teich in Darmstadt, dem Elisabethenstift genau gegenber liegend! - zusammen mit noch jemand anderem getauft werden zu k”nnen, ein Wunsch, der mir seit ein paar Monaten auf dem Herzen lag. Die Zeit vor und danach war von groáen Schwierigkeiten gepr„gt, in denen ich durch ganz konkrete Verse groáe Ermunterung erfahren durfte. Ausblick? Wie geht es nun weiter? Ich weiá' es nicht genau. Den groben Fahrplan kenne ich, aber den bern„chsten Schritt erfahre ich nicht vor dem n„chsten. Was die globale Zukunft angeht, die steht in groben Zgen fest. Gott kommt mit diesem Planeten an sein Ziel, und wie der Weg dahin aussieht, das kann jeder nachlesen, der es m”chte. Der Herr Jesus kommt wieder. Das hat er versprochen, und anhand der Beschreibungen ist es absehbar. Jahr und Tag und Stunde weiá ich nicht, aber das spielt auch die kleinste Rolle fr den, der Frieden mit ihm hat. Der ist frher oder sp„ter sowieso bei ihm, und dieses Ereignis, das Sehen von Angesicht zu Angesicht mit all den anderen, die ihn lieben, wird allergr”áte Freude sein. Die anderen werden dann leider selbst zusehen mssen, wie sie mit ihrer vor Gott aufgeh„uften Schuld zurecht kommen, wenn keiner mehr da ist, der sie ihnen abnimmt. "Jerusalem, Jerusalem... wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Kken unter ihre Flgel, und ihr (!) habt nicht gewollt!" - Matth„us 23,37 Was meine pers”nliche Zukunft angeht, so werde ich wohl, wenn nichts dazwischen kommt, noch bis zum Examen in Heidelberg bleiben und die drei Jahre Berufserfahrung, die alle anderen fr eine Bewerbung voraussetzen, wahrscheinlich auch dort sammeln. Wohin er mich dann haben m”chte, wird er mir noch rechtzeitig mitteilen. Aber das sind ungelegte Eier. Was Ehe und Familie betrifft, bin ich zuversichtlich, daá Er auch fr mich irgendwo eine liebe geduldige Frau kennt, die es mit mir aush„lt, und die mir in nicht allzu ferner Zukunft (bis ich gelernt habe, was Geduld und Vertrauen ist... und Reife :-) ber den Weg laufen wird. Ich habe allen Grund, mich drauf zu freuen. Und Computer-m„áig? Computer und Programmieren sind nicht mehr Kerninhalt meines Lebens. Keine Ahnung. Ewigkeit fr den Falcon war nicht das Allerletzte, da bin ich im Readme etwas zu voreilig gewesen. Wenn noch mal etwas wirklich "dran" ist und ich auch wirklich grnes Licht dafr habe (was bei der PC-Umsetzung so eine Sache war... aber das ist eine andere Geschichte, gell, Gerald!), werde ich mich auch nochmal an einen Assembler (oder auch was anderes) setzen. Abwarten!! Ich wnsche Dir von Herzen, lieber Leser, daá Du Ihn auch so kennenlernst. Laá' endlich dein so oft bet„ubtes Gewissen zu Wort kommen und mach' Schluá mit deiner Selbstgerechtigkeit. H”re mal auf Seine Stimme und laá' dir zeigen, wie Du wirklich dastehst! Mach' ehrlich Bestandsaufnahme! Und dann ergreif' seine Hand! "Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. [...] Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Snder." - Matth„us 9,12.13 Es ist wunderbar, mit dem Herrn Jesus zu leben. Nicht, daá es dann keine Schwierigkeiten und Probleme mehr gibt, das nicht - aber es ist immer jemand da, in Zeit, und in Ewigkeit. Sebastian. (Wer mir schreiben m”chte, kann das gerne tun. Bei ernstgemeinten Fragen stehe ich gerne zur Seite. Sebastian Hennig In der Wolfskaute 4 64331 Weiterstadt) Buchempfehlungen a.) DAS Buch Die Bibel, revidierte Elberfelder šbersetzung, R. Brockhaus, ca. 25 DM Die Bibel, (alte, unrevidierte) Elberfelder š., R. Brockhaus, ca. 35 DM (Johannes ist ein guter Einstieg!) oder Johannes-Evangelium, Neue Genfer šbersetzung, Genfer Bibelgesellschaft Neues Testament, revidierte Elberfelder šbersetzung, R. Brockhaus/CLV Neues Testament, Hoffnung-fr-Alle (HFA), Die Bibel, Hoffnung-fr-Alle (HFA), je nach Ausgabe ca. 30-50 DM b.) Andere evangelistische Literatur Wilhelm Busch, "Jesus unser Schicksal", Aussaat Verlag, ca. 8 DM Wilhelm Busch, "Jesus unsere Chance", CLV/EG, ca. 4 DM Josh McDowell, "Wer ist dieser Mensch?", H„nssler, ca. 6 DM William McDonald, "Das tat Gott", CLV, ca. 5 DM c.) Joseph Weizenbaum, "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft", Suhrkamp Joseph Weizenbaum, "Kurs auf den Eisberg", Piper Joseph Weizenbaum, "Sind Computer die besseren Menschen?", Piper Gero von Randow (Hrsg.), "Das kritische Computerbuch", Grafit "Wir bitten an Christi statt: Laát euch vers”hnen mit Gott! Den, der die Snde nicht kannte (d.i. Jesus), hat er fr uns zur Snde gemacht, auf daá wir Gottes Gerechtigkeit wrden in ihm." - 1. Korinther 5,20b.21 "Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es h”rt, der spreche: Komm! Und wen drstet, der komme! Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst!!" - Offenbarung 22,17 "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoáen" - Johannes 6,37b "So sage ich euch, ist Freude vor den Engeln Gottes ber e_i_n_e_n Snder, der Buáe tut." - Lukas 15,10 (1-10)